Im malerischen schwäbischen Wengerterort Strümpfelbach ist Karl–Ulrich Nuss zuhause und dort seit über 50 Jahren als freischaffender Künstler tätig. Seine oft eigenwilligen, aber immer phantasievollen, oft ein Lächeln ins Gesicht zaubernden Bronzeskulpturen haben ihn weit über seinen Heimatort hinaus bekannt gemacht. Die Kunstfreunde der SportKultur Stuttgart haben sich von Frau Toni Herm durch seine 600 m² große Skulpturenhalle führen lassen. Charmant, mit hintergründigem Humor, erläuterte sie die Intentionen des Künstlers für seine an die 400 ausgestellten
Werke und wusste manche Anekdote aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Karl–Ulrich Nuss zu berichten.
Spannend und beeindruckend war der anschließende Besuch beim Künstler in seinem Atelier und dem angrenzenden Skulpturengarten. Im Atelier modellierte er gerade eine neue Skulptur, im Garten waren dutzende von lebensgroßen Figuren, auch von seinem Vater Fritz Nuss, zu bewundern. Gerne erzählte der 79–jährige Künstler mit spritzigem Humor und voller Energie über seine Arbeit und die vielen aufwändigen Arbeitsschritte bis eine Skulptur gegossen werden kann.
Skulpturen sind etwas statisches, sofern Körper in Bewegung waren, werden sie wie bei einer Fotografie, in einer Momentaufnahme festgehalten. Da wird es unabdingbar, um eine Plastik herumzugehen. Eine Plastik, das verdeutlichen die Arbeiten von Karl–Ulrich Nuss besonders anschaulich, besteht neben einer Frontalansicht aus vielen weiteren Ansichten und spannenden Perspektiven. Seine stets eigenwilligen, häufig gar witzig gestalteten Figuren sind viel mehr Alltagsgestalten als ideal geformte und gebaute Vorzeigegeschöpfe. Aber nicht nur menschliche Figuren sind im breiten Spektrum des Künstlers zu entdecken. Mit ganz viel Phantasie hat er „Paradoxale Tiere“ geschaffen. Das sind Mischwesen aus menschlichen Körpern mit Tierköpfen oder Tierkörper mit Menschenköpfen, aber auch Kombinationen verschiedener Tierkörper. Ebenso interessant sind seine „Mensekten“, Menschenfiguren deren Körper und Gliedmaßen so verformt sind, dass sich auf den ersten Blick wie Insekten aussehen. Ein weiteres
spannendes Genre sind feine, kreative Bronzeminiaturen die zur genauen Betrachtung einladen.
Beim Anschauen der Nuss’schen Plastiken spürt man fast hautnah den Herstellungsprozess. Der Künstler verzichtet darauf die Oberflächen seiner Arbeiten ganz glatt zu polieren. Er macht so deutlich, dass am Anfang einer jeden Bronzeplastik feuchter Ton steht, der mit den Fingern und Spateln zu einem plastischen Gebilde geformt wird. Nuss ist also kein Bildhauer im üblichen Sinn, der von einem Steinblock Material wegnimmt um die Skulptur zu formen. Er ist ein Plastiker der additiv arbeitet, das bedeutet, er fügt etwas hinzu, er baut von innen nach außen auf.
Neben seinen großen figuralen Arbeiten und den Miniaturen, geht etwas Kleines, alltägliches auf Nuss zurück. Als Medailleur hat er ein Werk geschaffen, das die allermeisten von uns ganz bestimmt schon in Händen gehalten haben: Der Künstler gestaltete die 2–DM–Münze mit dem Konterfei von Theodor Heuss.
Am Ende des Tages waren sich die SportKultur–Kunstfreunde ganz einig darin, einen originellen, sympathischen, humorvollen Künstler und Menschenfreund kennengelernt zu haben.
Text und Foto: Norbert Klotz