Land erwirbt US-Generalsresidenz „Clay House“
Das Land Baden-Württemberg hat die US-Generalsresidenz in der Richard-Wagner-Straße 39 in Stuttgart, das sogenannte „Clay House“, erworben. Sie soll während der geplanten Sanierungsmaßnahmen in der Villa Reitzenstein als Ausweichsitz für Ministerpräsident Winfried Kretschmann und einen Teil des Staatsministeriums dienen. Der Grundstückskauf- vertrag wurde am 19. April 2012 vom Finanz- und Wirtschaftsministerium und von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) geschlossen. Gleichzeitig haben die Beteiligten Regelungen für die Freigabe des Generalswohnsitzes durch die US-Streitkräfte getroffen, in deren Besitz das Anwesen bisher war. Der Erwerb bedarf formell noch der Zustimmung des Haushaltsausschusses des deutschen Bundestages.
„Der Immobilienerwerb ist eine echte ‚Win-win-win-Situation‘. Das Land Baden-Württemberg beziehungsweise das Staatsministerium gewinnt für die Zeit des geplanten Umbaus in der Villa Reitzenstein dringend benötigte Ausweichflächen. Die US-Streitkräfte erreichen eine Konzentration auf das Kasernengelände und die Bundesrepublik Deutschland verkauft ein Grundstück, das sie für Bundeszwecke nicht mehr benötigt“, erklärte Staatssekretär Klaus-Peter Murawski.
Das Anwesen war bislang Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Es grenzt unmittelbar an das Areal der Villa Reitzenstein, dem Dienstsitz des Ministerpräsidenten, an. Der Erwerb des Anwesens lag deshalb im besonderen Interesse des Landes, so der Staatssekretär. Ministerpräsident Kretschmann hatte vor geraumer Zeit entschieden, den Standort der Villa Reitzenstein für das Staatsministerium beizubehalten. Das „Clay House“ ist auch über die Zeit der Sanierungsarbeiten hinaus eine sinnvolle Ergänzung der vorhandenen Flächen.
Auch dem Sicherheitsaspekt ist bei dieser Lösung Rechnung getragen, da schon bislang eine sicherheitsrelevante Nutzung durch den US-General gegeben war.
Der Erwerb kommt zugleich den Interessen der US-Streitkräfte entgegen. Der hohe Sicherheitsaufwand für die außerhalb eines geschützten Kasernenareals gelegene Generalsresidenz hatte sie schließlich zur Nutzungsaufgabe bewogen. Dies gab dem Land die Möglichkeit, das Anwesen zu kaufen. Die Generalresidenz planen die US-Streitkräfte auf ein Kasernenareal zu verlegen.
Clay House und Villa Reitzenstein
Das „Clay House“ wurde am 20.04.1945 durch die US-Armee besetzt und in Folge von der Bundesrepublik Deutschland den US-Streitkräften per Truppenstatut zur Nutzung überlassen. Seither dient das Gebäude als offizielle Residenz des „Senior American Officer“ in Stuttgart. In Erinnerung an den General Lucius D. Clay, dem Initiator für die Einrichtung der Berliner Luftbrücke 1948/49, wird das Gebäude als „Clay House “ bezeichnet, wenngleich General Clay die Villa niemals selbst bewohnte. Noch in den letzten Monaten wurde das Gebäude im Auftrag der US-Streitkräfte saniert.
Die Villa Reitzenstein wurde zwischen 1910 und 1913 von der Witwe Baronin Helene von Reitzenstein erbaut und 1921 an den württembergischen Staat verkauft. In der Folgezeit war sie Sitz der württembergischen Staatspräsidenten und ab 1933 der Gau-Leitung der NSDAP. Nach dem Krieg diente sie übergangsweise der amerikanischen Militärverwaltung als Sitz und war Tagungsort des Länderrats der amerikanisch besetzten Gebiete. Seit 1952 ist sie offizieller Amtssitz der baden-württembergischen Ministerpräsidenten.
Quelle: Staatsministerium Baden-Württemberg
Foto, Archiv GKB