Ein geschichtlicher Rückblick von Jörg Trüdinger
22. April 1939 Mit dem für die Zeit des Nationalsozialismus üblichen großen Pomp und viel Pathetik wird die Reichsgartenschau in Stuttgart eröffnet. Bereits seit 1935 wurde das Gartenschaugelände auf dem Killesberg geplant, und im Februar 1937 hatte man mit den Bauarbeiten begonnen. Aus einem ehemaligen Steinbruch, der zwischenzeitlich sogar als Schuttabladeplatz diente, wurde ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung von Stuttgart geschaffen. Bereits damals hatte man die Wilhelma und sogar den Cannstatter Kurpark in die Planungen miteinbezogen, so gewissermaßen schon das Grüne U geplant, welches erst 1993 zur IGA Wirklichkeit wurde. Für die Gesamtplanung waren Hermann Mattern (Garten- und Landschaftsarchitektur) und Gerhard Graubner (Bauten) zuständig. Das Gelände mit seinen Höhenunterschieden von bis zu sechzig Metern war schwer zu bearbeiten und erforderte eine große Zahl an Arbeitskräften, bereits im Jahre 1937 waren durchschnittlich rund 200 Arbeitskräfte beschäftigt. Als sich 1938 ein Scheitern der Reichsgartenschau abzeichnete, da wegen der bereits laufenden Kriegsvorbereitungen Arbeiter und Material fehlten, stufte Joseph Goebbels persönlich die Reichsgartenschau als „reichswichtig“ ein. Der Kriegsbeginn stoppte die Reichsgartenschau vorzeitig und so endete sie am 2. September 1939. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten mehr als 4,5 Millionen Besucher gezählt werden. Sie war damit ein Besuchermagnet und vorher ungeahnter Erfolg. Der Killesberg machte dann während des Krieges negative Schlagzeilen, da von hier aus viele Stuttgarter Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden. Nach dem Krieg fand bereits 1950 die Deutsche Gartenschau auf dem nach den großflächigen Kriegszerstörungen wiederhergestellten Gelände statt. Mit der Stuttgarter Messe und weiteren Gartenschauen wurde das Gelände über die Jahrzehnte immer wieder umgestaltet.
Was bleibt? Entstanden aus einer Brache war und ist der Höhenpark Killesberg eines der wichtigsten Naherholungsgebiete in Stuttgart, das sich, nach dem Umzug der Messe, heute wieder einmal in einem großen Umbruch befindet. Es bleibt aber auch die Erkenntnis, dass der Killesberg auch untrennbar mit den schrecklichsten Taten der deutschen Geschichte verbunden ist.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Jörg für diesen Beitrag
Zum Thema Killesberg haben wir noch ein paar Bilder angehängt
Der Killesberg im Bild
Fotos, Jörg, Sabine und Klaus
Tolle Infos findet Ihr unter: architekturmuseum tu berlin/Reichsgartenschau auf dem Killesberg in Stuttgart 1939,
killesberg-kleinbahn/Geschichte,
von-zeit-zu-zeit/ stgt zeitung