Guten Tag,
am Sonntag, den 03.07.2016 lädt der Arbeitskreis Bunkerforschung des Geschichtsvereins Bietigheim –Bissingen e.V. wieder zum Besuch des Museumsbunkers Ro1 in der Bissinger Brandhalde ein.
Der Bunker war am 29.04.2016 ein Ziel der Sendung „Expedition in die Heimat“ auf SWR3 und konnte sich dort einem breiteren Fernsehpublikum präsentieren. Er ist auch einer der „111 Orte im Heilbronner Land, die man gesehen haben muss“, so der Titel eines Buches, das dieses Jahr erschienen ist. Die gesteigerte Medienpräsenz passt zum 80. „Geburtstag“ des Bunkers und zum 18-jährigen Bestehen des Arbeitskreis Bunkerforschung, der das Vorkriegsrelikt mit beachtlichem Aufwand zunächst ausgegraben, dann instandgesetzt hatte und bis heute betreut. Wurde das Unternehmen „Museumsbunker“ zunächst durchaus kritisch gesehen, hat sich das kleine Militärmuseum heute in der Region längst etabliert und gehört zum festen Bestandteil der historischen Stätten in Bietigheim-Bissingen.
Die Geschichte des Bunkers geht indirekt auf den ersten Weltkrieg zurück. Als eine Lehre aus den Grabenkämpfen wurde im Kreis der Reichswehr ab 1924 an neuen Konzepten zur Landbefestigung gearbeitet, die freilich die Auflagen des Versailler Vertrags erfüllen mussten. Eine davon war der Abstand von 50 km zur französischen Grenze. Das Verbot großer Befestigungswerke und ortsfester schwerer Waffen führte zum Konzept Neckar-Enz-Stellung, das zahlreiche kleine Bunker mit Maschinengewehren, Feldstellungen, Geländehindernisse und natürliche Hindernisse wie Flussläufe in ein Defensivkonzept einbezog. Die Regierungen der Weimarer Republik konnten solche Projekte jedoch nicht finanzieren. Dies änderte sich erst ab 1933 als das NS-Regime die Wiederaufrüstung in den Vordergrund rückte. So wurden die Planungen von 1924 ab 1935 weitgehend unverändert umgesetzt. Erst mit dem forcierten Ausbau des Westwalls 1938 endeten die Arbeiten an der Neckar-Enz-Stellung. Zu diesem Zeitpunkt waren 450 Bauwerke entstanden.
Die Bunker waren für die beteiligten Baufirmen anspruchsvolle Aufträge. Neben der Geheimhaltung, die z.B. durch hohe Bretterzäume um die Baustellen sicherzustellen war, mussten die Bunker an einem Stück betoniert werden. Dieser Vorgang dauerte mitunter mehrere Tage.
Der Verteidigungsfall, für den die Bunker gebaut wurden, trat so nie ein. Nach der Kapitulation Frankreichs 1940 wurden die Waffen aus den Bunkern weitgehend ausgebaut, um sie an Westwall und Atlantikwall wiederzuverwenden.
So war auch vom einstigen Defensiv-Konzept nicht mehr viel übrig, als im Frühjahr 1945 die Alliierten auf Neckar und Enz vorrückten. Während an manchen Stellen der Neckar-Enz-Stellung die Bunker noch in Kämpfe verwickelt waren, spielten sie in Bissingen 1945 keine Rolle. Nach dem Krieg wurde die meisten der Bunker auf Weisung der Alliierten zerstört. Manche wurden übererdet. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Bunker RO1 heute als intaktes Bauwerk die Geschichte der Neckar-Enz-Stellung exemplarisch zeigen kann.
Der Museums-Bunker ist vollständig rekonstruiert und zeigt anhand zahlreicher Exponate die Originalausstattung von 1938. Zusätzliche Informationen zur Neckar-Enz-Stellung und den benachbarten Bunkern runden die Ausstellung ab.
Der Arbeitskreis widmet sich seit 18 Jahren der Dokumentation und dem Erhalt der Überreste dieser historischen Anlagen.
Der Bunker ist von 11 – 17 h geöffnet. Eintritt frei. Anfahrt: Parkplatz Fa. Parker (unterhalb des Groztunnels), der Fussweg von dort ist beschildert.
Weitere Informationen finden Sie auch unter: http://www.arbeitskreis-bunkerforschung.de/
Norbert Prothmann
Foto, Arbeitskreis Bunkerforschung