Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 für Stuttgart
Spürbare Rückgänge bei Wohnungseinbrüchen, Straßenkriminalität, gefährlichen Körperverletzungen, Taschendiebstählen, Sexualdelikten – Die Landeshauptstadt behauptet ihren Platz als eine der sichersten Großstädte
„Unsere Kolleginnen und Kollegen leisten tagtäglich zusammen mit unseren Sicherheitspartnern hervorragende Arbeit, damit sich die Menschen in Stuttgart auch weiterhin sicher fühlen können“, so Polizeipräsident Franz Lutz zur polizeilichen Kriminalstatistik 2019. Der Stuttgarter Polizei ist es im vierten Jahr in Folge gelungen, die Wohnungseinbrüche weiter einzudämmen. Auch die Straßenkriminalität, besonders schwere Fälle der Körperverletzungen, Taschendiebstähle und Sexualdelikte sind zurückgegangen. Kaum gestiegen ist die Gesamtzahl der Straftaten, nämlich von 53.828 auf 54.347. Ausgefeilte Machenschaften und viele Telefonanrufe der Trickbetrüger gegenüber unseren älteren Mitbürgern waren hier ursächlich. Die meisten Anrufe führen dennoch nicht zum Erfolg der Täter. Bei der Aufklärungsquote ist Stuttgart im bundesweiten Vergleich vorne mit dabei – trotz des Rückgangs um 3,7 Prozentpunkte, die ausschließlich auf den zahlreichen Versuchsstraftaten im Deliktsfeld „falscher Polizeibeamter“ beruhen.
Wohnungseinbrüche deutlich weniger: Mit 474 Wohnungseinbrüchen und somit einem weiteren Rückgang um 23,4 Prozent, liegen die Fallzahlen noch einmal deutlich unter denen des Vorjahres – und über 60 Prozent unter den höchsten Fallzahlen des Jahres 2014. Bei über der Hälfte blieb es beim Einbruchsversuch und die Täter brachen ihr Vorhaben ab. Insbesondere der klassische Tageswohnungseinbruch, bei dem Einbrecher die Abwesenheiten der Bewohner ausnutzen, ist mit 31,6 Prozent auf 158 Fälle deutlich zurückgegangen.
„Mit hohem Engagement bei den Ermittlungen, intensiver Zusammenarbeit mit Sicherheitspartnern sowie der Sensibilisierung der Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger ist es uns gelungen, die Wohnungseinbrüche im Zehnjahres-Vergleich zu halbieren“, so Rüdiger Winter, Chef der Stuttgarter Kriminalpolizei. Neben den Ermittlungserfolgen und den Festnahmen von Serieneinbrechern, sind es oft die Stuttgarter selbst, die aufmerksam und bedacht einen starken Beitrag gegen Wohnungseinbrüche leisten.
Die Täter nutzen insbesondere kurze Abwesenheiten von Bewohnern aus, wie den Weg zum Bäcker oder zur Apotheke, um genau in solchen Momenten zuzuschlagen. „Machen Sie es deswegen den Einbrechern so schwer wie möglich, schließen Sie immer Ihre Wohnungstüre ab und lassen Sie auch bei kurzen Abwesenheiten schon in der Dämmerung einfach mal das Licht an“, rät Hermann Volkert, Leiter des Referats Prävention. „Die Stuttgarter Polizei wird sich keineswegs auf diesen erfreulichen Zahlen ausruhen“, betont der Polizeipräsident. „Zwar ist es uns gelungen, in einzelnen Stadtbezirken die Fallzahlen deutlich zu senken, trotzdem gilt es, wachsam zu bleiben und überall den Tätern sofort entgegenzutreten“.
Sexualdelikte gingen zurück: Die Zahl der Sexualtaten ging – entgegen dem landesweiten Trend – um 6,3 Prozent auf 712 Fälle zurück. Insbesondere bei Vergewaltigungen und den besonders schweren Fällen der sexuellen Nötigung verzeichnet die Stuttgarter Polizei einen Rückgang von 17,5 Prozent auf 104 Fälle.
