Technikmuseen im Blick der „Stuttgarter Tage zur Automobil- und Unternehmensgeschichte“
Presse-Information
Nur der Wandel führt zum Erfolg – das ist ein Fazit der „Stuttgarter Tage zur Automobil- und Unternehmensgeschichte“, die am 10. und 11. Oktober 2016 im Mercedes-Benz Museum stattfanden. Die vor 25 Jahren ins Leben gerufene Veranstaltung fokussierte sich diesmal auf Technikmuseen. Diese sind erfolgreich, wenn sie sich beständig weiterentwickeln, Abwechslung bieten und dabei ihren Markenkern nicht aus den Augen verlieren. Rund 100 Vertreter europäischer Technik- und Automobilmuseen sowie Historiker diskutierten über aktuelle Entwicklungen. Der Titel der Veranstaltung: „Einfach nur schön? Automobilität und Museum“.
Stuttgart. Die Vielfalt von Technikmuseen mit ihren Inhalten ist groß. Das zeigten auch die „Stuttgarter Tage zur Automobil- und Unternehmensgeschichte“, die regelmäßig von den Mercedes-Benz Classic Archiven in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchgeführt werden. Sie verstehen sich als eine Kommunikationsplattform von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen, Historikern, Unternehmens- und Medienvertretern und der Öffentlichkeit zu wechselnden Themen.
Elf Referenten brachten eine große inhaltliche Bandbreite mit. Zu den vertretenen Museen gehörten beispielsweise das Museum für sächsische Fahrzeuge e. V. Chemnitz, das Louwman Museum in Den Haag, das Technikmuseum in Wien, das Riverside Museum in Glasgow, das BMW Museum im München und selbstverständlich das Mercedes-Benz Museum.
Monja Büdke, Mitglied der Geschäftsführung des Mercedes-Benz Museums, stellte den Experten das umfangreiche Programm des Hauses für Kinder und Jugendliche vor. Kinder seien eine wichtige Zielgruppe, und es gehe auch darum, eine Faszination für Technik zu wecken. Beispielsweise mit seinem Sommerferienprogramm, Kindergeburtstagsangeboten sowie Workshops für Schulklassen geht das Mercedes-Benz Museum darauf ein.
Professor Rolf-Jürgen Gleitsmann-Topp, Lehrstuhlinhaber am Karlsruher Institut für Technologie, bezeichnete Technik-Museen als physisch erleb- und begehbare Orte der Technikgeschichte, in denen sich der Zeitgeist der jeweiligen Epoche niederschlägt. „Das Technikmuseum wird damit zu einem gesellschaftlichen Erinnerungsort“, führte er eine Seite aus. Sind aber Museen nicht auch Wissenstempel für die Zukunft? Warum ist der Erhalt historischer Technik möglicherweise wichtig oder gar geboten?
Gregor Isenbort, Direktor der DASA-Arbeitswelt-Ausstellung in Dortmund, nannte eine Sammlung nur dann als sinnvoll, wenn man mit ihr auch vor Publikum arbeite weil dann Exponate ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft entfalten könnten. Er führte die Rotations-Druckmaschine als Beispiel an. Wenn ein Museumsbesucher deren Lärm nur 30 Sekunden hört, wird er sich Gedanken darüber machen, dass Arbeiter diese Geräuschkulisse über zehn Stunden hinweg ertragen mussten.
Über lange Zeit wurde eine Trennung zwischen klassischen Industriemuseen und sogenannten Science Centern gepflegt. Inzwischen sind die Grenzen fließend. Fachleute sprechen von Hybriden, wenn Museen ihre Präsentationen ergänzen durch Mitmach-Ausstellungen und Orte des Selbermachens. Viel naturwissenschaftliches und technisches Basiswissen vermittelt die Ausstellung „Aufgeladen – Elektromobilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ des Deutschen Museums in München.
Exponate im Mittelpunkt
Dr. Andreas Braun als Vertreter des BMW Group Museums warb mit Nachdruck dafür, dass alle Museen sich immer wieder auf ihren Markenkern besinnen. Zentral seien Exponate und damit der Anspruch, tragfähige Inhalte zu zeigen.
Herausragende Exponate für eine Historienkommunikation wurden während der Tagung ebenfalls vorgestellt. So beschrieb Klaus Reichert, Leiter des
Mercedes-Benz Classic Centers in Fellbach, die 2014 vollendete
Digitale Ausstellungselemente nehmen vor allem jüngere Besucher gern an. Sie lassen sich aber auch von realen Exponaten faszinieren. Die Museumsvertreter sehen die Digitalisierung somit nicht als Gefahr, sondern als Chance, um junge Menschen in Verbindung mit authentischen Exponaten für Technik zu begeistern.
Erfolgreiche Museen erarbeiten sich ihre Rolle in der Gesellschaft, machen immer wieder aufs Neue ihre Relevanz deutlich. „Dabei muss jedes Museum seine eigene Strategie, seinen eigenen Weg wählen, um sich zu positionieren und zu profilieren“, lautete das Resümee der Professorin Rita Müller, Direktorin des Museums der Arbeit in Hamburg.
Einfach nur schön – das reicht somit nicht für erfolgreiche Museumskonzepte. Doch darin steckt zugleich die Herausforderung, die Besucher jedes Mal aufs Neue zu begeistern und ihnen einen Ort des Austauschs und der Kommunikation zu bieten.
Foto, Daimler – Mercedes-Benz 540 K Stromlinienwagen, 1938