Warum Aluminium? Warum Haushaltsgegenstände sammeln und ausstellen, wie wenn es sich um Kunst handelte? Warum Peter Handke anführen? Warum sollen banale Gegenstände, deren Zeit abgelaufen ist und die eigentlich weggeworfen werden, literarisch überhöht werden?
Um alle Spekulationen auf den Boden der Realität herunter zu holen: es handelt sich um eine simple Liebhaberei, also auch nicht um eine Sammelleidenschaft, die um jeden Preis alles haben muss. Die Ausstellung der Aluminiumgegenstände im Mai 2012 hatte zum Ziel Freunde einzuladen und mit ihnen zu feiern. Das andere Ziel war, die immer wieder spontan zusammengetragenen Aluminiumteile zu ordnen und zu beschreiben. Hier kam Handke ins Spiel. Ich habe seinen âVersuch über die Jukeboxâ schon 1990 gelesen und habe Freude daran gehabt, wie man über Jukeboxes ein ganzes Buch schreiben kann. Also ließ ich mich dazu anregen, über etwas ähnlich âAbseitigesâ zu schreiben, über Aluminium. Beim Schreiben der Texte habe ich schnell gemerkt, dass die scheinbare Beiläufigkeit, mit der Handke seinen Versuch schreibt, große Kunst ist. Mein âVersuch über das Aluminiumâ ist eine bescheidene Annäherung.
Die Erinnerungen, vor allem die an die Kindheit, sind es, die für viele Leute ein Motiv zum Sammeln sind. Darum heißt ein Kapitel âKindheitsaluminiumâ. Darüber hinaus ist für mich das Metall Aluminium, sein Glanz und seine manchmal geradezu organische Beschaffenheit, wie man sie bei Holz findet, das Anziehende. Für mich ist es das Silber des kleinen Mannes.
Sammeln für jedermann kam mit der Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts und der Entstehung der großen Kaufhäuser in Paris, London und New York auf. Diese boten âBibelotsâ (Nippes) für die bürgerliche Wohnung an. Kunsthistoriker sprechen geradezu von der Bibelotisierung der Wohnungen. Wenn heute jemand eine schöne Aluminiumkaffeekanne für rund 50 Euro im Internet anbietet, preist er sie an als Sammlerstück und als ein Beispiel des âshabby chicâ.
Ein anderes Motiv ist, alltägliche Dinge zu bewahren. Sie wurden handwerklich oder industriell hergestellt und rühmen ihren Meister. Die Marken der Küchengeräte haben zunächst keine Rolle gespielt und auch nicht das Design. Heute sind Küchengeräte vielfach Prestigeobjekte mit hohem Wiedererkennungs-effekt, wie z. B. Alessi oder Le Creuset. Ich habe in dem Versuch ein paar Firmen genannt: Swan in England, Tournus in Frankreich, und die schwäbische Firma Ritter Aluminium. Daneben gibt es das Zeppelin und das Singen Aluminium. Besonders spannend waren die Kuriositäten. Da finden sich ein Eierbehältnis neben einem Trinkbecher aus Lourdes, aus dem HĂ©lĂšne das heilende Wasser getrunken hat, da sind das Futteral für ein Schlangenantiserum, eine Feldflasche mit einem Wulle-Verschluss, die schon im MUSE-O ausgestellt war. Aluminium verschafft spannende Entdeckungen und birgt viele Geschichten in sich, man muss sie nur entdecken. Auf einen âVersuchâ kommt es an.
Fotos und Text, R. Weh
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Diese Broschüre stammt ebenfalls von Herrn Weh, vielen Dank für diesen Service für unsere Leser.
Wir bedanken uns recht herzlich für diesen Beitrag und die tollen Bilder