Bsirske: Post soll Konfrontationskurs gegen Beschäftigte beenden
PM: Ver.di 18.06.2015
Im Tarifkonflikt um Arbeits- und Entgeltbedingungen der rund 140.000 Tarifkräfte bei der Deutschen Post AG hat Frank Bsirske, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), das Unternehmen zum Einlenken aufgefordert. Man könne ein Unternehmen nicht dauerhaft gegen die Beschäftigten führen: „Der Konfrontationskurs des Vorstands geht zulasten des Unternehmens“, sagte Bsirske vor 4.500 Streikenden auf einer Protestkundgebung vor der Post-Konzernzentrale am Donnerstag in Bonn. Ein Kompromiss müsse beiden Seiten eine gute Zukunft bieten – den Beschäftigten und dem Unternehmen.
Unterdessen ist der unbefristete Streik auch am Donnerstag ausgeweitet worden. Mittlerweile befinden sich bundesweit mehr als 23.000 Beschäftigte im Ausstand. Betroffen sind vorwiegend die Bereiche Brief-, Paket- und Verbundzustellung (Brief und Paket) sowie Briefzentren und Paketzentren. Der Streik wird in den kommenden Tagen schrittweise ausgeweitet.
Hintergrund des Tarifkonfliktes bei der Deutschen Post AG ist der Bruch des Vertrages zum Schutz vor Fremdvergabe durch den Aufbau von 49 Regionalgesellschaften für die Zustellung. Um diesen Vertragsbruch zu kompensieren, hatte ver.di zum 1. April die Bestimmungen zur Arbeitszeit gekündigt und fordert eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. In der sechsten Verhandlungsrunde vom 2. Juni hatte ver.di mit einem umfassenden Angebot versucht, die Post von einer einvernehmlichen Lösung zu überzeugen und vom Konfliktkurs gegen die Beschäftigten abzubringen. Das Gesamtpaket sah unter anderem eine Rückführung der 49 Regionalgesellschaften (DHL Delivery GmbHs) in den Haustarifvertrag der Deutschen Post AG vor, eine Verlängerung der Schutzregelungen zu Kündigungen und Fremdvergabe, den Verzicht auf eine lineare Einkommenserhöhung in diesem Jahr und eine strukturelle Veränderung der bestehenden Entgelttabelle für alle neu eingestellten Beschäftigten, wonach diese künftig nicht mehr nach zwei, sondern erst nach drei Jahren in die jeweils nächsthöhere Erfahrungsstufe aufsteigen würden. Die Deutsche Post AG hatte dieses Angebot nicht angenommen. Für diesen Fall hatte die zuständige ver.di-Konzerntarifkommission das Scheitern der Verhandlungen erklärt.
Foto, Klaus