„Wir tasten uns ran!“ – Dunkelsensibilisierung der Jugendfeuerwehr Stuttgart
Eingeschränkte oder absolut keine Sicht – damit hat die Feuerwehr des Öfteren zu kämpfen. Sei es aufgrund der Atemschutzmaske oder weil das brennende Zimmer so stark verraucht ist, dass man nicht mal mehr die Hand vor Augen sieht. Zum Glück ist dieser Zustand nur von kurzer Dauer. Denn spätestens im Freien und ohne Maske sehen die Feuerwehrmänner und -frauen wieder klar.
Es gibt aber auch Menschen die dauerhaft blind oder sehbehindert sind. Um den Jugendlichen der Jugendfeuerwehr Stuttgart einen Einblick in ihr ganz alltägliches Leben zu gewähren wurden im Frühling, zusammen mit dem Verein „aus:sicht e.V.“, mehrere Dunkelsensibilisierungs-Seminare abgehalten. Denn seit dem Jahr 2013 beschäftigt sich die Jugendfeuerwehr Stuttgart mit dem Thema „Vielfalt und Inklusion“ gefördert durch die Deutsche Jugendfeuerwehr.
Jedes Seminar beginnt im Stuhlkreis bei dem sich alle vorstellen. Schon wenige Minuten später werden Masken verteilt und aufgesetzt mit denen man absolut nichts mehr sieht, denn jetzt geht es ums hören. Ist es Papier das zerrissen wird? Ein Klettverschluss? Oder eine raschelnde Rettungsdecke? Vieles wurde von den Kindern und Jugendlichen richtig erraten. Nachdem dann alle „aufgewärmt“ waren wurden in Kleingruppen verschiedene Stationen abgearbeitet.
Das Blind nicht gleich Blind ist, darum ging es an der ersten Station. Verschiedene Brillen simulierten dort Sehbehinderungen wie einen Tunnelblick oder eine Sehkraft von nur 2% anstatt der üblichen 100%. Auch das räumliche Sehen war stark eingeschränkt. Mit diesen Brillen galt es dann eine Einkaufsliste zu schreiben oder sich langsam durch den Raum zu bewegen ohne sich anzustoßen. Um überhaupt etwas lesen zu können mussten sich viele so weit vorbeugen, dass sie fast mit der Nase das Blatt berührten und auch das ein oder andere Schienbein erhielt einen blauen Fleck.
Wer nicht sieht muss sich zwangsweise auf seine anderen Sinne verlassen. Um „fühlen“ und „riechen“ ging es bei der zweiten Station. Von Alltagsgegenstände wie einer Wäscheklammer bis zu Holztieren mussten verschiedene Dinge ertastet werden. Auch das bezahlen mit Münzgeld wurde geübt. Später dann zog der Geruch von Kaffee oder Waschmittel durch das Zimmer.
Heutzutage gibt es die meisten Bücher zum Glück auch als Hörbuch zu kaufen. Aber auch Blinde und Sehbehinderte können lesen und schreiben – dank der Brailleschrift. Um die ging es bei der dritten Station: Wer wollte durfte seinen Namen oder einen Satz mit einer speziellen Schreibmaschine.
Das Copyright der Bilder liegt bei der Jugendfeuerwehr Stuttgart.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Groner | FGL Öffentlichkeitsarbeit
Jugendfeuerwehr Stuttgart