Zunehmende Wetterextreme setzen Weinbau zu
Pressebericht
Anlässlich der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes in Müllheim-Britzingen wurde deutlich, dass zunehmende Wetterextreme dem Weinbau zusetzen. Die entstehenden Schadensrisiken erfordern deshalb eine betriebliche Risikovorsorge, bei der das Land die Winzer unterstützt.
„Das Jahr 2021 trug dazu bei, das Niederschlagsdefizit der Vorjahre zu kompensieren. Für die Reben waren die langen Nässeperioden allerdings nicht ideal. Pilzkrankheiten wie der Falsche Mehltau breiteten sich rasch aus und führten regional unterschiedlich zu Ausfällen. Das wird die Erntemengen insgesamt beeinträchtigen. Was die Qualität des 2021er Weinjahrgangs angeht, gehe ich davon aus, dass er die Erwartungen erfüllen wird,“ sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk in Müllheim-Britzingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) anlässlich der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes.
Lange Nässeperioden und hohe Temperaturen wie 2016 und 2021 begünstigen die schnelle Ausbreitung von Pilzkrankheiten. „Vor allem ökologisch arbeitenden Weinbaubetrieben fehlen derzeit wirksame Behandlungsmittel gegen Pilzbefall, wie zum Beispiel Kaliumphosphonat“, sagte der Minister. Die Ursache liege auf europäischer Ebene, wo die rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz von Kaliumphosphonat leider bisher nicht mehr geschaffen wurden. Hauk betont: „Wir werden darüber hinaus Bund und Europäische Kommission bitten, mehr Ressourcen in die Erforschung alternativer Behandlungsmittel zu investieren“.
Zunehmende Wetterextreme machen betriebliches Risikomanagement unerlässlich
Das Jahr 2021 wird als extremes Jahr in Erinnerung bleiben, denn der Sommer war geprägt von teilweise extremen Unwettern mit Hochwasserereignissen. Diese an Häufigkeit und Schadensausmaß zunehmenden Wetterextreme zeigen auf, wie unerlässlich ein betriebliches Risikomanagement insbesondere im Klimawandel ist, um vorbereitet und abgesichert zu sein. Das Land Baden-Württemberg unterstütze die Winzerinnen und Winzer dabei. Bereits im letzten Jahr habe die Landesregierung als bundesweites Pilotprojekt die Förderung von Ertragsversicherungen im Obst- und Weinbau gegen die Risiken Starkfrost, Sturm und Starkregen aufgelegt. „Die Zahl der teilnehmenden Obst- und Weinbaubetriebe bestätigt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist und auf breite Akzeptanz trifft. Deshalb werden wir das Pilotprojekt zukünftig als Förderprogramm verstetigen“, betonte der Landwirtschaftsminister.
Ein weiterer Baustein im betrieblichen Risikomanagement ist der Aufbau gemeinschaftlich genutzter Infrastruktur. Die neue Landesregierung unterstützt die Winzerinnen und Winzer zum Beispiel beim Aufbau von Frostschutz- und Trockenheitsberegnung.
Ausbau des ökologischen Anbaus auf 30 bis 40 Prozent bis 2030
Der gesellschaftliche Wandel mit der Forderung nach mehr Artenschutz und Biodiversität ist eine Herausforderung und erzeugt einen hohen Erwartungsdruck auf die Landwirtschaft und den Weinbau. Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz hat die Landesregierung in 2020 einen wichtigen Schritt getan. Minister Hauk: „Bis 2030 sollen beispielsweise 40 bis 50 Prozent chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel eingespart und der ökologische Anbau auf 30 bis 40 Prozent der Fläche ausgedehnt werden. Dies ist nur im Einklang mit der Markt- und Nachfrageentwicklung erreichbar“. Deshalb werde beispielsweise der Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ (PDF) fortgeschrieben und die Regionalkampagne „Natürlich.VON DAHEIM“ entsprechend weiterentwickelt.
Trotz höchstem Einsatz auf politischer wie auch fachlicher Ebene ist es bisher nicht gelungen, die Europäische Kommission dafür zu gewinnen, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass Kaliumphosphonat im Ökoweinbau wieder nutzbar ist. Dieses Mittel hat eine gute Wirkung gegen Falschen Mehltau und war bis 2013 auch im Ökoweinbau einsetzbar. Trotz intensiver Forschungsarbeit ist es bisher nicht gelungen, praxistaugliche Alternativen zu Kupfer und Kaliumphosphonat für den Ökoweinbau zur Verfügung zu stellen.
Entwicklung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PiWi) sind ein wichtiger Ansatzpunkt, um mit dem Pilzdruck gerade in nassen Jahren besser zurecht zu kommen, weil sie mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Allerdings ist der Weg bis zur umfassenden Etablierung solcher Sorten am Markt noch weit.
Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz verbundene wichtige Ziele bis 2030 sind die Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und die Ausdehnung ökologisch bewirtschafteter Flächen. Letzteres Ziel kann nur im Einklang mit der Markt- und Nachfrageentwicklung erreicht werden. Um konkrete Zahlen zu gewinnen, werden Betriebsmessnetze eingerichtet. Außerdem werden Netzwerke von Demonstrationsbetrieben aufgebaut. Ferner wird der integrierte Pflanzenschutz weiterentwickelt.
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Weinbau in Baden-Württemberg
Archivfotos