Das Amt für Umweltschutz hat am 1. Januar 2013 seinen 25. Geburtstag gefeiert. Anfang 1988 wurde ein Teil der dezentral in der Stadtverwaltung wahrgenommenen Umweltschutz-Aufgaben im neuen Amt für Umweltschutz gebündelt. Mit seinen 130 Planstellen und 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört es zu den großen kommunalen Umweltämtern in Deutschland.
Nach der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich Politik und Öffentlichkeit zunehmend mit dem Schutz der Umwelt beschäftigt. Katastrophen wie die Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl, der Sandoz-Chemieunfall nahe Basel oder das Unglück in Seveso mit dem damit verbundenen Austritt von Dioxinen schärften das Umweltbewusstsein mehr und mehr. In Stuttgart hat vor allem auch die Verunreinigung der Mineral- und Heilquellen durch Chlorierte Kohlenwasserstoffe Ende 1983/Anfang 1984 den Gemeinderat bewogen, das Amt für Umweltschutz zu gründen.
Zu den im Amt gebündelten Tätigkeiten gehörten unter anderem die von der Stadt wahrgenommenen staatlichen Aufgaben auf der Ebene der unteren Verwaltungsbehörden: Naturschutz-, Wasser-, Immissionsschutz- und Abfallrechtsbehörde, Erlaubnisbehörde für Tankstellen und das Schornsteinfegerwesen. Aber auch kommunale Aufgaben wurden dem neuen Amt zugeordnet: die Energiewirtschaft, die Stadtklimatologie, die Umweltberatung sowie die kommunale Geologie. Von Anfang an dabei war auch das Chemische Untersuchungsamt, das als Chemisches Institut in das Amt eingegliedert wurde.
Anfang der 90er-Jahre wurden dem Amt auch die Aufgaben der unteren Bodenschutz- und Altlastenbehörde übertragen. Seit 1993 werden alle städtischen Grundstücke mit Verdacht auf Altlasten systematisch untersucht und, falls erforderlich, saniert. Mit Umsetzen der Verwaltungsreformen in den Jahren 1995 und 2005 hat das Land Baden-Württemberg Aufgaben der bis dahin staatlichen Sonderbehörden den Stadt- und Landkreisen zugeordnet. Das Amt erledigt seitdem auch die wasserwirtschaftlichen Aufgaben und die Aufgaben der Gewerbeaufsicht.
Das Umweltamt hat in dieser Zeit aber nicht nur neue Aufgaben übernommen, sondern auch Zuständigkeiten abgegeben. Seit dem Jahr 2000 nimmt das Land die bis dahin vom Chemischen Institut erledigten Aufgaben Lebensmittelkontrolle und Toxikologie wieder selbst wahr, im Jahr 2007 wurde das Chemische Institut dem städtischen Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart SES zugeordnet.
Das Amt für Umweltschutz hat in den 25 Jahren in verschiedenen Bereichen Maßstäbe gesetzt, so unter anderem in der Altlastenerkundung und -sanierung. Im Grund- und Mineralwasserschutz wurden Erfolge erzielt durch vorbereiten der Ausweisung eines Heilquellenschutzgebiets und strenge Standards bei Eingriffen in das Grundwasser bei Bauvorhaben. Bei der Stadtentwicklung war der Erhalt der wichtigen Frischluftschneisen ein Fokus. Maßstäbe wurden auch gesetzt mit dem Energiemanagement für alle städtischen Gebäude und Einrichtungen sowie der energetischen Sanierung städtischer Gebäude. Dies geschah auch mit Hilfe des Energiecontractings und mit strengen energetischen Standards beim Verkauf städtischer Grundstücke an Bauherren sowie unter anderem mit dem Klimaschutzkonzept KLIKS.
Frühzeitig hat das Umweltamt damit begonnen, Umweltinformationssysteme aufzubauen, zum Beispiel das Altlasten-Informationssystem ISAS, das Bohrloch-Informationssystem BOISS sowie das Gewässer-Informationssystem GEWISS.
Die Beschäftigung mit Schadstoffen und aktuellen Umweltthemen bildete einen Schwerpunkt für das Amt für Umweltschutz. Dazu zählten unter anderem Dioxine, Furane, Asbest, Formaldehyd und Schwermetalle. Aber auch die Diskussionen über bodennahes Ozon, Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sowie Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) prägten die Arbeit der Experten. Gesellschaftlich heiß diskutierte Themen wie Saurer Regen, Waldsterben, Ozonloch, Mobilfunkstrahlung, Feinstaub, der Juchtenkäfer und Müllvermeidung betrafen das Amt direkt.
In seiner Schriftenreihe hat das Amt für Umweltschutz insgesamt 70 Broschüren zu Themen wie Hydrogeologie des Stuttgarter Mineralwassersystems, Biotopverbundplanung, Lärmaktionsplan oder auch Stuttgarter Flusskrebse veröffentlicht.
In den 25 Jahren haben die unter Schutz gestellten Flächen um rund 87 Prozent zugenommen (Naturschutzgebiete um 31 Prozent, Landschaftsschutzgebiete um 56 Prozent). Natur- und Landschaftsschutzgebiete erstrecken sich heute auf 39 Prozent der Gemarkungsfläche. 60 000 Bürger wenden sich jährlich an die Mobilitätsberatung. Durch Sanierungsverträge mit den Betreibern der Stuttgarter Tanklager im Hafen wurde für die oberen Neckarvororte eine Entlastung um jährlich 1000 Tonnen Kohlenwasserstoffimmissionen erreicht. Die Automobilindustrie stellte von lösemittelhaltigen Lacken auf Wasserbasislacke um, viele Altlasten wurden zum Teil sehr kostenaufwändig saniert oder sind in der laufenden Sanierung.
Für die Untersuchung und Sanierung der städtischen Grundstücke hat das Amt insgesamt 53 Millionen Euro aus dem kommunalen Altlastenfonds akquiriert. Für die Durchführung von Forschungsprojekten wurden insgesamt 25 Millionen Euro eingeworben. Mit konsequentem Energiemanagement konnten insgesamt 429 Millionen Euro an Wasser- und Energiekosten eingespart werden.
Im Oktober soll das Jubiläum mit einem Festakt im Rathaus und mit Exkursionen begangen werden. Dazu wird rechtzeitig eingeladen.
Infos zum Amt für Umweltschutz: stuttgart/Amt für Umweltschutz
Info der Stadt Stuttgart