Tag der Offenen Tür im Museumsbunker der Neckar-Enz-Stellung in Bietigheim-Bissingen
Posted by Klaus on 26th März 2016 in Es war einmal, Veranstaltungen - TV - Tipps - Kuriositäten, Vereine und Gruppen
am Sonntag, den 03.April 2016 lädt der Arbeitskreis Bunkerforschung des Geschichtsvereins Bietigheim –Bissingen e.V. wieder zum Besuch des Museumsbunkers Ro1 in der Bissinger Brandhalde ein.
Mit der Offensive auf Verdun am 21. Februar 1916 begann eine der blutigsten Schlachten des 1. Weltkriegs. Bis heute gilt Verdun als Symbol für den endlosen Stellungskrieg der zwischen 1914 und 1918 die Schlachtfelder Europas überzog, in dem nur minimale Geländegewinne erzielt werden konnten, jedoch hunderttausende Soldaten umkamen.
Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich wurde Verdun aber nicht nur zum Ort des militärischen Opfers und des Grauens, sondern auch zum Ort von Heldenmut und Durchhaltewillen hochstilisiert. Und auf beiden Seiten des Rheins waren sich die Militärs sicher, dass Festungsanlagen auch in einer kommenden kriegerischen Auseinandersetzung eine Rolle spielen würden.
So begannen deutsche Militärplaner bereits in den 1920er Jahren mit Plänen für Landbefestigungen, um einen möglichen Angriff von Frankreich aus, aber auch von tschechischer Seite abfangen zu können. Die Grenzbefestigungen nach Osten waren im Bayerischen Wald vorgesehen. Im Westen entstand das Problem des Befestigungsverbots für eine 50 km-tiefe Zone von der französischen Grenze in Richtung Osten.
So begannen deutsche Militärplaner bereits in den 1920er Jahren mit Plänen für Landbefestigungen, um einen möglichen Angriff von Frankreich aus, aber auch von tschechischer Seite abfangen zu können. Die Grenzbefestigungen nach Osten waren im Bayerischen Wald vorgesehen. Im Westen entstand das Problem des Befestigungsverbots für eine 50 km-tiefe Zone von der französischen Grenze in Richtung Osten.
Auch der neuen Technologie die in Form von Panzern die Schlachtfelder betreten hatte mussten die Planer Rechnung tragen. So stützten sie sich auf die natürlichen Hindernisse Neckar, Enz, Main und Tauber die zum Zeitpunkt der Konzeption der neuen Verteidigungslinien für Panzer als unüberwindbare Hindernisse galten. Die steilen Hänge, die diese Flüsse an vielen Stellen säumen, boten der Verteidigung weitere Vorteile wenn man eigene Stellungen so anordnete, dass sie höher lagen als ein herannahender Feind.
Diese Überlegungen mündeten in die Konzeption der Neckar-Enz-Stellung und ihrer nördlicher gelegenen Entsprechung, der Wetterau-Main-Tauber-Stellung.
Allerdings erfolgte zu Zeiten der Weimarer Republik keinerlei Freigabe von Geldern für diese Maßnahmen. Dies änderte sich mit dem Machtwechsel Anfang 1933. Das NS-Regime begann mit einer zügigen Aufrüstung und investierte auch in entsprechende Defensiv-Maßnahmen, zunächst jedoch noch unter strikter Einhaltung des Versailler Vertrags. So wurden die teils aus den 1920er Jahren stammenden Pläne für die Befestigungslinien ab 1935 weitgehend unverändert realisiert.
Entlang des Neckars und der Enz wurden 450 Bauwerke errichtet: Infanterieunterstände, mit Maschinengewehren bestückte Kasematten aber auch Artilleriebeobachter und Scheinanlagen. Die Verteidigungslinie führte entlang der Enz durch Bietigheim hindurch und weiter am nördlichen Ortsrand von Bissingen im Bereich Brandhalde – Rommelmühle Richtung Markgröningen. Allein um Bissingen herum wurden 33 Bauwerke errichtet, 20 waren es in Bietigheim.
Ausführung und Bewaffnung der Bunker entsprachen den Restriktionen des Versailler Vertrags (Verbot von Festungswerken, keine fest verbaute Artillerie). Die relativ geringe Größe der einzelnen Bunker sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die Militärplanung für diese möglichen Frontabschnitte sich von einem Szenario wie in Verdun 1916 kaum unterschied. Französische Tanks würden im unwegsamen Gelände nicht durchkommen. Der Gegner wäre gezwungen gewesen mit Infanterie anzugreifen, die mit den Maschinengewehren aus den Bunkern bekämpft werden konnte. Die Stellungen sollten dann den Vormarsch aufhalten und Zeit gewinnen um eigenen Nachschub heranzuführen.
Mit dem Beginn der Baumaßnahmen am Westwall wurde der Ausbau der Neckar-Enz-Stellung beendet. Die neue Linie verlief direkt am Rhein. Als der Krieg 1945 nach Bietigheim und Bissingen kam, waren die Bunker veraltet, viele nicht mehr bewaffnet. Manche wurden hastig besetzt und in manchen Abschnitten waren sie auch an Kampfhandlungen beteiligt.
Im Abschnitt Bietigheim und Bissingen entwickelte sich die Frontsituation anders. Hier blieben die meisten Bunker ohne Kampfeinsatz.
Als einer der wenigen noch vollständig erhaltenen Bunker der Neckar-Enz-Stellung bietet der Museums-Bunker Ro1 unmittelbare und authentische Einblicke in die Verteidigungsplanungen der Weimarer Zeit. Er ist vollständig rekonstruiert und zeigt anhand zahlreicher Exponate die Originalausstattung von 1938. Zusätzliche Informationen zur Neckar-Enz-Stellung und den benachbarten Bunkern runden die Ausstellung ab. Die Besucher erfahren aber auch welche Rolle diese Bunker in den Tagen spielten, als die Front nach Bietigheim und Bissingen kam.
Die meisten der Bauwerke wurden nach dem Krieg auf Weisung der Siegermächte gesprengt. So finden sich in der Region noch etliche Ruinen der einstigen Verteidigungslinie, zumeist im Besitz der jeweiligen Gemeinden. Auch unweit des Museumsbunkers gibt es eine solche Ruine, die der Arbeitskreis Bunkerforschung des Geschichtsvereins Bietigheim-Bissingen regelmäßig von Müll befreit und für Interessierte zugänglich hält.
Der Arbeitskreis widmet sich seit rund 18 Jahren der Dokumentation und dem Erhalt der Überreste dieser historischen Anlagen.
Der Bunker ist von 11 – 17 h geöffnet. Eintritt frei. Anfahrt: Parkplatz Fa. Parker (unterhalb des Groztunnels), der Fussweg von dort ist beschildert.Weitere Informationen finden Sie auch unter: arbeitskreis-bunkerforschung.de/
Norbert Prothmann
Foto, arbeitskreis-bunkerforschung