Pressemitteilung
Netze BW, NABU, Imkervereine und Stadt wollen gemeinsam über 40 Betriebsflächen in Stuttgart ökologisch aufwerten
Stuttgart. Wo im Untergrund Millionen Liter Trinkwasser für Stuttgart lagern, sollen in Zukunft an der Oberfläche Blumen blühen und Bienen summen: Die Netze BW stellt die Flächen auf über 40 ihrer Wasserbehälter zur Verfügung, um sie ökologisch aufzuwerten und die Insektenvielfalt zu fördern. Mit im Boot sind NABU Stuttgart, Imkerverein Stuttgart, Bezirksimkerverein Filder sowie die Stadt Stuttgart.
Wegen der großen Höhenunter- schiede ist die Wasserversorgung in Stuttgart besonderes aufwändig: In nicht weniger als 43 großen Behältern mit verschiedenen Druckstufen wird das Wasser zwischengelagert, bevor es an Haushalte und Betriebe fließt. Auf den Flächen oberhalb dieser Behälter – in Summe rund 16 Hektar – findet man dort auch heute schon Wiesen vor. „Diese Wiesen haben wir in der Vergangenheit konventionell bewirtschaftet und sie ansonsten weitgehend in Ruhe gelassen“, berichtete Harald Hauser, Geschäftsführer der Netze BW Wasser GmbH: „Aber wir sind zu der Erkenntnis gekommen: Da kann man mehr draus machen und etwas für Ökologie und Insekten tun. Dafür haben wir dann gezielt Partner gesucht, die etwas davon verstehen.“
Bildtext: Ziehen an einem Strang: Marcus Schaufuß, Harald Hauser (Netze BW), Kurt Mailänder (Imkerverein), Melanie Hartmann (Stadt Stuttgart), Stefan Kress (NABU) vor einem neuem Insektenhotel. (v.l.n.r.)
Foto: Netze BW
Bei NABU, Imkervereinen und der Stadt Stuttgart rannte Hauser mit seinem Vorschlag offene Türen ein. Drei Ansatzpunkte haben die Partner inzwischen ausgemacht und wollen sie Schritt für Schritt umsetzen:
Alle Wiesen sollen künftig nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Dadurch entsteht neuer Lebensraum für Insekten.
An 15 Standorten sollen gezielt ein- und mehrjährige Bienenweidenmischungen eingesät werden, die zusätzliche Nahrung für Insekten bieten.
Auf 16 Flächen werden Standorte für Wildbienen eingerichtet; an 31 weiteren Standorten stellt die Netze BW Imkern Flächen für die Ansiedlung von Honigbienenvölkern zur Verfügung. Dabei sind rund die Hälfte der Flächen für Völker vorgesehen, die aus Flächen abgezogen werden, bei denen Honig- und Wildbienen heute auf Grund des Nahrungsmangels im Wettbewerb leben.
Insektensterben auch im Land nachweisbar
„Das Insektensterben ist auch in Baden-Württemberg angekommen“, stellte Dr. Stefan Kress, stellvertretender NABU-Vorsitzender in Stuttgart, bei der Vorstellung des Projekts fest: Mehrere aktuelle Studien dokumentierten den Rückgang an Insektenarten und -mengen im Land. Ursache sei unter anderem der Verlust an Lebensraum; deshalb würden Städte als Rückzugsgebiet für Insekten immer wichtiger. „Umso erfreulicher ist die Initiative der Netze BW, einen großen Teil ihrer Rasenflächen in Stuttgart in Blühwiesen zu verwandeln und durch das Aufstellen von Nisthilfen und entsprechende Bearbeitung des Bodens Nistmöglichkeiten vor allem für Wildbienen zur Verfügung zu stellen“, erklärte Kress. Der NABU Stuttgart würde beratend mitwirken und den Erfolg der Maßnahmen durch Insektenzählungen dokumentieren.
Auf die wichtige Rolle der Honigbienen wies Kurt Mailänder, erster Vorsitzender des Imkervereins Stuttgart e. V., hin: „Sie besuchen 80 Prozent der Blühpflanzen und sorgen somit für eine Artenvielfalt der Pflanzen. Die Bestäubungsleistung der Honigbienen gewinnt immer mehr an Bedeutung.“ Für Mailänder ist der Rückgang der Blühflächen – neben Pflanzenschutzmitteln, Parasiten und Schad-Insekten – eine wichtige Ursache für den Rückgang der durchschnittlichen Honigerträge: „In der Stadt sollten wir darauf achten, dass Blühflächen im öffentlichen Raum erhalten und geschaffen werden.“ Das Vorhaben der Netze BW, den Imkerinnen und Imkern Aufstellflächen zur Verfügung zu stellen, begrüße er sehr, da das Imkern auf den Dächern der Stadt meist nur ein Notbehelf sei.
„Lass es blühen“ – die Kampagne der Stadt für mehr Insektenvielfalt
Auch die Landeshauptstadt Stuttgart bringt sich in das Projekt ein: „Zur Erhöhung der biologischen Vielfalt im Siedlungsraum hat die Stadt 2019 die Kampagne „Lass es blühen!“ initiiert“, berichtete Melanie Hartmann vom Amt für Stadtplanung und Wohnen. Ziel der Kampagne sei es, private Grünflächen wie Gärten oder Garagendächer, insektenfreundlich und ökologisch wertvoll zu gestalten. „Wir motivieren und beraten Bürgerinnen und Bürger und unterstützen auch finanziell über unsere Förderprogramme – beispielsweise bei der Anlage von Gebäudegrün oder Gemeinschaftsgärten sowie Wiesen- und Staudenflächen“, so Hartmann. Auch Bürgerinnen und Bürger trügen so dazu bei, das Mikroklima zu verbessern und einen ökologischen Mehrwert zu erzielen, indem grüne Blüh-Inseln für Insekten Nahrung oder Vögeln Schutz bieten.
„Wir freuen uns, dass unsere Idee bei denjenigen auf offene Ohren gestoßen ist, auf die es ankommt“, erklärte Harald Hauser von der Netze BW. „Die ersten Maßnahmen – wie das verringerte Mähen und die Einsaat – laufen im Frühjahr an. Und als kleines Extra wollen wir im kommenden Jahr unseren eigenen Honig anbieten – exklusiv von den Stuttgarter Wasserbehältern.“
Freundliche Grüße
Hans-Jörg Groscurth
Leiter Business Content Management / Konzernpressesprecher
Kommunikation & Politik
EnBW Energie Baden-Württemberg AG