Verkehrsunfallbilanz für das 1. Halbjahr 2015
Die Zahl der Verkehrstoten ist im 1. Halbjahr von 223 auf 221 gesunken, die Anzahl der Schwerverletzten von 4.600 auf 4.359 (minus 5,2 Prozent). „Diese Rückgänge sind erfreulich, aber es gibt leider immer noch viel zu viele schlimme Verkehrsunfälle, die das Leben der Beteiligten und deren Angehörigen tiefgreifend verändern“, sagte Innenminister Reinhold Gall bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz für das 1. Halbjahr 2015.
Während das Verkehrsunfallaufkommen insgesamt in den ersten sechs Monaten leicht anstieg (von 141.897 auf 146.636; plus 3,3 Prozent), war ein Rückgang bei den Unfällen mit Personenschaden von 17.488 auf 17.021 oder minus 2,7 Prozent sowie der dabei Verunglückten von 22.837 auf 22.413 oder minus 1,9 Prozent zu verzeichnen. Die Zunahme des gesamten Unfallaufkommens ist demnach auf einen Anstieg der Fälle, bei denen lediglich Blechschaden entstand, zurückzuführen.
Was die Ursachen schwerer Verkehrsunfälle angeht, konnte eine ähnliche Entwicklung wie im 1. Halbjahr 2014 festgestellt werden: Hauptunfallursachen bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden waren nach wie vor nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit (Anteil: 19,5 Prozent), gefolgt von Abstandsverstößen (Anteil: 18,8 Prozent) und Vorfahrtsverletzungen (Anteil: 18,2 Prozent). Bei Verkehrsunfällen mit Todesfolge war im 1. Halbjahr 2015 sogar beinahe jeder zweite Verkehrsunfall auf die Ursache Geschwindigkeit zurückzuführen.
„Diese Zahlen zeigen mir, dass manche Verkehrsteilnehmer offensichtlich unbelehrbar und nur über Bußgelder zu erreichen sind“, unterstrich Minister Gall. Die Polizei gehe deshalb konsequent gegen alle Geschwindigkeitsüberschreitungen vor. Der Innenminister betonte: „Wir werden nicht müde im Kampf gegen Raser.“ Bei der polizeilichen Geschwindigkeitsüberwachung sind im laufenden Jahr schon 460.000 Verstöße geahndet worden. „Bereits wenige Kilometer zu schnell können über Leben oder Tod entscheiden. Die dramatischen Folgen von Raserei verdeutlichen, wie richtig und wichtig unsere Geschwindigkeitsüberwachung im täglichen Dienst sowie groß angelegte Kontrollaktionen wie die europaweiten Kontrollwochen oder der Blitz-Marathon sind“, hob der Innenminister hervor.
Die Entwicklung bei den Motorradunfällen bereitet dem Innenminister weiterhin Sorgen. Die Gesamtzahl der Motorradunfälle sei im Vergleichszeitraum zwar von 2.617 auf 2.362 (minus 9,7 Prozent) zurückgegangen. Ein ähnlicher Trend habe bei der Anzahl der Motorradunfälle mit Personenschaden festgestellt werden können (von 2.103 auf 1.938; minus 7,8 Prozent). Insgesamt verunglückten 2.037 Motorradfahrer (2014: 2.235; minus 8,9 Prozent), davon 54 tödlich (2014: 58), 749 schwer (2014: 816) und 1.234 (2014: 1.361) leicht. „Der negative Trend des Vorjahres konnte zwar gestoppt werden, dennoch ist die Lage nach wie vor besorgniserregend“, beklagte der Innenminister und verwies darauf, dass jeder vierte Verkehrstote in diesem Jahr ein Motorradfahrer war.
Beinahe zwei Drittel der selbst verursachten tödlichen Motorradunfälle im 1. Halbjahr 2015 sind auf die Hauptunfallursache Geschwindigkeit zurückzufüh-ren. „Wir haben deshalb unsere Motorradkontrollen weiter intensiviert und führen diese lagebildabhängig fort. Gerade an Wochenenden und in der Ferienzeit werden wir einen hohen Kontrolldruck aufrechterhalten“, betonte Reinhold Gall. Beispielgebend sei hier der Brennpunkteinsatz beim Polizeipräsidium Offenburg. Mit Unterstützung von Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz wurden hierbei schlagkräftige und konzentrierte Kontrollaktionen zur Bekämpfung schwerer Motorradunfälle geführt.
Nach einer negativen Entwicklung bei den Fahrradfahrenden in der ersten Jahreshälfte 2014 war die Verkehrsunfallentwicklung diesmal positiver. „Mit einem deutlichen Rückgang der Fahrradunfälle insgesamt ging erfreulicherweise auch ein Rückgang der dabei verunglückten Fahrradnutzer um 7,4 Prozent von 4.003 auf 3.707 einher“, sagte der Innenminister. Die Anzahl der getöteten Fahrradfahrer ist von 22 auf 17, die Anzahl der Schwerverletzten von 978 auf 911 zurückgegangen. Der Anteil der Pedelecunfälle hat allerdings weiter zugenommen. „Seit 2010 bemerken wir einen kontinuierlichen Anstieg der Pedelecunfälle. Dies liegt an ihrer zunehmenden Verbreitung“, erklärte Gall und verwies darauf, dass der Anteil der Pedelecunfälle im 1. Halbjahr 2015 bereits 6,1 Prozent am Ge-samtunfallaufkommen von Fahrrädern ausmachte (Januar bis Juni 2010 bzw. 2014: 0,3 bzw. 5,0 Prozent). Hierbei seien 238 Pedelecnutzer verunglückt.
In diesem Zusammenhang warb der Innenminister für den diesjährigen Landes-Tag der Verkehrssicherheit, der am Freitag, 24. Juli 2015, in Heilbronn stattfindet. Unter dem Motto „Wissen schafft Verkehrssicherheit“ werden sich zahlreiche Partner der landesweiten Verkehrssicherheitsaktion GIB ACHT IM VERKEHR mit ihren Projekten und Kampagnen rund um die Verkehrssicherheit präsentieren.
Fakten zur Unfalllage in Baden-Württemberg im 1. Halbjahr:
- Pro Woche ereigneten sich durchschnittlich 5.640 Verkehrsunfälle;
- Pro Tag ereigneten sich durchschnittlich 93 Verkehrsunfälle mit leicht ? oder schwer Verletzten;
- Jeden Tag verlor ein Mensch bei einem Verkehrsunfall sein Leben.
Schaubilder Verkehrsunfallentwicklung
Weitere Informationen und Tipps rund um das Thema Verkehrssicherheit und zum Landes-Tages der Verkehrssicherheit
GIB ACHT IM VERKEHR – Die Verkehrssicherheitsaktion in Baden-Württemberg
Quelle, Innenministerium
Foto, Sabine