In den nächsten Tagen wird die Kahnzustellerin das zehntausendste Paket zu einem ihrer Kunden staken. Die Pakete können bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Die größten Auslieferungen waren bisher ein Aluminium-Gewächshaus, eine Hollywoodschaukel und eine Gartenhecke. „Es kommt über die Jahre einiges an Gewicht zusammen. Auch den Kahn bewege ich mit reiner Muskelkraft durch die Fließe. Pro Tour acht Kilometer“, sagt Andrea Bunar. Die klimaneutrale und leise Kahn-Zustellung ist im UNESCO Biosphärenreservat Spreewald ideal. Die Deutsche Post spart damit pro Saison 350 Kilogramm CO2-Emissionen ein.
Andrea Bunar bringt nicht nur die Post, sie bietet auch den Service einer kleinen Filiale an: Die Kunden können ihr Sendungen mitgeben, Brief-, Päckchen- und Paketmarken kaufen. Auf ihrer Tour durch Lehde leert die Postbotin außerdem drei Briefkästen an Ausflugslokalen.
Morgens startet die 47-Jährige ihre Zustelltour in Lübbenau mit dem Auto. Gegen Mittag steigt sie in ihren gelben Kahn um. „Meine Kahntour ist sehr idyllisch. Ich sehe unterwegs oft Rehe, ab und zu auch Ringelnattern“, sagt Andrea Bunar. Bei Wind birgt die Tour besondere Herausforderungen: „Der Aluminiumkahn ist sehr leicht, so dass er bei Windböen abdriftet. Dann brauche ich Kraft, um ihn auf Kurs zu halten“, erklärt die Postbotin. Muskelkater in den Armen ist in den ersten Wochen nach dem Saisonstart inklusive. „In den Wintermonaten fahre ich mit dem Auto und laufe längere Wege zu Fuß. Manchmal sogar über vereiste Brücken und Treppen. Ich freue mich, dass ich jetzt wieder auf dem Wasser unterwegs bin“, sagt die Postbotin.
Andrea Bunar pflegt privat und beruflich die Traditionen der Region: „Bei Festen wie der Fastnacht trage ich die sorbische Tracht. Mit der Kahnzustellung erhält die Deutsche Post die 121-jährige Tradition, die weit über den Spreewald hinaus bekannt ist“, sagt Andrea Bunar. Ende der 1890er Jahre mussten die Bewohner Lehdes ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand zur Kontaktaufnahme mit den Daheimgebliebenen immer mehr zu. Deshalb beschloss die Post 1897, die Sendungen per Kahn direkt zu den Kunden nach Hause zu bringen. Heute ist die Paket- und Briefzustellung der Deutschen Post bis in den entlegensten Winkel an sechs Tagen pro Woche bundesweiter Standard.
Zum Saisonstart gibt es für Briefmarkenfreunde wieder einen Sonderstempel. Bis 2. Mai 2018 können Interessierte ihre Vorlagen unter Angabe der Stempelnummer 06/046 zum Stempeln an die Deutsche Post AG schicken: Niederlassung Privatkunden/Filialen, Sonderstempelstelle, 92627 Weiden; Pakete: Franz-Zebisch-Straße 15, 92637 Weiden.
Fotos, DP DHL
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