Ist das Ergebnis unseres Wahlkampfes tatsächlich 0,5 Prozent?
Pressemitteilung der Piratenpartei Stuttgart
Michael Knödler, Vorsitzender der Piratenpartei Stuttgart, kommentiert das Wahlergebnis von Harald Hermann bei der OB-Wahl in Stuttgart:
„Als wir vor knapp acht Monaten das Nominierungsverfahren für die OB-Wahl starteten, hatten wir ein klares Ziel. Uns war von vornherein klar, dass unsere Chancen, einen Kandidaten in das Amt zu wählen, minimal waren. Darum haben wir begonnen, über eine Prozentzahl hinaus zu denken. Uns thematische und organisatorische Ziele zu stecken. Mit diesen Zielen im Hinterkopf haben wir dann vor sechs Monaten im Rahmen einer Mitgliederversammlung im offenen Verfahren Harald Hermann als OB-Kandidaten nominiert. Damit waren wir in Stuttgart nach CDU und Grünen zeitlich knapp Dritte. Die Versammlung hätte sich auch gegen eine Teilnahme an der Wahl entscheiden können, aber sie hat die Chancen gesehen und bewusst ergriffen.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Ein langer Wahlkampf, der unser kleines Team und unseren Kandidaten an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus geführt hat, hat seine Spuren hinterlassen. Aber wir haben große Erfolge erzielt. Nein, nicht die 0,5 Prozent, die wir eingefahren haben. Das war vorhersehbar.
Wenn man sich die mediale Berichterstattung, die verschiedenen Wahl-O-Maten und nicht zuletzt die verschiedenen Stellungnahmen der anderen Kandidaten ansieht, wird eines unmissverständlich klar: Wir haben viele unserer Themen – vom fahrscheinlosen Nahverkehr über Bürgerbefragungen und Liquid Democracy bis hin zur Transparenz – in das öffentliche Interesse gebracht. Die Öffentlichkeit und die anderen OB-Kandidaten hätten wohl niemals damit begonnen, sich ernsthaft mit einem fahrscheinlosen ÖPNV auseinanderzusetzen, hätte sich Harald nicht auf unzähligen Veranstaltungen glaubwürdig dafür stark gemacht.
Harald wurde gemeinhin als der Kandidat bekannt, der sich nicht nur hinstellt und seine Sprüche erzählt, sondern zuhört und nachfragt. Und das ist vielleicht der größte Erfolg dieser Wahl. Wir haben die konkreten Probleme der Stadt auf eine Art und Weise kennen gelernt, wie es andernfalls niemals möglich gewesen wäre. Über Wochen und Monate hinweg war Harald, zuletzt sogar täglich, auf Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen. Er hat in dieser Zeit unermüdlich unsere Ideen und Konzepte erklärt, aber sich umgekehrt auch Input von Bürgern und Interessensgruppen geholt, den wir brauchen, um diese Stadt zu verstehen. Unzählige dieser Ideen werden in den kommenden Monaten direkt in unser Kommunalprogramm einfließen. Auch das ist eine Form der Bürgerbeteiligung. Und das sind die Ideen, die uns 2014 mit in den Gemeinderat tragen werden.
Grob zwei Drittel unserer aktiven Mitglieder hatten noch nie zuvor an einem Wahlkampf teilgenommen. Der OB-Wahlkampf war für uns alle eine Chance, den Wahlkampf als Team zu lernen und die Fehler zu machen, die wir im Bundestagswahlkampf vermeiden sollten. Und es sind uns viele Fehler passiert. So vieles hätte besser laufen können. Aber das wäre uns jetzt nicht bewusst, hätten wir nicht gemeinsam diese Aufgabe durchgestanden. Unsere Stuttgarter Bundestagskandidaten haben jetzt direkt vor Ort ein wahlkampferprobtes Team um sich.
Unsere Erfolge in diesem Wahlkampf lassen sich eben nicht in diesem numerischen Wahlergebnis ausdrücken, das angesichts der polarisierenden Personenwahl ohnehin zu erwarten war. Unser Erfolg geht tiefer und währt langfristiger.“