Bahn gibt zu – Stuttgart 21 wird doch teurer
Posted by Klaus on 9th November 2009 in Allgemein, Fotos, Stuttgart, Veranstaltungen - TV - Tipps - Kuriositäten
Was bereits schon bekannt sein dürfte hat der Bahnchef nun zugegeben, Stuttgart 21 wir teurer als geplant. 4,5 Mililarden seien die Schmerzgrenze.
In der stuttgarter-zeitung/-bahnchef-ruediger-grube-stuttgart-21-wird-teurer, stuttgarter-zeitung/-kommentar-zu-stuttgart-21-ganz-neue-toene-endlich-
Fotos, Sabine und Klaus
Der Stuttgarter Hauptbahnhof und das Gleisvorfeld ist marode, was wäre die Alternative?
Die von den Gegnern favorisierte Alternative K21 hat viele entscheidende Nachteile:
1. Im Moment hat der Bahnhof defenitiv nur 5 unabhängige Zufahrtsgleise. Um die Kapatität des Bahnhofs auf die nötige Menge auszubauen müssten mindestens 2 weitere Gleise hinzugebaut werden. Diese Gleise müssten entweder im Bereich der Platanenallee des Rosensteinparkes enstehen oder diese müsste untertunnelt werden.
2. Da die Brückenkonstruktionen im Gleisvorfeld marode sind, müssten sie bei laufendem Bahnverkehr in Nachtarbeit komplett saniert werden.
Dies würde 7 bis 10 Jahre dauern, da die Eisenträger im Boden sind und erst freigelegt werden müssten.
Dies würde für Anwohner und Gewerbe eine enorme Belastung darstellen.
3. Durch das Hafengebiet müsste eine 15 Meter hohe Brücke gebaut werden, die bei der Mülldeponie Einöd in einen Tunnel mündet und auf den Fildern wieder ans Tageslicht kommt. Der Hafen Stuttgart wäre in Teilen nicht mehr nutzbar und eine Straße im Hafen müsste komplett gesperrt werden, was die ansässigen Firmen freuen dürfte. Der Hafen Stuttgart würde in seiner Kapazität deutlich eingeschränkt, was ökologisch und ökönomisch Unsinn ist.
4. Für die K21 Variante gibt es keinerlei EU- Zuschüsse. Die Planfeststellung würde 15 Jahre dauern und Stuttgart wäre von der Europäischen Magistrale komplett abgehängt. Tolle Aussicht für unsere Wirtschaft und die dazugehörenden Arbeitsplätze.
5. Die Kosten für K21 können gar nicht definiert werden, da Geld für Enteignungen von Privateigentum (Grundstücke), Kosten für Schallschutzmauern durch Wohngebiete, (insgesamt ca. 20 km), Kosten durch Nachtbaustellen, neue Tunnelgutachten (ohne Tunnel geht es auch bei K21 nicht), Planfeststellungsverfahren usw nicht festgelegt werden können.
6. Dieser häßliche Schienenwall, der die Stadtteile Stuttgart-Ost und Stuttgart-Nord trennt, würde erhalten bleiben. In Berlin ist die Mauer vor 20 Jahren gefallen. In Stuttgart hätten wir unsere Mauer weiter.
Im übrigen: Der Kopfbahnhof in Zürich, der von den Stuttgart21 Gegnern immer als Positivbeispiel für Kopfbahnhöfe benutzt wird, hat im Gegensatz zu Stuttgart 10 unabhängige Zufahrtsgleise, weshalb die Kapazität für ein und ausfahrende Züge deutlich höher liegt. Aber selbst dort reicht die jetzige Kapazität nicht mehr, weshalb die Stadt Zürich plant, eine unterirdische Querspange einzubauen.
Komisch, dieser Bahnhof war für S21 Gegener immer der Musterkopfbahnhof.
@ Thomas Rudolph
Hallo Herr Rudolph,
mit Ihrem Argumenten PRO S21 haben Sie sich mächtig ins Zeug gelegt – das ist zu respektieren.
Nur bedarf Ihre Darstellung geringfügiger Korrekturen, damit wir bei der Wahrheit bleiben können.
Für den maroden (?) Zustand des Gleisvorfelds ist alleine die DB Netz verantwortlich. Seit Beginn der Planungen für S21 wurde nur noch notwendigerweise instandgehalten – aber nicht verbessert, nicht ergänzt oder ausgebaut. 15 Jahre Stillstand sind spürbar.
Die S21 Befürworter verweisen sehr gerne auf die EU-Zuschüsse. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben muss auch gesagt werden, dass diese mit dem Bau des S21 Tiefbahnhofs aber auch schon überhaupt nichts zu tun haben. ZUSCHÜSSE gibt es für die Verbesserung der Verkehrswege, also die Verbesserung der Strecke zwischen Wendlingen und Ulm.
