Vom Anfangsfinder
Bei der (Ge)denkaktion zum Tag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 2008 ab 14 Uhr beim Schillerdenkmal werden vier Personen ein 18 Meter langes Banner entrollen, das von zwei Flaggenbändern mit den deutschen, israelischen und palästinensischen Farben gehalten, und (unter kursiver Verwendung von Teilen eines Schillerfragments) wie folgt beschriftet ist:
Deine Kartoffeln! Das Holokaust ist in das Geisterreich zu dringen ist das Holokaust ist Vorurteile zu besiegen, ist das Holokaust, das ist nicht des Deutschen Größe / Obzusiegen mit dem Schwert ist nicht das Holokaust und das sind deine Kartoffeln.
Anschließend werde ich versuchen, eine Berührung des Denkmalsockels mit dem Gemisch aus einem Pfund Kartoffelmehls und eines Liters Neckarwassers von der Kanu-Anlegestelle gegenüber dem Kilometer 184 Notizblock und Am Neckarstrand zu vermeiden.
Danach halten die vier Personen das Banner so um den Denkmalsockel, daß mehr als nur ein halber Meter Abstand zu ihm bleibt.
Mit dieser Aktion wird sowohl des Holokausts gedacht, daß bestes Schillerdeutschtum, von besten deutschen Juden fruchtbar anverwandelt, schon bald danach samt diesen selbst von Deutschen in eigens dafür fettrückführungsoptimierten Öfen verbrannt worden war, als auch der gnädigen List der Geschichte, daß der als bedingtem Reflex von gemeingefährlich sündenstolzen Nachgeborenen in einer angemaßt das eigene Volk verachtenden Pseudomenschenfreundlichkeit systematisch beförderten Masseneinwanderung bildungsferner orientalischer Unterschichten mit eben jenem Schillerdeutschtum zu einem Zeitpunkt begegnet werden könnte, da deren youth bulges zu entbrechen drohen. Hat es sich doch durch das Holokaust als eine durch Irrtum gesteigerte Wahrheit bewährt, die also die Gefahr ihres Gegenteils schon bestanden hat, wie Schillers Landsmann Schelling schwäbeln würde, gell, mei’ schpät’s Syschtem, des sott mer net vergesse, bloß weil’ se scho em übernäxschda Herbscht dem Schiller soin’ zwoihondertfuffzigschta täta feiara werda wellet!
Wer bewundert nicht hier, dieses Inbild eines Wegs vom Säugling übers Kind zum Mann als slingshot-Ready-made unseres neuen Michelangelos? Wie herrlich diese Kunst, griffig wie ein Anfangsfinder: Der eingerollte Wulst entlang der frischen Rolle Marken-Haushaltsfolie erspart die fisselige Zupferei, mit der man eine Billigfolie zahlt. Die bevorstehende Aktion am Schillerdenkmal versteht sich aber nicht nur als die Anfangsgabe, sondern auch als einer dreier Gegenstände eines längeren Textes, der zur Zeit entsteht. Er heißt „Mein Schillerjahr oder das, was das Holokaust ist“ und versteht sich so als Beitrag zu Schillers 250. Geburtstag im November 2009, wie ich zu dessen 240. im Jahre 1999 den Denkmalsockel in einer vom Amt für Öffentliche Ordnung damals äußerst prompt und freudigst erlaubten Weise mit Neckarwasser abwaschen und mit Kinderöl hatte einreiben Schiller-Denkmal lassen.
So weit meine Tastaturbemühung anläßlich der mir Anfang Dezember 2007 nach sechswöchiger Bearbeitungszeit auch noch mit „Empfangsbekenntnis“ zugestellten Auflagen, den Denkmalsockel weder irgendwie mit irgend etwas zu behandeln, noch mit irgend etwas zu behängen, um nun hier dieser Tastaturbemühung Ergebnis mit „unterthänigstem Hautschauern“ den von der Kollegin des Amts für Öffentliche Ordnung beim Kulturamt um eine Stellungnahme gebetenen Damen oder Herren vor den (die) die „dürren“(/e) „Calcaneus“(/i) (= Fersenbein(e)) „in Demut niederzulegen“.
Die Bilder: Vom Schillerdenkmal: Klaus Rau. Ausschnitte und Bearbeitung von Gerhard Wagner. Slingshot-Ready-made: Steff Sauter, bearbeitet von Gerhard Wagner. Anfangsfinder: Firmenfoto, bearbeitet von Gerhard Wagner.
Verantwortlich für den Inhalt und Text Gerhard Wagner