Info des Muse-o
Wer beim Gang durch die neue Schau im MUSE-O eine Pause einlegen will, darf gerne auf einer (unbenutzten) Kloschüssel Platz nehmen. Denn in der Ausstellung geht es um die Entwicklung von Sanitärräumen im Allgemeinen und um Toiletten im Besonderen – einschließlich kurioser und lokaler Aspekte. Eröffnung ist am Sonntag, 12. November, um 15 Uhr.
Auch diese beiden fröhlichen Klohocker sind in der Ausstellung zu entdecken. Foto: Ait Atmane
Es ist ein Thema, das uns alle betrifft. Täglich. Und doch ist es weitgehend tabuisiert und buchstäblich ein wenig „anrüchig“ – also eine ideale Voraussetzung für eine ebenso unterhaltsame wie informative Ausstellung. Ulrich Gohl und weitere Rechercheure aus dem Umfeld von MUSE-O haben eine Menge Fakten, Geschichten und Exponate rund um die Nasszelle zusammengetragen.
Den Kern der Ausstellung bilden die zahlreichen Miniatur-Toiletten und -Bäder aus der Sammlung des Eislingers Roland Schmitt: Seit mehr als 40 Jahren, damals als Kunststudent, beschäftigt er sich mit der „Klo-Geschichte“, seit 20 Jahren sammelt er Mini-Toiletten in den verschiedensten Formen. Mittlerweile hat er deutlich über 1500 Exemplare und damit eine der weltgrößten Sammlungen zu dem Thema. Davon zeigt MUSE-O in mehreren prall gefüllten Vitrinen zwar nur einen kleinen, aber beeindruckenden Teil – von künstlerisch wertvoll bis kitschig, von nett bis geschmacklos.
Zu sehen gibt es aber auch Original-Aborte, zum Beispiel zwei prunkvolle stille Örtchen, die über 100 Jahre alt und heute im Besitz von Sanitärunternehmen sind. Oder ein Möbelstück, das aussieht wie ein Schrank, aber einen Toilettenstuhl in seinem Inneren verbirgt. Aber auch Schilder, die einst „Männlein“ und „Weiblein“ den Weg zum stillen Örtchen wiesen.
Beim Eintritt in die beiden Ausstellungsräume werden die Besucherinnen und Besucher von zwei original-großen Dixi-Klos, auf Planen gedruckt, empfangen. Auf historischen Postkarten können sie alte Stuttgarter Plätze entdecken, auf denen, quasi als Beiwerk, „richtig aufwändige Klohäuschen“ zu entdecken sind, wie der Kurator berichtet. Überraschend auch, dass bereits im 19. Jahrhundert die „geruchlose Toilette“ ein Thema und ein „Seller“ war: Die Firma Keese, damals ansässig in Ostheim in der Florianstraße, hatte ein Patent auf „Ölpissoirs nach System Beetz“ und verdiente damit eine Menge Geld. Sie warb 1908 anlässlich der württembergischen Bauausstellung mit einer ganzseitigen Anzeige für ihre Produkte. Aber auch in jedem Reiseführer aus der Zeit um 1900 fand sich „eine Sonderseite mit öffentlichen Toiletten“, weiß Gohl.
Die Ausstellungstafeln befassen sich außerdem mit einem Architekten von der Gänsheide, der ob der zahlreichen von ihm geplanten Toilettenanlagen den zweifelhaften Titel „Scheißhäusles-Architekt“ erhielt. Sie erzählen von der Entwicklung der Nasszellen ebenso wie von den Reinlichkeitsvorstellungen, die noch vor ein bis zwei Generationen ganz andere waren als heute. Und sie befassen sich mit den „Vouchers“ oder „Piss-Bons“, also den Gutscheinen, die man bei der Nutzung von Autobahn- oder Bahnhofstoiletten erhält und am Kiosk einlösen kann – wobei man allerdings letztlich immer drauflegt.
Zauber der Nasszelle. Modelle, Geschichte und Geschichten. Eine MUSE-O-Ausstellung.
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
12. Nov. 2023 bis März 2024, Eröffnung So., 12. Nov., 15 Uhr
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de
MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart
Archivfoto, Klaus