Ob man überhaupt einen Bahnhof ( oder ICE – Haltepunkt ) am Flughafen benötigt erscheint mir fraglich – die S-Bahn leistet dort gute Dienste.
Offensichtlich scheint nun auch die DB die Risiken des Bauvorhabens besser einschätzen zu können. In der genannten Summe von ca. 4,5 Mrd. € ist ja die Risikoabsicherung bereits enthalten.
Und die DB steckt in einer Zwickmühle. Sie wird nämlich künftig Fernverkehrsstrecken (lukrativ) an andere Anbieter verlieren. DB Cargo ist chronisch defizitär und muss bis zu 5.000 Mitarbeiter entlassen. Die DB hat prinzipiell nicht das Geld, um S21 bauen zu können.
Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Es ist viel spanndender zu betrachten, welche NEBENKOSTEN auf die Stadt Stuttgart zukommen; hier eine kleine Aufstellung:
Zusatzkosten S21
460.000.000 € zahlte die Stadt an die Bahn für Grundstücksaufkäufe.
212.000.000 € Verzicht auf Verzugszinsen wg. verspäteter Räumung der Areals durch DB. Ob der Herr Dr.Schuster berechtigt war auf diesen Betrag zu verzeichten, werden Sie, lieber Herr Thomas, sicherlich erklären können.
31.500.000 € städtischer Baukostenanteil für S21
260.000.000 € städt. Anteil am Risikofonds für S21, bereits in die Gesamtbaukostenrechnung eingegangen.
125.000.000 € städt. Anteil am Zuschuss der Flughafen GmbH zur Wirtschaftlichkeit für S21
30.000.000 € städtischer Anteil an der Beteiligung der Region für S21
50.000.000 € SSB-Beteiligung für Verlegung von U-Haltestellen und U-Gleisen wegen S21
3.600.000 € für Maßnahmen zum Abtransport des aus dem Bau anfallenden Aushubs
4.000.000 € für die ZOB-Verlegung wegen des Tiefbahnhofs nach S-Vaihingen
20.000.000 € für die Verlegung der Neckarrealschule und Schallschutz- und Stützmaßnahmen für das Katharinenstift.
Summe 1.196.100.000 €
Bereits bezahlt 672.000.000 €
Restsumme 524.100.000 €
Den Kindern der Stadt bröckelt die Klassenzimmerdecke auf den Kopf, Sporthallen können nicht mehr genutzt werden – Investitionsstau an Stuttgarter Schule = 318.000.000 €.
Aber für das MEZ sollen ca. 30.000.000 € ausgegeben werden.
Eine neue John-Cranko-Hüpfamselschule würde ja auch NUR ca. 27.000.000 € kosten.
Weil die Baukosten für die Bibliothek 21ca. 79.000.000 € nicht überschreiten sollen, wurde bereits auf das zur Zierde des Gebäudes geplante Fusswaschbecken verzichtet.
Der Umbau des Wilhelmspalais zum Stadtmuseum? Kosten?
Auf ein sinnvolles Projekt, die Kulturmeile, wurde schon verzichtet.
Die Stadt kann froh sein, wenn S21 NICHT kommt, denn die Summe der Pflichtausgaben wird sich auch in den kommenden Jahren dramatisch erhöhen. Die Einnahmeseite weiterhin dramatisch einbrechen.
Eines Ihrer Argumente ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Der Bau von S21 wird kaum neue Arbeitsplätze schaffen. Die Bauarbeiten werden europaweit ausgeschrieben und der billigste Anbieter MUSS den Zuschlag erhalten. Das ist sicherlich kein Unternehmen aus Stuttgart, Baden – Württemberg oder der BR Deutschland.
Und nun kommen die Kosten, über die kein Mensch sprechen möchte. Es darf angenommen werden, dass zwischen 3.500 und 5.000 Menschen an diesem Projekt arbeiten.
Diese Menschen werden in Containern untergebracht, z.B. im Bereich Nordbahnhof. Nur die Wirtschaft wird keine neuen Impulse erhalten, denn die Versorgung dieser Menschen findet in Eigenregie statt. Da wird es eigene Großküchen, eigene Wäschereien usw. geben.
Die wahren Kosten liegen aber in der Aufrechterhaltung des zivilen Friedens und da wird unsere Polizei höchst gefordert sein. Diese Menschen benötigen, neben ihrer Arbeit, auch einen Ausgleich – wie auch immer. Da wird es Schlägereien, Prostitution usw. geben – Dinge die weder uns, noch unserer Polizei, gefallen.
Ich werde sehr froh sein, wenn mein Stuttgart von diesem Übel S21 verschont wird.
