Stadtmuseum Stuttgart feiert Richtfest
Info der Stadt Stuttgart
Das Stadtmuseum Stuttgart nimmt Gestalt an. Oberbürgermeister Fritz Kuhn feierte am Mittwoch, 28. Oktober, gemeinsam mit den Baubeteiligten das
Richtfest im Wilhelmspalais.
„Viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben sich für die Errichtung eines Stadtmuseums eingesetzt. Dieses Engagement war wichtig, denn Städte müssen ihre Geschichte bewahren. Den Impuls aus der Stadtgesellschaft haben wir gerne aufgenommen“, so Kuhn.
Er sieht das Museum auf der Zielgeraden. Kuhn weiter: „An einem denkwürdigen und attraktiven Ort entsteht das neue Gedächtnis der Stadt. Nach der Eröffnung finden die Bürger hier einen neuen Raum, in dem sie über aktuelle Themen der Stadtentwicklung diskutieren können.“
Fragen rund um Vergangenheit und Zukunft der Stadt
Das Stadtmuseum soll 2017 seine Türen öffnen. Auf über 4.000 Quadratmetern gibt es dann Platz für Fragen, Antworten und Diskussionen rund um Stuttgart. Themen sind: „Wie wurde aus Stuttgart, was es heute ist?“, „Was waren wichtige Impulse für die Entwicklung der Stadt?“ oder: „Wie könnte die Zukunft der Stadt aussehen?“. Die Kosten für den Bau des Museums und die Ausstellung belaufen sich auf 38,3 Millionen Euro.
Der Bund und das Land Baden-Württemberg unterstützen den Umbau zusammen mit rund elf Millionen Euro. Staatssekretär Peter Hofelich, Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, sagte: „Damit trägt das Land dazu bei, diesen bau- und kulturhistorisch wertvollen Stadtbereich zu stärken. Das ist aktive Standortentwicklung für Kultur, Wohnen und Leben in unserer Landeshauptstadt.“
Neubau in historischer Hülle
Für den Umbau zum Stadtmuseum wird das Wilhelmspalais vollständig entkernt und im Inneren nach den Plänen der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft Lederer Ragnarsdóttir Oei (Architektur) und jangled nerves (Ausstellungsgestaltung) neu aufgebaut. Die Architektur setzt sich mit den Grundgedanken des Gebäudes auseinander, das 1840 vom italienischen Hofbaumeisters Giovanni Salucci erbaut und im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenwände zerstört wurde.
Das „neue“ Wilhelmspalais stärkt den Bezug zum ursprünglichen Stadtgrundriss mit der Planie als zentraler Achse und führt sie in Anlehnung an die klassizistische Innenraumdisposition im Gebäudeinneren fort.
„Auf Grundlage des originalen Raumgefüges“, erläutert Technikbürgermeister Dirk Thürnau, „entsteht ein modernes Museum mit fließenden Raumübergängen. Die historische Fassade mit ihrer Treppen- und Rampenanlage zur Planie bleibt erhalten. Den Bauleuten ist es gelungen einen modernen und zeitgemäßen Rohbau behutsam in die historische Hülle von Giovanni Salucci einzufügen.“
Umbau läuft planmäßig
Der Gemeinderat hatte im November 2007 grundsätzlich beschlossen, ein Stadtmuseum einzurichten. Im Januar 2014 wurde dann der Bau beschlossen.
Der eigentliche Umbau begann im Februar 2014 mit der Sicherung der historischen Fassade durch ein „Stützkorsett“, daran schloss sich der konstruktive Rückbau der Architektur aus den 1960er Jahren und die Errichtung eines neuen Rohbaus innerhalb der historischen Umfassungswände an. Im Herbst 2015 wird nun der Dachstuhl vollendet. Bis zum Winter wird das Dach abgedichtet sein und die Fenster werden eingebaut.
Nächstes Etappenziel ist ein wetterfestes Gebäude, damit der Innenausbau Anfang 2016 in Angriff genommen werden kann. Nach Abschluss der Baumaßnahmen im Frühjahr 2017 ist die Eröffnung des Stadtmuseums für Herbst 2017 vorgesehen. Die Baumaßnahmen liegen derzeit voll im Plan.
Angebote des künftigen Stadtmuseums
Das Stadtmuseum vermittelt Wissen über die Stadt und ihre Geschichte und will die kritische Auseinandersetzung mit der städtischen Identität anregen. Es soll ein Ort für die Auseinandersetzung mit urbanen Fragen der Gegenwart werden. Stadtgeschichte und Baukultur sind die zentralen
Themen des Stadtmuseums.
