Gedenken an 70. Jahrestag der Hinrichtung von Staatspräsident Eugen Bolz
„Staatspräsident Dr. Eugen Bolz hat uns mit seinem politischen und persönlichen Handeln ein wichtiges und bleibendes Zeugnis hinterlassen und unserem Land den Weg in seine heutige demokratische und freiheitliche Gestalt gewiesen. Wir würdigen ihn heute mit tiefem Respekt und großer Dankbarkeit“, sagte Justizminister Rainer Stickelberger am Freitag (23. Januar 2015) anlässlich der Feierlichkeiten zum Gedenken an den durch die Nationalsozialisten verfolgten und hingerichteten Staatspräsidenten Eugen Bolz in Stuttgart.
Wichtiges und bleibendes Zeugnis hinterlassen
„Er hat uns gezeigt, dass Werte wie Freiheit und Demokratie immer wieder neu errungen und verteidigt werden müssen. Für seine Überzeugung hat Eugen Bolz nicht nur politisch gekämpft, sondern auch Schikane, Verfolgung, Haft und schließlich den Tod auf sich genommen. Er hat uns als Persönlichkeit vor-gelebt, wie wichtig es ist, für die Rechte der Menschen zu kämpfen“, so der Justizminister weiter.
Sein christlich-politisches Credo habe Eugen Bolz 1924 in den Worten „Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion“ zum Ausdruck gebracht, erinnerte Stadtdekan Msgr. Dr. Christian Hermes in seiner Predigt in der Domkirche St. Eberhard. „Auf der Grundlage eines festen christlichen Glaubens und in Orientierung an der Soziallehre der katholischen Kirche ist Eugen Bolz für eine Gesellschaft auf christlicher Wertegrundlage eingetreten und hat als gläubiger Katholik bis zum Tod Zeugnis für Jesus Christus abgelegt.“ Bolz sei ein „herausragender politischer Christ“ gewesen, „der bis zum Blutzeugnis des Martyriums gegen einen gottlosen, totalitären Staat in der Überzeugung eintreten konnte, dass die Verantwortung vor Gott und den Menschen Grundlage jeder staatlichen Gewalt sein muss, und eine Staatsgewalt, die sich absolut setzte, keine Legitimation haben kann“.
Herausragender politischer Christ
Das Martyrium habe Eugen Bolz, der ein Gemeindemitglied von St. Eberhard gewesen war, dabei nicht gesucht: „Eugen Bolz ist nicht als Märtyrer geboren. Aber Eugen Bolz ist als Märtyrer gestorben“, betonte Hermes. „Er hat das Martyrium nicht gesucht und nicht instrumentalisiert als ideologisches Mittel der Barbarei, wie dies in unserer Zeit und zu unserem Schrecken unter angeblicher Berufung auf Gott und Religion geschieht. Er hat Politik als praktisch angewandte Religion verstanden, ohne jener gefährlichen totalitären Vermischung beider Sphären das Wort zu reden, die den Theokraten und Gotteskriegern aller Zeiten, von den Kreuzfahrern des Mittelalters über Hitlers kranke Religion der Rasse bis zum „Islamischen Staat“ als Rechtfertigung ihrer Gräuel gedient hat und dient.“
Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte Eugen Bolz eine brillante politische Laufbahn absolviert: Er war einer der jüngsten Landtags- und Reichstagsabgeordneten des Kaiserreichs, wurde mit knapp 40 Jahren württembergischer Justizminister, dann Innenminister und 1928 schließlich Staatspräsident.
In den Jahren seines politischen Engagements bekannte er sich stets zu seinem christlichen Glauben. Früh erkannte er das Menschenverachtende der nationalsozialistischen Ideologie, was ihn zu deren politischem Gegner werden ließ. „Er verstand es als seine christliche Pflicht, sich gerade in politisch schwierigen Zeiten politisch zu engagieren und das christliche Gottes und Menschenbild in politisches Handeln zu übersetzen“, betonte Stickelberger.
Zu Ehren des ermordeten Staatspräsidenten fand in der Domkirche St. Eberhard ein Gedenkgottesdienst sowie ein Gedenkkonzert der Domkapelle statt. Am Denkmal für Eugen Bolz am Königsbau wurde ein Kranz niedergelegt.
Quelle, Justizministerium
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