Über 2.000 Beschäftigte streiken im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg
ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft – Landesbezirk Baden-Württemberg Stuttgart, 18. März 2014
Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst wurden heute in Baden-Württemberg fortgesetzt. Seit drei Uhr streiken die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr in Karlsruhe und Esslingen. In Karlsruhe bleiben heute alle kommunalen Kindertagesstätten zu. Weitere Streikende in den beiden Städten kommen aus den öffentlichen Verwaltungen, den technischen Bereichen und Kliniken sowie der Sparkasse. Gestreikt wurde und wird auch in Aalen und in der Ortenau, in Göppingen und Geislingen sowie Friedrichshafen. In Ulm legten unter anderem die Busfahrer am Vormittag die Arbeit nieder. Insgesamt beteiligen sich heute über 2.000 Beschäftigte an den Warnstreiks in Baden-Württemberg. Am Mittwoch ist der Schwerpunkt der Arbeitsniederlegungen in der Region Stuttgart und weiteren Städten (siehe Liste unten).
Die baden-württembergische ver.di Landesbezirksleiterin Leni Breymaier bat in Karlsruhe heute Morgen auf einer Kundgebung mit 800 Teilnehmern um Unterstützung für die Streikenden: „Im fünften Wachstumsjahr in Folge geht es darum, den riesigen Kuchen im Land endlich gerechter zu verteilen. Das Entgelt im öffentlichen Dienst ist die Leitwährung der abhängig Beschäftigten im Dienstleistungsbereich. Wir kämpfen hier für alle, die nur ihre zwei Hände und ihren Kopf zu verkaufen haben und die sich nicht auf ihren Vermögenserträgen ausruhen können.“
Breymaier kritisierte die Arbeitgeber, die die Sockelforderung von ver.di mit der Begründung ablehnen, der Markt gebe höhere Gehälter im unteren und mittleren Bereich schlicht nicht her: „Die Arbeitgeber wollen den Sinn und Zweck von Tarifverhandlungen nicht mehr verstehen. Genau darum geht es: Dass nicht allein der Markt den Wert der Ware Arbeit bestimmt, sondern echte Sozialpartner in freien Tarifverhandlungen. Und die Arbeit der Busfahrer und Erzieherinnen, der Krankenpflegerinnen und Müllwerker ist mehr wert.“.
Die stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin Dagmar Schorsch-Brandt sagte heute Mittag in Esslingen auf dem Marktplatz vor mehreren Hundert Streikenden: „Die Beschäftigten bei Bund und Kommunen verdienen keine Reichtümer, im Gegenteil. Sie wollen Anschluss halten an die Gehälter in der Privatwirtschaft. Täglich erbringen sie für uns hochwertige öffentliche Dienstleistungen, sie haben deshalb deutlich mehr verdient.“
ver.di fordert eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro monatlich sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden. Für den Nahverkehr soll es darüber hinaus eine Zulage von 70 Euro monatlich geben, in den Krankenhäusern sollen die Nachtzuschläge von 15 Prozent auf das Niveau der Nachtzuschläge im TVöD (20 Prozent) angehoben werden. Gleichzeitig will ver.di mit den Arbeitgebern über einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Arbeitstagen für alle Beschäftigten sowie über den Ausschluss von sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen sprechen. Das Ergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten übertragen werden.
Weitere Warnstreiks und Proteste in Baden-Württemberg gegliedert nach ver.di Bezirken am Mittwoch:
Stuttgart:
Ganztägiger Warnstreik u.a. Nahverkehr, Müll, Kitas, Klinikum, Bäder, Stadtverwaltung in Stuttgart, weitere Kommunen und Landratsämter aus der Region (LB, BB, Wn), Arbeitsagentur, Bundesbank.
Ab 10:30 Uhr Streikversammlung im CinemaxX,
Ab 12 Uhr Demo, 13 Uhr Kundgebung Schlossplatz
Fils-Neckar-Alb:
u.a. Kreisparkasse Tübingen, Stadtverwaltung Tübingen mit Kitas, KBF Mössingen, Stadtverwaltung Reutlingen mit technischen Betriebsdiensten und Kitas, Kreiskliniken Reutlingen sowie Beschäftigte der Landratsämter Reutlingen und Tübingen.
Ab 11:30 Uhr Demonstration vom FranzK zum Weibermarkt, ab 12:00 Uhr Kundgebung auf dem Weibermarkt vor der Reutlinger Marienkirche, u.a. mit der ver.di Landesbezirksleiterin Leni Breymaier und einer Aktion Roter Teppich.
Schwarzwald-Bodensee:
u.a. Stadtverwaltung und Stadtwerke Villingen-Schwenningen und Klinikum. Mittags Rote Teppich Aktion am Latschari-Platz.
Oberschwaben:
Protestdemonstration in Sigmaringen mit Kundgebung ab ca. 16 Uhr aller öffentlichen Dienststellen aus dem Landkreis Sigmaringen.
Südbaden:
Universitäres Herzzentrum Bad Krozingen
Ostwürttemberg-Ulm
Schwäbisch Gmünd, Ellwangen und Ulm.
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