Schöpfen macht frei
Es war ein kalter Dritter Advent an der Kanuanlegestelle am Wasenufer gegenüber dem Kilometer 184 auf diesem mit dem Polarisationsfilter fotografierten Bild.
Auch auf dieser Füllerzeichnung ist das Kilometerschild versteckt zu sehen.
Klaus nahm sich Zeit mit den Einstellungen und verwendete auch einen Polarisationsfilter.
Der Poly-Ballon fasst zehn Liter und stammt von Edgar Harwardt Kulturpreis Baden-Württemberg, der ihn 1993 für sein Neckarprojekt „Wortstrom“ erwarb. Auf dem Ballon klebt meine Fotografie der Stuttgarter Inschrift „Neckar bleibt“ aus dem Jahre 1991, Rollfilm 6×9. Erstmals verwendete ich den Polyballon 1999 am Schillerdenkmal.
„Licht am Ende des Tunnels“, rief Klaus, der hinter mir ging, und mich dann bat, stehen zu bleiben, damit er fotografieren könne. Dann fragte er mich, warum ich dieses Kapitel „Schöpfen macht frei“ nennen wolle. Ich antwortete ihm mit Karl Valentins Worten von der Kunst, die schön sei, aber eben Arbeit mache. Und dass Arbeit befreie, dürfe man ja seit dem Tor von Auschwitz nicht mehr sagen. Deshalb nun „Schöpfen macht frei“.
Und was die bösen Wörter betrifft, so artet die Kultur bereits bei Schiller aus, wie es im Brief an Friedrich Christian von Augustenburg vom 13. Juli 1793 nachzulesen ist, Metzler, oder in anderen Ausgaben. Wen Schiller heute wohl damit meinen würde?
So kamen wir zum Ende des Tunnels. Dort stiegen wir rechts einige Stufen hinunter, wo Klaus einen stromaufwärts stehenden Kran fotografieren wollte, bevor er abgebaut wird. Weiter hinten überquerte eine gelbe Stadtbahn 4 den Neckar von Untertürkeim her. Ollie vom Stammtisch der Friedenau hatte eine Antwort gewusst auf die Frage, wie der Hebel heiße, den der Stadtbahnführer (nicht Fahrer!) vorwärts schiebt, wenn er beschleunigt. So war der Sollwertgeberhebel in den Anfang des Liedes gekommen, während mir Klaus angesichts eines Rettungsseils beim Wasserspiegel am glitschigen Beton der Uferschräge von einer Bekannten erzählte, die sich im Neckar ertränkt hatte.
Verantwortlich für den Inhalt und Text Gerhard Wagner
Fotos, Klaus