Pressebericht von Nobert Klotz
Aus seiner über fünfzigjährigen, sehr produktiven Schaffenszeit, zeigt das Kunstmuseum Stuttgart mit 70 exemplarischen Werken die künstlerische Entwicklung und Vielfalt Otto Herberts Hajeks (?1927 Kaltenbach/Böhmen, ?2005 Stuttgart) anschaulich nach. Das beginnt mit den Studienjahren und zeigt den Weg zum bald etablierten Kunstmacher und Kunstdenker, bis zum gereiften Weltkünstler. Neben den weltbekannten Großplastiken, seinen Stadtzeichen, eröffnet das Kunstmuseum für die Besucher neue, oft unbekannte Ein- und Ansichten in das breite Spektrum von Hajeks künstlerischem Schaffen. Die Zusammenstellung dieser Werkschau aus Plastiken, Gemälden und Grafiken war beileibe keine einfache Kuratorenaufgabe bei dem immens vorhandenen Hajek-Werkbestand bei Kunststiftungen und privaten Sammlungen. Die Kunstfreunde der SportKultur Stuttgart haben sich von Stefanie Sauerhöfer durch die Ausstellung führen lassen. Ungemein kenntnisreich, mit charmantem Engagement stellte sie Hajeks künstlerische Entwicklung, seine Bedeutung auf der Kunstbühne vor allem im urbanen Raum, ihrem interessierten Publikum vor.
Fotos, Die Gruppe von dem Werk „Hommage an Mozart“, Raumknoten und Raumschichtung
Vom Anfang seines Schaffens an, waren sakrale Werke stets ein Thema. In der aktuellen Ausstellung wird dazu beispielhaft eine bronzene Christusträgerin gezeigt. In der Gaisburger Herz-Jesu-Kirche z.B., ist Hajeksche Kirchengestaltung zu bewundern. Linol- und Holzschnitte, Grafiken angelehnt an den Expressionismus, haben ihn umgetrieben. Bereits 1955 gewann Hajek den Wettbewerb für eine Großplastik neben der gerade entstandenen neuen Liederhalle. Viele weitere davon sollten im Laufe der Jahre neben Stuttgart in vielen Städten weltweit folgen. Mit in Bronzeguss entstandenen Raumknoten und Raumschichtungen hat er eine, seine Ausdrucksform gefunden und war damit bereits 1959 und 1964 auf der Kasseler Documenta prominent vertreten. Das sind Plastiken mit einem neuen bildhauerischen Ansatz mit dem durch das Wachsausschmelzverfahren gitterartige Strukturen und zufällige Platten und Flächen entstehen, die des Betrachters Phantasie anregen nachzudenken, was denn in dieser Freiheit der Form dargestellt sein könnte. Ganz und gar nicht vergessen werden dürfen Hajeks Farbwege der 1960/70-er Jahre. Es sind grafische Linien in den Grundfarben, die auch einem vermeintlich unstrukturiertem Ewas beispielweiße aus Holz, eine ganz neue, räumliche Qualität geben.
Den Stadtraum als Kunstraum erlebbar machen, war das große Thema des Künstlers. Erinnert ist an die temporäre Gestaltung des neu entstandenen Kleinen Schlossplatz im Herzen Stuttgarts von 1969. Durch die Aufstellung großen Plastiken sowie der großflächigen Bodenbemalung, wich die triste graue Fläche einem neuen, freundlichen, von den Bürgern sehr geschätzten Aufenthaltsraum. Solch eine urbane Attraktivität wäre unbestritten auch heute ein nicht zu unterschätzender Anziehungspunkt und Farbtupfer in der Innenstadt.
Text und Fotos: Norbert Klotz
SportKultur Stuttgart