Freundliche Grüße
stratkon
Und was ist dann die Alternative?
Das der marode Bahnhof irgendwann zusammenbricht?
Das Stuttgart aus der europäischen Magistrale herausfällt und etwa das Geld in Mannheim investiert wird?
Die Bahn muß so oder so eine Menge Geld in die Hand nehmen, da bin ich dann schon für die Lösung, die der nächsten Generation Logistik und Wohlstand bringt.
Ich bin jetzt froh, wenn endlich nächsten März der erste Spatenstich erfolgt. Dann bewegt sich endlich mal was. Durch diese unsägliche Diskusion der letzten Jahre und durch die Blockadehaltung der damaligen rot, grünen Regierung ist schon genug Schaden entstanden. Hätten wir vor 10 Jahren mit dem Bau begonnen, hätten wir einen Haufen Geld gespart und ständen jetzt kurz vor der Vollendung des Projektes.
Statkon, ich biete Ihnen jetzt schon an, den ersten Zug im fertiggestellten S21 Bahnhof mit mir zu begrüssen. Dann trinken wir ein Bier oder ein Glas Wein miteinander und sind froh das alles gut gegangen ist.
@ Thomas Rudolph
Hallo,
Ihre Einladung würde ich gerne annehmen, aber selbst wenn S21 wider Erwarten kommen sollte, werde ich die Zugeinfahrt des ersten Zuges nicht mehr erleben.
Sollte jedoch, entsprechend meiner Erwartung, S21 NICHT gebaut werden, möchte ich mir erlauben, Sie zu einem Glas Bier ( gerne auch zwei ) oder einem Glas Wein ( solange es Württemberger ist ) in die „Traube“ nach Gablenberg einzuladen.
Bis zum Frühling sollte ich es wohl noch schaffen, auch wenn dies optimistisch klingt.
Freundliche Grüße
stratkon
@Stratkon
ich nehme gerne an.
Ich würde das ganze sogar noch erweitern.
Ich denke nach den ganzen Rededuellen zum Thema wäre es an der Zeit, sich einmal persönlich kennenzulernen.
Uns verbindet unser Liebe zu Stuttgart und unser Verständnis zu Demokratie und Freiheit.
Die Traube ist ein wunderschönes Lokal und der würdige Rahmen für unser Treffen.
Wegen eines Termines kann meine Telefonnummer bei Klaus erfragt werden. Vieleicht geht der ja sogar mit.
Jawohl! Demokratisches streiten in der Traube ist hierzu ein schöner Vorschlag!
@Hannes
ich glaube streiten bringt in dieser Angelegenheit gar nichts mehr. Ich denke mal, daß die Beteiligten Ihre Entscheidungen nicht mehr von uns abhängig machen.
Deshalb werden wir, sollte das Treffen zustande kommen eher über dies und das, und den Geist sprechen, der in einem guten Viertele enthalten ist.
Einen schönen und melankolischen Herbst wünscht allen: Thomas Rudolph
@Thomas,
ich kann nicht verstehen warum die den Herrn Drexler als Sprecher für S21genommen haben wenn es doch Dich gibt. Es liegt wohl am Bekanntheitsgrad des Herrn.
Es ist immer wieder erstaunlich wie dieses Thema zu Diskussionen anregt. Man sieht daran auch wie gespalten die Bevölkerung zu diesem Thema steht. Pro und Kontra S21.
Was wohl die Meisten stört sind die hohen Kosten und die ungenauen Angaben der Beteiligten zum ganzen Thema. Man hat es versäumt schon im Vorfeld die Bevölkerung richtig und umfangreich zu informieren. Es sickert immer nur sehn wenig und zudem ungenau an die Öffentlichkeit. Mal sehen was rauskommt wenn die Bahn die tatsächlichen Kosten errechnet. Von Abspecken im Tunnelbau halte ich sowieso nur sehr wenig.
Uns Kleinen bleibt eh nur abzuwarten was die hohen Herren ausbaldowern.
Der Artikel war mal wieder als Info gedacht, es freut mich aber auch wenn ich sehe, dass nicht nur wir uns über dieses Thema Gedanken machen.
Grüßle Klaus
Wenn es ins Träuble geht wäre ich auch gerne dabei 😉
Hallo Klaus,
na dann steht einem Kneipenbesuch ja nichts mehr im Wege.
Es wurde lange Zeit von der DB und der Stadt Stuttgart versäumt S21 positiv zu vermarkten.
Die Informationspolitik war eine Katastrophe.
Man hat immer nur die S21 Gegner wahrgenommen. Besonders Hannes Rockenbauch und seine SÖS, die nach der Kommunalwahl mit Der Linken ein Fraktionsbündnis eingegangen ist, und dadurch ihr wahres Gesicht gezeigt hat.