Ein Rädchen der Sicherheitsarchitektur greift gegen Straßenkriminalität ins andere: Die Sicherheit im öffentlichen Raum konnte weiter verbessert werden. Sowohl die Straßenkriminalität mit einem Rückgang von 3,3 Prozent auf 7.213 Delikte, als auch die Gewaltkriminalität mit einem Rückgang von 4,9 Prozent auf 2.271 Delikte, sind im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre gesunken. Mit einem Rückgang von 170 Fällen (13,8 Prozent) auf 1.066 Taten setzte sich dabei der seit Jahren anhaltende Trend zu weniger Taschendiebstählen fort. Die Straftaten der gefährlichen und schweren Körperverletzung gingen um 105 Fälle auf den seit Jahren tiefsten Wert von 1.653 Taten zurück. „Gerade die Straftaten im öffentlichen Raum sind für das Sicherheitsgefühl der Menschen besonders wichtig. Hier zeigt sich, wie erfolgreich die Kolleginnen und Kollegen der Stuttgarter Polizei auf Streife zusammen mit unseren Einsatzgruppen der Sicherheitskonzeption Stuttgart tagtäglich zusammenarbeiten. Ein Rädchen unserer Sicherheitsarchitektur greift hier buchstäblich ins andere“, so der Polizeipräsident. Bis zu 70 zusätzliche Einsatzkräfte der Sicherheitskonzeption Stuttgart (SKS) sorgen in Stuttgart gemeinsam für Ordnung und greifen konsequent ein.
Einschreitende Polizeibeamte treffen immer mehr auf Widerstand: Sowohl die Anzahl der Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte, als auch die des tätlichen Angriffs haben zugenommen. So stieg die Zahl der Widerstände im Vergleich zum Vorjahr (309) auf 325, die des tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte von 403 im Jahr 2018 auf 410. Bei den Widerständen gegen die Staatsgewalt sind rund zwei Drittel der Tatverdächtigen alkoholisiert. „Unsere Polizistinnen und Polizisten verdienen Respekt für ihren Dienst und ihren Einsatz. Wer die rote Linie überschreitet, sei es verbal oder durch Gewalt, muss mit Konsequenzen rechnen“, so Franz Lutz.
Rauschgift: Auch wenn die Zahlen bei den Rauschgiftdelikten leicht rückläufig sind, so bewegen sie sich doch auf hohem Niveau. Im Vergleich zum Jahr 2018 mit 5.975 Fällen wurden im vergangenen Jahr 5.739 Fälle registriert. Die Fallzahlen bei den Rauschgiftdelikten zeigen, dass eine hohe Verfügbarkeit der Drogen besteht.
Gesamtzahl aller Taten: Der Anstieg der Straftaten ist auf die massive Häufung von Betrugsdelikten zum Nachteil der Älteren, insbesondere bei den Trickbetrügereien „Falscher Polizeibeamter“ und „Enkeltrick“ zurückzuführen. Die Fallzahlen haben sich mit nahezu 3.000 Delikten mehr als verdreifacht. Mit erfundenen Geschichten geben sich die Betrüger am Telefon geschickt als Polizeibeamte oder nahe Angehörige aus und versuchen so, an das Hab und Gut der Angerufenen zu kommen. „Die meisten potenziellen Opfer erkennen jedoch den Betrug und reagieren völlig richtig, indem sie einfach auflegen“, so der Chef der Kriminalpolizei Rüdiger Winter. Die Zahlen sind dabei eindeutig. In über 98 Prozent der Anrufe scheitern die Betrüger.
In 38 Fällen des Enkeltricks und des Phänomens falscher Polizeibeamter gelang es den Tätern jedoch, die Opfer derart unter Druck zu setzen, dass eine Geldübergabe stattfand. Der eingetretene Schaden beläuft sich auf über 1,9 Millionen Euro. Auch die Schadenssumme hat sich somit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht.
