Das Land und die DB Regio haben sich bei einem Treffen anlässlich der aktuellen Missstände im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf einen Maßnahmenkatalog zur raschen Qualitäts- verbesserung geeinigt.
Wie das Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn mitteilten, wird die DB Regio AG kurzfristig zusätzliche Zugbegleiter und Triebfahrzeugführer als flexible „Springer“ einsetzen, um im Falle von Türstörungen den Technikausfall kompensieren zu können. Zudem sicherte die DB bei dem Treffen am Dienstag zu, das Zugbildungskonzept so zu ändern, dass es zu weniger störungsanfälligen Kuppelvorgänge kommt.
Da auch die mangelhafte Information der Fahrgäste am Bahnsteig in den letzten Wochen Gegenstand berechtigter Kritik war, werden in der DB-Transportleitung zusätzliche „Streckenagenten“ im Dreischichtbetrieb eingesetzt. Sie sollen die zeitnahe Information der Fahrgäste am Bahnhof sicherstellen. Im Rahmen des Gesprächs sagte die DB Regio darüber hinaus zu, auf die Stammkunden der am stärksten betroffenen Relationen mit dem Angebot einer unbürokratischen Kompensation zuzugehen.
Pünktlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit unabdingbar für Pendler
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Es ist gut, dass die DB Regio sich bemüht, kurzfristig für Abhilfen und Verbesserungen zu sorgen. Wir werden aber genau hinschauen, ob damit die Züge wirklich wieder pünktlicher und verlässlicher fahren. Für regelmäßige Pendler und für Umsteiger auf den SPNV sind Pünktlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit unabdingbar. Wir erwarten von der DB, dass sie die Leistungen vollständig erbringt, die wir als Land bestellen und bezahlen.”
Zu diesem Zweck werden Land und DB Regio neben den täglichen Telefonkonferenzen mit der NVBW das gemeinsame Qualitätsmonitoring im wöchentlichen Rhythmus fortsetzen bis die Schwierigkeiten abgestellt sind. Die DB Regio AG wird dem Land in diesem Rahmen wöchentlich losweise und streckenscharfe Qualitätsberichte zur weiteren Entwicklung liefern.
DB-Regio entschuldigt sich bei Fahrgästen
David Weltzien, Vorsitzender der Regionalleitung Baden-Württemberg der DB Regio AG erklärte: „Ich begrüße es sehr, dass wir als Bahn und verantwortliches Verkehrsunternehmen nun in einen regelmäßigen Austausch mit Land und NVBW treten, um uns gemeinsam und konstruktiv über Fortschritte bei der Behebung von Störungen abzustimmen. Für die Probleme, die es nach dem 1.10. im Rahmen der Inbetriebnahme des Übergangsvertrags an unterschiedlichen Stellen in Baden-Württemberg gab, möchte ich mich bei den betroffenen Fahrgästen entschuldigen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich unsere Anstrengungen, schnelle Lösungen und Verbesserungen zu erreichen, kurzfristig auch auszahlen werden.”
Seit Inkrafttreten des Übergangsvertrages zwischen dem Land und der DB Regio AG zum 1. Oktober 2016 kam es zu einer Häufung von Verspätungen und vollständigen Zugausfällen im SPNV. Teilweise wurden mit den eingesetzten Zügen auch zu geringe Platzkapazitäten bereitgestellt. Am Dienstag haben sich daher Vertreter des Landes, der NVBW und der DB Regio AG getroffen, um die Ursachen der aktuellen Defizite in der Betriebsqualität zu analysieren und über Maßnahmen zur Verbesserung zu beraten. Hierbei wurde deutlich, dass nicht nur, aber insbesondere auf der Remsbahn und der Frankenbahn akuter Handlungsbedarf besteht.
Die Hauptursachen für Verspätungen, Minderkapazitäten und Zugausfälle in den vergangenen drei Wochen lagen in den Bereichen Fahrzeugtechnik und krankheitsbedingte Personalengpässe. So bereiten insbesondere die erst zum 1. Oktober 2016 aus anderen Teilen Deutschlands eingetroffenen neuen Zugkonfigurationen unerwartete Schwierigkeiten beim Kuppeln und beim Türschließmechanismus. Trotz umfangreicher Schulungen der Mitarbeiter fehlte es infolge der kurzfristigen Bereitstellung der Fahrzeuge, die bis zum 30. September in anderen Netzen im Regelbetrieb gebunden waren, an praktischen Erfahrungen mit den jeweiligen Zugkompositionen sowie einem einheitlichen Standard bezüglich ihres technischen Zustands.
Quelle, Ministerium für Verkehr
Foto, Sabine