Mit Manfred Drexler haben die Befürworter nun auch eine Stimme und das ist enorm wichtig.
Dadurch bekommt S21 ein Gesicht und es werden nicht immer nur die Skeptiker wahrgenommen.
Hallo,
wenn Thomas Rudolph sagt, dass die DB, die Stadt und das Land große kommunikative Defizite hinsichtlich S21 aufzuweisen haben, ist das richtig.
S21 könnte mehr Befütworter haben oder zumindest weniger Kritiker, wenn brennende Informationslücken geschlossen würden.
1. Weshalb wird das geologische Profil des Raumes, durch den der Fildertunnel führen soll, nicht veröffentlicht? Aus gutem (?) Grund nicht.
2. Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mir einen aktuellen „Tunnelrettungszug“ der DB anzusehen. Ein Bild davon gibt´s in der Fotogalerie Stuttgart. Insgesamt sollen 60 km Tunnel gebaut werden. Ich werde es nicht mehr erleben, aber wenn dort etwas passiert – siehe Kaprun 2000.
3. Es gibt noch unendlich viele Fragen, die auch der Herr Drexler nicht beantworten kann/will. Und die in meinem früheren Beitrag gestellten Fragen will/kann auch der Rudolph nicht beantworten.
4. Die parteipolitischen Konstellationen sind im Zusammenhang mit S21 vernachlässigbar.
5. Wie will die Stadt denn die Zusatzkosten finanzieren? Es gibt noch nicht einmal eine Gegenrechnung ( zumindest nicht veröffentlicht ). Und wie soll der rapide anwachsende Bedarf an Pflichtleistungen, z.B. Hartz IV, erfüllt werden?
6. Dazu spricht sich die Stadt und die CDU nicht aus. Man muss eben Schulden machen. Manchmal nicht vermeidbar, aber die Projekte die finanziert werden sollen, müssen sich rechnen, NUR im Falle LBBW ist dies auch nicht der Fall – die Affäre geht mit LBBW Immobilien weiter. Eine Bankbeteiligung hält man in der Regel um Zinsen aus dem eingesetzten Kapital zu beziehen – nicht aber um Geld nachzulegen, damit die bank überlebt.
7. Es gibt in Stuttgart nicht nur eine politische Baustelle, es gibt davon eine ganze Menge. S21 ist nur ein Problem.
Abschliessend gehe ich davon aus, dass Klaus und Sabine selbstverständlich „mit von der Partie“ sind.
Es sollte auch nicht um das Trennende, sondern um das Gemeinsame gehen. Der größte gemeinsame Nenner ist Stuttgart – neben Linsen mit Spätzle ond Saitawürschtla.
Freundliche Grüße
stratkon
@Stratkon,
Wenn wir dann einen geeigneten Termin gefunden haben wird es uns eine Freude machen mit Euch über unser Stuttgart und seine Vorzüge zu reden.
Natürlich sind auch unsere anderen KommentarschreiberInnen dazu eingeladen.
Schön, dass es noch Leute gibt denen Stuttgart am Herzen liegt.
😉 Grüßle Klaus
Hallo Klaus,
es kann gar keinen Zweifel daran geben, dass Dein Blog ein Medium zur demokratischen Willensäusserug ist – zumindenst wenn es um kontroverse Themen geht.
Es ist auch die respektvolle Diskussion, die hier stattfinden kann. Es ist hier möglich, klare und sachliche Argumente zu einem Thema vorzutragen – ohne eine unqualifizierte und rüpelhafte Antwort erwarten zu dürfen.
Wir werden bestimmt einen Termin finden, aber erst dann, wenn ich meine Einladung an Herrn Rudolph umsetzen kann – wenn die große Entscheidung gefallen ist.
Und ich meine auch, als Vorschlag, dass dieses Treffen unter einem Motto stehen sollte. Als Thema schlage ich vor: „Stuttgart, weshalb es meine Stadt ist!“ Jeder Teilnehmer sollte dann in der Lage sein, einige Sätze zu seiner Ansicht zu sagen.
Es werden keine großen Reden erwartet, da muss man eher mich bremsen.
Hoffentlich hat die „Traube“ ein Nebenzimmer – weiss ich nicht. Wäre aber praktisch.
Freundliche Grüße
strakon
@Stratkon,
Danke für das Kompliment. Ich werde auch in Zukunft darauf achten, dass dieser Ton und die Art und Weise der Diskussion so bleibt. Unqualifizierte Äußerungen können und wollen wir HIER nicht. Solche werden auch nicht veröffentlicht oder gleich gelöscht. Jeder kann seine Meinung frei äußern, solange die Regeln des Anstandes gewahrt bleiben.
😉 Grüßle Klaus