Das Erdgeschoss mit Foyer, Veranstaltungssaal (110 Plätze) und Salon, das Café mit Terrasse im 1. OG und die Freibereiche im Garten bilden ein neues „Wohnzimmer der Stadt“ und bieten Raum für Veranstaltungen, Diskussionen und Events. „Das großzügige Foyer kann gemeinsam mit Vortragssaal und Salon als Veranstaltungsort auch außerhalb der Öffnungszeiten mit bis zu 350 Personen genutzt werden. Das Wilhelmspalais ist auch in diesem Sinne ein neuer öffentlicher Ort“, so Anja Dauschek, Leiterin des Planungsstabs Stadtmuseum.
Schwerpunkt: 19. und 20. Jahrhundert
Die ständige Ausstellung auf rund 900 Quadratmetern im 1. OG legt einen Schwerpunkt auf die Geschichte Stuttgarts im 19. und 20. Jahrhundert. Verschiedene Präsentationsformate eröffnen dem Publikum unterschiedliche Zugänge zu Geschichte und Gegenwart der Stadt. Im Zentrum der Ausstellung zeigt ein medial bespieltes Modell der heutigen Stuttgarter Gemarkung die besondere Topographie der Stadt und alle Stadtteile auf einen Blick. In „Stadtgesprächen“ rund um das Modell erleben die Besucher, was in Stuttgart für Gesprächsstoff sorgte und die Stadt noch heute prägt.
In den „Jahrhunderträumen“ erzählen Biographien, Objekte, Bilder, Fotos und Filme die Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und den Weg der Stadt von der kleinen Residenz zur industrialisierten und von Migration geprägten Großstadt. Die Migrationsgeschichte ist dabei ein zentraler Aspekt der Stadtgeschichte, die mit bewusstem Blick auf die Vielfalt der Stadt erzählt werden soll.
Vermittlungsangebote für alle Altersstufen, Veranstaltungsreihen und Diskussionsangebote sind wesentliches Element der Museumskonzeption.
Kinder und Jugendliche als Zielgruppe
Platz für Sonderausstellungen ist im 2. OG auf 500 Quadratmetern. Hier sind pro Jahr zwei wechselnde Ausstellungen zu besonderen Aspekten der Stadtgeschichte und zu den Themenbereichen Baukultur, Design und Urbanität geplant.
Kinder und Jugendliche sind eine zentrale Zielgruppe des Stadtmuseums und haben mit dem „Stadtlabor“ ihren eigenen Bereich im Gartengeschoss. Hier steht baukulturelle Bildung im Mittelpunkt. Ende 2011 wurde das „Stadtlabor“ vorab in der Kriegsbergstraße 30 eröffnet, seitdem besuchten über 13.000 Kinder und Jugendliche Seminare, Workshops und Exkursionen in und über die Stadt. Das bestehende Angebot kann ab 2017 im Wilhelmspalais deutlich erweitert werden.
Als offener Bildungsort inmitten der Stadt ist das Thema Inklusion für das Stadtmuseum von besonderer Bedeutung. Das Museum und die Ausstellung sollen soweit als möglich barrierearm gestaltet werden. Auch ist geplant, Café und Besucherservice gemeinsam mit einer Werkstatt für behinderte Menschen zu betreiben.
Unter einem Dach: die Museumsfamilie
Unter dem Dach des Stadtmuseums Stuttgart werden schon heute die bereits bestehenden Spezial- und Stadtteilmuseen der Landeshauptstadt betrieben: das Museum Hegel-Haus, die romantische Gartenanlage des städtischen Lapidariums, das Stadtmuseum Bad Cannstatt sowie die Heimatmuseen in Möhringen und Plieningen. Die Museen sind mit ihren besonderen Sammlungen Teil der Museumsfamilie und ergänzen das Stadtmuseum im Wilhelmspalais.
Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann erklärte: „Begleitend zu Umbau und Ausstellungsplanung im Stadtmuseum Stuttgart ist es uns wichtig auch die Stadtteile und ihre Geschichte zeitgemäß zu präsentieren. Die bestehenden Häuser wurden und werden daher sukzessive erneuert. Die Stadtteilmuseen dokumentieren die Veränderung der Orte durch die Menschen, machen Geschichte nachvollziehbar. Sie tragen zur Identitätsstiftung für Alt-Eingesessene und Neuzugezogene, für Jung und Alt bei. “
Im Frühjahr 2015 eröffnete das Heimatmuseum Plieningen und wirft nun einen frischen Blick auf die Bezirke Birkach und Plieningen. Im Jahr 2016 soll das Stadtmuseum Bad Cannstatt neugestaltet wiedereröffnet werden. Und auch der 250. Geburtstag Hegels wirft bereits seine Schatten voraus – eine Neuaufstellung des Museums Hegel-Haus ist für 2020 geplant.
Darüber hinaus lassen Veranstaltungsreihen im Hegel-Haus und im Lapidarium die geschichtsträchtigen Orte lebendig werden.
Foto, Sabine