Ganztagesschule – Flexibilisierte Ganztagesschule und pädagogisches Amt
Antrag der Stadträtinnen/Stadträte – Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN
Die Stadt Stuttgart wird in den nächsten Jahren aus gutem Grund in den Ausbau und den Betrieb der Ganztagesgrundschulen investieren: Wir wollen, dass möglichst alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft und sozialem Hintergrund in den Genuss des Lebens- und Erfahrungsraums Ganztagesschule kommen und dort gemeinsam lernen. Auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit können damit alle Kinder verstärkt individuell gefördert werden.
Nutzung außerschulischer Angebote am Nachmittag ermöglichen Wir sehen jedoch auch die Notwendigkeit, Spielräume für individuelle Förderung einzelner Kinder außerhalb der Schule in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur, Musik, Ballett, Naturerfahrungen, Vereine, Religionsgemeinschaften, muttersprachlicher Unterricht für Kinder mit Einwanderungsgeschichte, therapeutische Angebote usw. auch im Rahmen der gebunden Ganztagsgrundschule zu schaffen bzw. zu erhalten.
Und wir können es nachvollziehen, dass viele Eltern einerseits die gebundene Ganztagesschule bis 16 Uhr für ein zu enges Korsett halten und andererseits die Halbtagesschule als zu kurz empfinden.
Um die Akzeptanz der Ganztagesschule gesellschaftlich so breit wie möglich zu verankern und die Balance zwischen Lebensraum Schule und individueller Förderung im außerschulischen Bereich zu halten, macht es Sinn, dass die Schulpflicht neben dem Freitag noch an einem anderen Tag der Woche um 12.30 Uhr und an den übrigen Tagen um 15.30 Uhr endet. Dieses Zeitkonzept entspricht auch den aktuellen Empfehlungen der Kultusministerkonferenz der Länder in Bezug auf die verbindliche Ganztagesschule. Davon unberührt sind die Betreuungszeiten darüber hinaus von Montag bis Freitag bis 17 Uhr seitens der Stadt zu gewährleisten.
Wir beantragen daher:
1. Die LHS Stuttgart setzt sich beim Land dafür ein, die gesetzlichen Regelungen für diese geforderte Flexibilisierung bei der Schulpflicht zu schaffen.
2. Die Verwaltung erarbeitet rechtzeitig ein Konzept zur Ausgestaltung des oben genannten Vorschlags.
Unterricht und freizeitpädagogische Angebote stärker verknüpfen und in neuer Organisationsstruktur bündeln.
Die bisher getrennten Bereiche Bildung, Betreuung und Erziehung müssen in Einklang gebracht werden. Lehrer und andere von der Kommune bezahlte pädagogische Fachkräfte müssen daher künftig zum Wohle des Kindes einen gemeinsamen Bildungsauftrag haben und eng nach einem gemeinsam abgestimmten pädagogischen Konzept
zusammenarbeiten. Dieses geht weit über das pädagogische Mittagessen und die Betreuung in den Randstunden hinaus. Hier sind von Schule und Trägern der Jugendhilfe gemeinsame Konzepte für den ganzen Schultag zu entwickeln. Die frühere Aufteilung zwischen Wissensvermittlung und Erziehung ist nicht mehr zeitgemäß.
Wir wollen Bildung und Betreuung aus einer Hand für den Vor- und Grundschulbereich unter Gewährleistung eines nahtlosen Übergangs zwischen diesen Bereichen. Ergänzend zum Antrag 353/12 Punkte 3 und 4 der SPD Fraktion, sind wir der Ansicht. dass es der Stadt selbst – mit ihren Kompetenzen und Erfahrungen im Kita- und Hortbereich – unbenommen sein muss, auch in der GTS Aufgaben im Rahmen der Bildung und Betreuung wahrzunehmen. Dazu bedarf es einer Organisationsstruktur innerhalb der Stadtverwaltung, die diese Aufgaben auf Augenhöhe mit den Schulen und den beteiligten Referaten im Rahmen eines neu zu schaffenden pädagogischen Amtes gestaltet.
3. Die Einrichtung eines pädagogischen Amtes bei der Stadt, in dessen Zuständigkeit sowohl die Vorschulbetreuung als auch die Schulkindbetreuung fällt.
4. In diesem Amt werden Konzepte für den Übergang Kita-Schule erstellt. Des Weiteren werden Angebote und Konzepte zur Verknüpfung von Unterricht und Freizeitpädagogik entwickelt, damit die bestmögliche Förderung der Kinder in der Ganztagesschule gelingen kann.
5. Über die Ausgestaltung und Vergabe der Kommunal finanzierten Ergänzungen in den Ganztagesgrundschulen entscheidet der Gemeinderat.
Unterzeichnet:
Vittorio Lazaridis, Thekla Walker, Andreas G. Winter und Silvia Fischer