Eines ist sicher: Der Bahnhof ist nicht sicher
Pressemitteilung BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN IM GEMEINDERAT STUTTGART
Die Grünen im Stuttgarter Rathaus sehen nach Bekanntgabe einer Analyse des aktuellen Brandschutzkonzepts bei Stuttgart 21 die Planungen des Tiefbahnhofs in fundamentalen Teilen in Frage gestellt.
Die Analyse, die dem Brandschutz- und Sicherheitskonzept die Genehmigungsfähigkeit abspricht, weist gravierende Gefährdungspotentiale für die Reisenden nach.
„Maximal 19 Minuten Stauzeit bedeutet, dass sich im Brandfall vor den Treppen dramatische Szenen abspielen werden. ‚Gesundheitsgefährdende Dichten und Drücke’ legen nahe, dass sich Menschen zu Tode quetschen. Wie angesichts dieser Szenarien Behinderte gerettet werden sollen, ist vollends unvorstellbar“, so Peter Pätzold, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stuttgarter Rathaus.
Nach Ansicht der Grünen muss die Bahn schon lange wissen, dass ihre Sicherheits- und Brandschutzkonzeption nichts taugt. Seit dem Jahr 2002 äußert die Stuttgarter Feuerwehr fundiert und sachlich Kritik an den Plänen, schlägt Verbesserungen vor – findet aber bei der Bahn kein Gehör.
Darüber hinaus wurde das Sicherheitskonzept in der Schlichtung in Frage gestellt. Die richtigen Fragen wurden von den Stuttgart 21-Gegnern aufgeworfen und von Schlichter Dr. Heiner Geißler unterstützt. Diese Forderungen wurden von der Bahn bis heute nicht aufgegriffen.
Wir Grünen haben mehrfach gefordert, zum Beispiel mit dem Antrag „Brandschutz:
Billiglösungen oder Planungsfehler rächen sich!“ vom 18.09.2012, dass die Brandschutzmaßnahmen im Tunnelbau so geplant sein müssen, dass die größtmögliche Sicherheit für die Bahnkunden gewährleistet wird.
Dass die Bahn es trotzdem nicht schafft, ein brauchbares Konzept vorzulegen, legt nahe, dass grundlegende Probleme schon die Planungen von Architekt Ingenhoven bereiten.
Es ist zu eng auf den Bahnsteigen: Schon im normalen Reiseverkehr sind die schmalen Bahnsteige, insbesondere im Bereich der Treppenaufgänge, eine Zumutung. Auch eine Überarbeitung der ursprünglichen Pläne hat daran nicht
viel geändert. Im Brandfall wir aus der Zumutung Lebensgefahr. Knapp 20-minütiges Gedränge auf den Bahnsteigen vor den Treppen stehen außerhalb jeder Diskussion.
Die Fluchtwege sind zu lang: Die Analyse weist auf, dass die Abstände zwischen den nach oben in die Zwischenebene führenden Treppen viel zu groß sind – und zudem ist man auf den Zwischenstegen immer noch nicht in Sicherheit.
Mehr Treppen bedeuten dann aber auch weniger Licht und höhere Kosten.
Die niedere Tunneldecke drückt den Rauch in den Passagierbereich: Eine Entrauchung scheint ohne eine maschinelle Entrauchung der Bahnhofshalle kaum möglich zu sein – die lichte und leichte Anmutung der Bahnhofshalle wird sich wohl nicht realiseren lassen.
Pätzold: „Die Bahn und Architekt Ingenhoven müssen jetzt schlüssig nachweisen, ob sich der Entwurf mit einem optimalen Brandschutzkonzept verbinden lässt. Wer angesichts dieser Fakten noch fordern kann, dass man Stuttgart 21 schnell bauen soll, damit es billig bleibt spielt unverantwortlich mit der Gesundheit und dem Leben der Bahnnutzer.
Fraktionsvorsitzende Silvia Fischer hält es für nicht mehr hinnehmbar, die Bahn alleine am Brandschutzkonzept werkeln zu lassen. „Wir bezweifeln, dass sich die Bahn im Zweifel für den bestmöglichen Brandschutz entscheidet.
Uns beunruhigt, dass die Stuttgarter Feuerwehr kein Gehör findet, dass die Ergebnisse der Schlichtung nicht aufgegriffen werden. Zwar ist die Bahn der Bauherr, aber die Sicherheit betrifft die Reisenden von und nach Stuttgart – die Stadt muss mitreden!“
Foto, Archiv