Pressemitteilung/Terminankündigung
Die neue Ausstellung im MUSE-O widmet sich einem besonderen und durchaus schwierigen Thema: den Stuttgarter Lazaretten des Ersten Weltkrieges. Sie wird am 8. April eröffnet.
Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg (1914-1918) zu Ende. Rund zehn Millionen Soldaten und sieben Millionen Zivilisten in aller Herren Länder starben auf den Schlachtfeldern und in den umkämpften Gegenden. Etwa 20 Millionen Menschen wurden bei den Schlachten verwundet.
Mit einigen von ihnen, nämlich denen, die in Stuttgart ins Lazarett kamen, befasst sich die neue Ausstellung im MUSE-O. „Verwundungen“, so lautet der Titel; er deutet an, dass es einerseits um die konkreten Wunden geht, die die Verletzten hier möglichst ausheilten, aber andererseits auch um die bleibenden Schäden an Körper und Geist.
Einigen der Lazarettinsassen kommt man im Raum 3 im wahrsten Sinne des Wortes näher. Auf Augenhöhe treten sie den Besucherinnen und Besuchern gegenüber, gedruckt auf Stoffbahnen. Und die Postkarten, die sie vor 100 Jahren mit eigener Hand im Stuttgarter Lazarett geschrieben haben, liegen zur Betrachtung aus, eingeklebt in Postkartenalben, die oft erschreckend banal scheinenden Texte sorgfältig lesbar abgeschrieben. Man spürt zwischen den Zeilen den Zwiespalt: das Lazarett als Ort des Leidens, aber auch der (relativen) Sicherheit und der Hoffnung.
Im Raum 4 erwartet die Gäste ein eher informativer Ausstellungsteil. Einige starke, aussagekräftige Originalexponate ste-hen für Themen der Zeit: eine zeitgenössischer Verwundetentrage etwa für die Versehrtenfürsorge oder eine Brotzuteilungskarte für den Hunger in der Stadt, die Brosche einer Rot-Kreuz-Schwester für den selbstlosen Einsatz vieler oder ein Feld-Operationsbesteck für die frontnahe medizinische Versorgung. Über ein Dutzend Bild-Text-Tafeln zeigen außerdem akribisch genau, wo sich hier welches Lazarett befand – es waren weit über 40 derartige Einrichtungen in Stuttgart, aber auch in den damals bereits zur Residenzstadt gehörigen Orten Cannstatt und Degerloch sowie in Hohenheim und auf der Solitude, die erst später eingemeindet wurden. Rund 7000 Betten für verletzte und kranke Soldaten hielten diese Hospitäler und Genesungsheime bereit. Die meisten der etwa 80 Fotos auf den Tafeln werden hier erstmals öffentlich gezeigt.
Auf einem Bildschirm nebenan hat die Betrachterin, der Betrachter dann die Auswahl zwischen zwei Sequenzen. Ein dokumentarischer Kurzfilm zeigt einen Ausflug von Stuttgarter Lazarettinsassen in die Reichsstadt Esslingen; eine Bildfolge, neudeutsch: Slide Show, berichtet von Einsätzen des württembergischen Lazarettzuges H, in dem Stuttgarter Krankenschwestern Dienst taten.
Diese wichtige Ausstellung wird am Sonntag, dem 8. April mit einer kleinen Feier eröffnet. Nach begrüßenden und einführenden Worten wird der MUSE-O-Kurator Ulrich Gohl auf einem Rundgang durch die beiden Räume auf Besonderheiten der von ihm zusammengestellten Ausstellung aufmerksam machen.
Verwundungen. Die Stuttgarter Lazarette des Ersten Weltkrieges. Eine MUSE-O-Ausstellung
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
8. April bis 9. September 2018, Eröffnung So., 8. April, 15 Uhr
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de
MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart
Foto, Auch in der Brauereigaststätte Dinkelacker war ein Lazarett eingerichtet. Sammlung Gohl, Karte eines Sammlers, Klaus