Sechs Traumaambulanzen für Gewaltopfer eingerichtet
Das Sozialministerium startet einen Modellversuch mit sechs Traumaambulanzen für die Opfer von Gewalttaten. Die Ambulanzen werden an ausgewählten und entsprechend qualifizierten Pilotstandorten in Aalen, Esslingen, Offenburg, Ravensburg, Reutlingen und Schwetzingen eingerichtet. Dort können Menschen in akuten Notlagen nach einer Gewalttat rund um die Uhr Therapie und Hilfe finden. Dies hat Sozialministerin Katrin Altpeter in Stuttgart bekannt gegeben.
Opfer von Körperverletzungsdelikten oder Gewalttaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erleiden nach den Worten von Ministerin Altpeter häufig psychotraumatische Belastungen bis hin zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Nach wissenschaftlicher Erkenntnis ist eine zeitlich möglichst unmittelbar nach der traumatisierenden Gewalttat einsetzende psychotherapeutische Behandlung besonders wichtig, um die Entstehung derartiger psychischer Belastungen zu verhindern.
Altpeter: „Mit der Rund-um-die-Uhr-Hilfe in den Traumaambulanzen wollen wir dazu beitragen, dass posttraumatische Belastungsstörungen vermieden werden oder zumindest verhindert wird, dass die Opfer auf Dauer Schaden nehmen.“
Mit dem Angebot der Pilotambulanzen werde für Opfer von Gewalttaten ein Be-treuungsangebot geschaffen, das unmittelbar nach der Tat einsetze, so die Ministerin. Mit dieser Soforthilfe könnten neben den psychischen auch andere Schädigungsfolgen vermieden oder vermindert werden, wie etwa lange Krank-heit oder Berufsunfähigkeit, so Altpeter.
Sie dankte ausdrücklich den sechs Landkreisen und Pilotkliniken für ihre Bereitschaft, an dem Modellversuch mitzuwirken. Finanziert wird die Einzeltherapie über die Versorgungsämter bei den Landratsämtern aus den sog. Beweiserhebungsmitteln, die den Landkreisen vom Land zugewiesen werden.
Mit diesen Traumaambulanzen setze das Sozialministerium eine wichtige Forderung der Zweiten Opfer- und Zeugenschutzkommission um und leiste seinen Beitrag zum Opferschutz, betonte die Ministerin.
Nach Abschluss des auf drei Jahre befristeten Modellversuchs soll eine Evaluation durchgeführt werden, um zu prüfen, ob eine landesweite Einführung von Traumaambulanzen sinnvoll ist. Dabei soll sowohl der Nutzen für die Patientinnen und Patienten (schnelle und gute Therapie) als auch die Sicht der Versorgungsverwaltung (Entwicklung, Fallzahlen, Vermeidung von Langzeitschäden) einbezogen werden.
Ergänzende Informationen
Übersicht über die Standorte der Pilottraumaambulanzen im Land:
Aalen: Ostalb-Klinikum Aalen, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie
Esslingen: Klinikum Esslingen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Offenburg: MediClin Klinik an der Lindenhöhe
Ravensburg: Psychiatrische Institutsambulanz für Kinder und Jugendliche Ravensburg als Pilotambulanz für Kinder und Jugendliche; Unterstützung durch die Psychiatrische Institutsambulanz SINOVA Ravensburg, sofern erwachsene Familienangehörige mitbehandelt werden müssen
Reutlingen: Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Reutlingen
Schwetzingen: Zentrum für Psychische Gesundheit Schwetzingen
Quelle, Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren