Calw – Weitere Gewerbeflächen in Planung
„Für ein Mittelzentrum hat Calw einfach zu wenig Gewerbeflächen“, das sagt Andreas Quentin, der Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Verkehr bei der Stadt Calw. Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber nicht einfach zu lösen. „Aufgrund der Topografie und des Naturschutzes ist es nicht leicht, ausreichend Flächen auszuweisen“, so Quentin weiter.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe und der Regionalverband sehen in ihren Bedarfsberechnungen für die nächsten 10 bis 15 Jahre einen Flächenbedarf von 25 bis 30 Hektar für „realistisch und genehmigungsfähig“ an. Die verfügbaren Gewerbe-Grundstücke im Stammheimer Feld I und II sind jedoch nahezu aufgebraucht. Und die restlichen 5 Hektar im interkommunalen Gewerbegebiet am Würzbacher Kreuz decken eher den lokalen Eigenbedarf.
Bei der schwierigen Suche nach geeigneten Flächen östlich der Nagold setzt die Stadt auf eine Doppelstrategie: Erstens Erweiterung des Stammheimer Feldes um einen Bauabschnitt III und zweitens Ausweisung eines Gewerbegebietes im Bereich Lindenrain bei der Erddeponie Stichle zwischen Stammheim und Holzbronn.
Beide Vorhaben sind nicht leicht zu realisieren. Beim Stammheimer Feld III geht es ohnehin nur um 4 Hektar, diese sind aber durch die Eigentumsverhältnisse in sehr kleine Parzellen zerstückelt. „Grundstücksverhandlungen laufen bereits“, so Quentin.
Beim geplanten Gewerbegebiet Lindenrain mit einer Gesamtfläche von rund 21 Hektar liegen die Probleme anders: Die Fläche ist derzeit bewaldet, müsste also gerodet werden. „Die Erschließung ist kostenintensiver“, so Quentin. Und nicht nur das: Aus Sicht der Körperschaftsforstdirektion ist aufgrund der Lage des Gewerbegebiets auf der Gäuseite der Großen Kreisstadt Calw – trotz eines Waldanteils von rund 40 Prozent – zwingend ein Ausgleich auch durch Erstaufforstungen vorzunehmen.
„Die Suche nach geeigneten Aufforstungsflächen stellt sich aufgrund der naturräumlichen Strukturen, der naturschutzfachlichen Restriktionen und aufgrund der Eigentumsverhältnisse äußerst problematisch dar“, sagte Andreas Quentin. Die Stadtverwaltung hat sämtliche potenziellen Flächen für Erstaufforstung überprüft und 8 Hektar Aufforstungsflächen auf der östlichen Gäuseite und 13,5 Hektar westlich der Nagold (Schwarzwald) herausgearbeitet. Der Waldanteil westlich der Nagold liegt aber bei 70 Prozent; weitere Aufforstungen würden also die ohnehin raren Erholungsflächen im Bereich der offenen Feldflur weiter reduzieren.
Vor Einleitung des Waldumwandlungsverfahrens und der Flächennutzungsplanänderung muss somit auch ein Konflikt zwischen Forst und Landwirtschaft für das weitere Verfahren geklärt werden. Das Amt für Landwirtschaft des Landratsamtes Calw hat in diesem Zusammenhang bereits signalisiert, dass Erstaufforstungsgenehmigungen den Belangen der Landwirtschaft widersprechen.
Aus Sicht der Großen Kreisstadt Calw muss es jedoch Ziel sein, geeignete städtische Flächen aufzuforsten, um somit auch hinsichtlich der vergleichsweise hohen Anrechnung auf dem Ökopunktekonto wirtschaftlich den Ausgleich herstellen zu können. Ein darüber hinausgehender Bedarf an forstrechtlichem Ausgleich kann dann – wie bereits mit der Körperschaftsforstdirektion abgestimmt – auch über Schutz- und Gestaltungsmaßnahmen „im Wald“ umgesetzt werden, sofern nachweislich die Möglichkeiten der Stadt zur Erstaufforstung erschöpft sind.
Ein Sachstandsbericht für den Gemeinderat im Herbst vorgesehen.
Foto, Stadt Calw – Luftaufnahme Lindenrain mit Abgrenzung