„Die Art und Weise, wie die Täter bei ihren Anrufen vorgehen, ist an Frechheit kaum zu übertreffen“, so Rüdiger Winter und erklärt weiter: „Oft kombinieren sie sogar mehrere Betrugsmaschen miteinander, was es den Opfern umso schwerer macht, den Betrug zu erkennen“. „Neben dem materiellen und finanziellen Schaden sind die sozialgesellschaftlichen Schäden verheerend“, so der Polizeipräsident. „Die Täter nutzen unseren guten Ruf und das Urvertrauen der Menschen in ihre Polizei aus, um so an die Ersparnisse ihrer Opfer zu gelangen. Umso wichtiger ist es, die Bürgerinnen und Bürger unermüdlich aufzuklären.“
„Ein besonderes Dankeschön geht an die Bankinstitute“, betonte Franz Lutz, deren aufmerksame Kundenberater oft die Polizei alarmierten und so eine Geldübergabe in letzter Minute verhindert hätten. „Ich danke allen für die Sicherheit in unserer Stadt arbeitenden Menschen, unseren Sicherheitspartnern und allen anderen Engagierten für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Nur gemeinsam sind wir so erfolgreich und es ist auch ein schönes Zeichen, für das wir sehr dankbar sind, dass die Menschen in der Stadt hinter ihrer Polizei stehen“, so Franz Lutz.
Hinweise zur Einbruchsprävention: In über 860 Beratungen nutzten die Stuttgarter das kostenlose Angebot der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle, um sich über mechanische und elektronische Sicherungstechniken zum Schutz gegen Einbrüche zu informieren. In den meisten Fällen berieten die Beamtinnen und Beamten auch direkt vor Ort. Der Mythos „Nur ein anonymer Nachbar ist ein guter Nachbar“ schwindet immer weiter aus den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger. Ein wachsamer Nachbar, der andere kennt und weiß, wann die Nachbarschaft bei der Arbeit ist und wann nicht, ist einer der wirksamsten Helfer gegen Wohnungseinbrüche, auch in der Dunkelheit. Im Vergleich zu den Sommermonaten steigen die Einbruchszahlen in der dunklen Jahreszeit regelmäßig an. Der Schwerpunkt der Einbrecher liegt dann zwischen 15 und 21 Uhr.
Hinweise zum Bereich Trickbetrug: Im Februar 2019 gelang es den Kriminalbeamten, drei Abholer zu identifizieren und festzunehmen. Durch akribische Ermittlungsarbeit und einen langen Atem gelang es den Beamten, den drei Tatverdächtigen zwei Taten in Stuttgart mit einer Schadensumme im sechsstelligen Bereich sowie weitere Taten im gesamten Bundesgebiet nachzuweisen. Das Landgericht verurteilte die Männer im Dezember 2019 zu empfindlichen Haftstrafen.
Die Beamtinnen und Beamten der Kriminalprävention klärten 2019 in über 200 Veranstaltungen Seniorinnen und Senioren über die Gefahren der Trickanrufe und das richtige Verhalten auf. Neben Informationsveranstaltungen bei Seniorennachmittagen in verschiedenen Einrichtungen und einer offensiven Medienarbeit verfasste die Stuttgarter Polizei gemeinsam mit der Stadt Stuttgart einen Aufklärungsbrief. 45.000 Stuttgarterinnen und Stuttgarter im Alter von 75 Jahren oder älter erhielten im Sommer 2019 das Schreiben, welches nochmals explizit auf das Kriminalitätsphänomen hinwies und wichtige Verhaltensanweisungen im Umgang mit derartigen Anrufen gab.
Die polizeiliche Kriminalstatistik 2019 finden sie im Internet unter https://ppstuttgart.polizei-bw.de/statistiken/
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