Pressemitteilung der SSB
Santa Maria hieß das Flaggschiff der Flotte von Christoph Kolumbus, der einst Neuland entdeckte. Santa Maria, diesen Namen trägt aber auch eine stolze Spanierin auf Schienen, nämlich die neue Dampflokomotive für die Killesbergbahn in Stuttgart. Die Lok kommt frisch aus Spanien – und wurde am 29. Oktober 2014 vor der Werkstatthalle der Parkbahn im Stuttgarter Höhenpark abgeladen. Auch sie wird Neuland entdecken, in Gestalt der gut zwei Kilometer langen Gleisanlage der romantischen Vergnügungsbahn über Höhen und Tiefen des Landschaftsparks im Stuttgarter Norden.
Beim Verein Freunde und Förderer der Killesbergbahn ist man über die Ankunft der weit gereisten Maschine überglücklich: „Das ist praktisch unser eigenes Geburtstagsgeschenk“, strahlen Bernd Nusch, der Vorsitzende des Vereins, und Uwe Brodbeck, der Pressesprecher. Denn der Verein besteht seit 20 Jahren, seit 1994. Auch bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die seit 2011 den Betrieb der Liliputbahn führt, ist man froh über den Fahrzeugzuwachs, wie Werkstattchef Thomas Moser betont: „Mit der dritten Lok entlasten wir die anderen beiden Maschinen, die sind schließlich Schwerarbeiter.“ Tatsächlich handelt es sich bei der windungsreichen Miniaturbahn um eine regelrechte Gebirgsbahn mit Neigungen fast bis zu sechs Prozent, somit die steilste „Eisenbahnstrecke“ in Baden-Württemberg, und sie verläuft von der tiefsten Stelle des Höhenparks zu seinem höchsten natürlichen Punkt, gut 20 Meter höher. Durch den ständigen Wechsel von starker Steigung und großem Gefälle und dem bis zu 10 Tonnen schweren Zug, in dem knapp 80 Fahrgäste Platz finden, sind die Zuglokomotiven mit ihrer Leistung von etwa 22 Kilowatt stets stark gefordert. „Kein Spielzeug – echter Maschinenbau“, so Thomas Moser.
Obwohl die sechs Tonnen wiegende, gut vier Meter lange Schlepptenderlok (mit Tender acht Meter) aus Spanien stammt und sich stets dort befand, gleicht sie den beiden hiesigen Lokomotiven nahezu bis zur letzten Niete, lediglich besitzt die Santa Maria einen großen Scheinwerfer aber keine Windleitbleche. Kein Wunder: Der Hersteller, Krauss-Maffei in München, und der Bauplan waren derselbe, nur dass die spanische Lok schon 1928/1929 erbaut wurde, während die beiden heutiger Stuttgarter Maschinen von 1950 stammen. Das spanische Exemplar wiederum stammt praktisch aus derselben Serie, wie sie lange vor dem Krieg gebaut wurden und 1939 zur Reichsgartenschau auch in Stuttgart erstmals zum Einsatz kamen – da war die spanische Lok aber nicht dabei. Vielmehr ging sie 1929 vom Lieferant direkt zur Iberoamerikanischen Ausstellung nach Sevilla, gemeinsam mit drei „Geschwistern“ namens Nina, Pinta und Sevilla.
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Ab da klingt die Geschichte der „Heiligen Maria“ auf Schienen fast wie aus dem Märchen: Nur vier Jahre zog sie im Wechsel mit den drei anderen „Kolleginnen“ ihre Runden auf der Ausstellungsbahn in Sevilla, dann wurde alles Material eingemottet. Erst über dreißig Jahre später erweckte ein Vergnügungspark bei Madrid einen Teil der Fahrzeuge, darunter die Santa Maria, wieder für einige Zeit zum Leben. Doch eine der Loks wurde auf Dieselantrieb umgebaut, eine landete auf einem Spielplatz, die Santa Maria unter einer Brücke. Um die Jahrtausendwende, 2001, nahm sich bei Barcelona ein spanischer Verein von Nostalgiefreunden der Santa Maria an und brachte sie erneut in Bestzustand: Nun hätte sie wieder fahren können – doch die Gleisanlage dazu, mit 381 Millimetern Spurweite eine Spezialanfertigung, für die man schon einen Gartenpark braucht, um dafür Platz zu finden, kam nicht zustande.
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Und hier noch ein Filmbericht des SWR – Die Killesbergbahn. Tazzelwurm, Blitzschwoab und Springerle
Foto, SSB – Tazzelwurm, Santa Maria, Springerle
Siehe auch: “Liliputbahnen in Stuttgart” und Killesberg