Stuttgart ist einen wichtigen Schritt zur Wasserstoffmobilität weiter: SSB tritt CEP bei
Pressemitteilung der SSB vom 02.12.2013
In Stuttgart wird der emissionsarme und leise Stadtverkehr ein Stück weiter Realität. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) sind heute offiziell der Clean Energy Partnership (CEP) beigetreten, dem bedeutendsten Projekt zur Erprobung der Alltagstauglichkeit von Wasserstoffmobilität in Europa. Der Beitrag der SSB zur CEP wird der Einsatz von zunächst drei Brennstoffzellenhybridbussen der neuesten Generation auf einer Buslinie in Stuttgart sein.
Patrick Schnell, Vorsitzender der CEP, begrüßte heute im Stuttgarter Rathaus die SSB. „Wir freuen uns sehr über einen weiteren Partner aus dem Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs, der zum Erfahrungsaustausch über die Brennstoffzellentechnologie in Linienbussen beiträgt. Die Hamburger Hochbahn testet bereit mit großem Erfolg die neueste Generation von Brennstoffzellenbussen aus dem Hause Daimler.
Jetzt können wir innerhalb des Projekts einen direkten Vergleich ziehen zwischen den Einsätzen in Städten mit unterschiedlichen Topografien und Infrastrukturen“, so Schnell. Daimler, EnBW und für das Land Baden-Württemberg die e-mobil sind bereits Partner der CEP und schätzen das immer leistungsfähigere Netzwerk.
Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Aufsichtsratsvorsitzender der SSB, erläuterte den Anlass für die Beteiligung der SSB an dem nationalen Demonstrationsprojekt: „Im Stuttgarter Kessel gibt es immer noch zu viel Stau, Lärm und Feinstaub. Das wollen wir ändern. Dazu brauchen wir auch leistungsfähige Busse, die mit fortschrittlicher Antriebstechnologie ausgestattet sind. Wasserstofftechnologie und Brennstoffzelle haben ein enormes Potenzial, wenn wir den ÖPNV emissionsfrei und von Rohöl unabhängig betreiben wollen.“ Zudem fände sich erstmals in einem Bundesland der gesamte Prozess von der Produktion der Fahrzeuge, über die Herstellung und den Vertrieb des Wasserstoffes bis hin zur Anwendung im Echtbetrieb der SSB.
3,2 Millionen Euro Fördervolumen für Stuttgarter Busse
Im Laufe des kommenden Jahres werden drei CitaroFuelCELL-Hybrid Busse von Mercedes-Benz in den Stuttgarter Linienbetrieb gehen. Das Stuttgarter Wasserstoffprojekt ist Teil des aus Bundesmitteln finanzierten Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP), das von der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW) koordiniert wird. Das Gesamtfördervolumen für das unter dem Titel „S-Presso“ (Stuttgarter Praxiserprobung von wasserstoffbetriebenen Omnibussen) laufende Projekt beträgt etwa 3,2 Millionen Euro. Damit sind rund 50 Prozent der gesamten Projektkosten für die auf rund drei Jahre angesetzte Erprobung (bis Mitte 2016) gedeckt.
SSB: Aufgeschlossen für Innovationen
Erfahrungen mit neuen Antriebskonzepten und -technologien zu sammeln ist bei der SSB ein Grundsatz bei der Fahrzeugstrategie im Busbereich. Immer wieder erprobt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Fahrzeugherstellern neue Technologien, investiert aber auch selbst in innovative Fahrzeugtechnik. Bereits zwischen 1979 und 1984 hatte sich die SSB mit 13 Hybrid-Bussen an einem Feldversuch mit elektrischen Antrieben beteiligt. Der Strom kam aus einem rund 3.000 kg schweren Bleibatterie-Satz. Zwischen 1997 und 2003 sammelte die SSB weitere Erfahrungen auf dem Gebiet in einem Pilotprojekt mit 17 dieselelektrischen Gelenkbussen und zwei dieselelektrischen Solobussen, die bis Frühjahr 2003 auf der Linie 42 im Einsatz waren. Dieser Feldversuch war bereits 1997 im Hinblick auf den zukünftigen Einsatz der Brennstoffzelle initiiert worden. 2003 und 2004 hatte die SSB dann im Rahmen des europaweiten CUTE-Projekts drei Brennstoffzellenbusse im Linieneinsatz, die später in Hamburg weiterbetrieben wurden.
Wasserstoff als Kraftstoff: Ein Beitrag zum Klimaschutz
Mit Wasserstoff im Tank ist eine nahezu CO2-freie Mobilität möglich – vorausgesetzt, die Erzeugung des Wasserstoffs erfolgt nachhaltig. Die Wasserstoffbusse der SSB sollen zukünftig an der durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft geförderten EnBW Multienergietankstelle in der Talstraße „grünen“ Wasserstoff tanken. Dort wird vor Ort aus Wasser und zertifiziertem „grünem“ Strom Wasserstoff erzeugt. So kann man regenerativen Strom zwischenspeichern und ihn im Bedarfsfall wieder in Strom verwandeln. Am effektivsten erfolgt dies an Bord eines Brennstoffzellenfahrzeugs, in dem der Strom direkt zum Antrieb eines Elektromotors genutzt wird. Aus dem Auspuff strömt dabei lediglich Wasserdampf.
Weitere Zitate:
Wolfgang Arnold, Technischer Vorstand SSB: „Erprobungspartner für die Industrie bei technologischen Innovationen zu sein, hat für die SSB seit Jahrzehnten Tradition. Auch bei den Brennstoffzellenhybridbussen geht es jetzt darum, die Praxistauglichkeit der Busse im Linieneinsatz zu erproben.“
Dr. Veit Steinle, Leiter der Abteilung „Umweltpolitik und Infrastruktur, Grundsatzfragen und Europaangelegenheiten“ im BMVBS: „Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung steht für neue Mobilität, die auch in Zukunft sauber und bezahlbar ist. Das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, kurz NIP, ist eine Erfolgsgeschichte, die CEP ist bei der Förderung der innovativen Technologie eine wichtige Säule. Bisher sind über 100 Mio. Euro Fördergelder aus dem NIP in die Aktivitäten der CEP geflossen. Wir sind davon überzeugt: die im NIP geförderten und angewandten Technologien sind emissionsarm, hocheffizient und damit zukunftsfähig. Wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenfahrzeuge sind technisch marktfähig, jetzt gilt es, den Schritt in den kommerziellen Markt zu tun. Auch hier werden Partnerschaften aus öffentlicher Hand und Industrie eine wesentliche Rolle spielen.“
Siehe auch ssb-ag/Pressemitteilung vom 27.02.2015 Halbzeit: Ein Jahr Brennstoffzellen-Hybridbusse auf SSB-Linie
Fotos, Klaus