Sie haben gewonnen! – Vorsicht bei Gewinnmitteilungen
Pressemitteilung 04.09.2012 PP Stuttgart
Stuttgart: Rund 35 Anzeigenvorgänge aus der ganzen Bundesrepublik sind in den vergangenen Wochen bei der Stuttgarter Kriminalpolizei wegen betrügerischen Gewinnmitteilungen zum Nachteil meist älterer Bürgerinnen und Bürger eingegangen.
Wie viele Menschen von den Betrügern täglich um viel Geld betrogen wurden und werden ist ebenso unklar wie die Schadenssumme.
In einem beispielhaften Fall einer 78-jährigen Stuttgarterin beläuft sich die Schadenssumme auf insgesamt 16.900 Euro, die die Rentnerin nach und nach an die Betrüger geleistet hat, bevor sie zur Polizei ging.
Ihr wurde im Juli 2012 mit einem amtlichen notariellen Schreiben von einem Dr. Peter Schneider aus Hamburg mitgeteilt, sie habe eine Summe von 59.000 Euro gewonnen. Das Geld sei im Ausland verwahrt und sollte mit einer Geldtransportfirma zu ihr gebracht werden. Weil die Frau an ihren Gewinn glaubte und auf die Betrüger einging, wurden nach und nach Vorauszahlungen fällig: Für anfallende Kosten der Transportfirma, für Gebühren, Zoll- und andere Formalitäten. Nachdem die Gewinnsumme zum angekündigten Termin nicht ausgezahlt, wurde die Frau immer wieder vertröstet, gleichzeitig erhöhte sich die Gewinnsumme, mal um stolze 100.000 Euro, mal um eine zusätzliche Rente von 735 Euro pro Monat, befristet auf zwei Jahre. Mit jedem dieser Versprechen wurden neue Bearbeitungsgebühren und damit Zahlungen fällig. Die Betrüger erklärten der Seniorin die Zahlungsmodalität über die so genannten UCash-Karten, Geldkarten, deren Guthaben allein durch die Bekanntgabe der PIN-Nummer vom Zahlungsempfänger abgerufen werden kann.
Die 78-jährige Frau wähnte sich lange in Sicherheit, denn die Menschen, die sich bei ihr im Zusammenhang mit ihrem Gewinn meldeten, schienen seriös.
Die Betrüger geben sich als Amtspersonen aus, als Notare, Rechtsanwälte, Vollstreckungsbeamte der Stadt Stuttgart, Mitarbeiter von Verbraucherschutzzentralen oder Behörden bis hin zu Justizbehörden, als Beschäftigte von Polizei und Staatsanwaltschaften.
Auch die Telefonnummern, die sie für Rückrufe bekam, waren die „echten“ Behördennummern. Diese manipulierten Telefonnummern besorgen sich die Betrüger über ein Internetportal und missbrauchen die behördlichen Grundnummern für ihre Zwecke.
Schließlich aber meldete sich ein Mann bei ihr, der sich als verdeckter Ermittler der Staatsanwaltschaft Stuttgart ausgab und der ihr eröffnete, dass all diejenigen, mit denen sie im Zusammenhang mit ihrem Gewinn zu tun hatte, Betrüger seien und festgenommen wurden.
Auch er forderte Geld von ihr und setzte sie unter Druck, indem er ihr Ermittlungen gegen sie wegen des Verstoßes gegen das Geldwäschegesetz ankündigte und drohte, sie zu verhaften, sofern sie nicht zur Zusammenarbeit bereit sei, um weitere beteiligte Personen festnehmen zu können.
Die Polizei rät:
Lassen Sie sich nicht auf Gewinnversprechen ein, die per Brief oder telefonisch an Sie herangetragen werden.
Wenn Sie aufgefordert werden, Vorauszahlungen zu leisten, um Ihren Hauptgewinn zu bekommen, sind höchstwahrscheinlich Betrüger am Werk, die es nur auf eines abgesehen haben: auf Ihr Geld.
Häufig werden Opfer auch unter zeitlichen Druck gesetzt, Geldbeträge zeitnah zu überweisen, andernfalls würde der Gewinn verfallen. Häufig soll Geld ins Ausland überwiesen werden.
Geben Sie in diesem Zusammenhang auch keine persönlichen Daten oder gar Bankdaten an den Anrufer heraus.
Lassen Sie das Gewinnversprechen von Freunden, Nachbarn oder bei ihrer örtlichen Polizeidienststelle prüfen.
Sollten Sie bereits Opfer geworden sein, melden Sie sich bitte umgehend bei Ihrer örtlich zuständigen Polizeidienststelle.
Hinweise zu solchen und ähnlichen Betrugsmaschen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.