Neue S-Bahn-Linie S 62 wurde angekündigt, aber … „Metropolexpress wäre besser“ Bürgerinitiative für vorteilhafteres Zugangebot

Pressemeldung

Die Eisenbahnfreunde im Altkreis Leonberg, die als Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (BAUS) auftreten, haben nichts gegen ein besseres Angebot durch die S 62 zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen. Aber sie versprechen sich von einem anderen Form des Zugverkehrs noch größere Vorteile: dem Metropolexpress.

Renningen/Leonberg | Die im Prinzip gute Nachricht zuerst: Wie die Medien berichteten, sollen ab September 2022 werktags unter der Flagge S 62 weitere S-Bahn-Züge fahren, welche die bestehende Linie S 6/S 60 ergänzen. Diese S 62 soll morgens mit sechs und abends mit sieben Zugpaaren unterwegs sein, die nur zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen pendeln und die S 6 im Abschnitt Korntal – Zuffenhausen entlasten. Als „Express-S-Bahn“ soll sie nur in Leonberg, Ditzingen, Weilimdorf und Korntal halten.
In dieser Aufzählung fehlt Renningen. Die BAUS vermutet betriebliche Gründe, denn der Kuppelvorgang zwischen den sich in Renningen teilenden heutigen Zügen der S 6 und S 60 kostet etwa fünf Minuten Haltezeit, der die Bahnsteiggleise so lange für andere Züge blockiert. Überraschend ist es dennoch, dass ausgerechnet der Bahnknoten Renningen nicht bedient wird. Hans-Joachim Knupfer, Sprecher der Bürgeraktion: „Renningen und die anderen Kommunen im Altkreis Leonberg zahlen an die Region Stuttgart für die zusätzliche Leistung, aber Fahrgäste von und nach Renningen haben nichts davon.“

Bildzeile: Auch die Gesamtverbindung Calw – Stuttgart hat Potenzial für den schnellen Metropolexpress. Bisher kommen solche Züge nur im Rahmen von Umleitungen auf diese Strecke, wie hier in Leonberg. Foto: Knupfer/BAUS

Außerdem werde nicht deutlich, wem die zusätzliche Bahn nützen soll. Busanschlüsse etwa in Weil der Stadt wie auch eine Anbindung an die S 60 in Renningen nach Böblingen sind nicht vorgesehen, genausowenig wie eine Durchbindung nach Stuttgart. Die je nach Fahrtrichtung drei oder sieben Minuten Fahrzeitverkürzung gegenüber der S 6 gehen durch fünf Minuten Umsteigen in Zuffenhausen wieder verloren. In der Relation Leonberg – Zuffenhausen betrachtet braucht die S 62 trotz weniger Haltestellen sogar länger als die S 6.

Hingegen hatte die BAUS schon 2018 den Vorschlag gemacht, statt der S 62 die S 60 nach Stuttgart durchzubinden und das Kuppeln in Renningen einzusparen, was betrieblich einfacher, sparsamer und schneller gewesen wäre. Doch war der Verband Region Stuttgart nicht bereit, diesen Vorschlag zu diskutieren. „Damit wären sämtliche Züge auf dieser Relation etwa um so viele Minuten auf der ganzen Strecke schneller, wie es jetzt die S 62 für teures Geld auf einer Teilstrecke erzielen soll“, ergänzt Erwin Eisenhardt, Renninger Mitstreiter der BAUS.
Eigenartig ist für die Bürgerinitiative noch etwas: Die S 62 wird genau in der Fahrplanlage verkehren, die für die Hermann-Hesse-Bahn vorgesehen war. Doch wurde im Kreis Böblingen seitens der Kommunen gegen die Hessebahn angeführt, sie würde damit den S-Bahn-Verkehr stören. „Wo bleibt nun der Protest der Anlieger zwischen Renningen und Weil der Stadt gegen die S 62?“, fragt sich Erwin Eisenhardt. Die HHB hätte den Bahnhof Renningen nicht belastet, da sie einen eigenen Bahnsteig bekommen wird.

Dennoch blickt die BAUS optimistisch in die Zukunft. Eine in jeder Hinsicht bessere Möglichkeit für eine gute und schnelle Zusatzverbindung sei der Metropolexpress (MEX), wie es ihn im Filstal zwischen Stuttgart und Göppingen schon gibt. Der würde entsprechend von Stuttgart über Weil der Stadt bis Calw durchfahren und nur die größeren Stationen bedienen. „Darunter natürlich auch Renningen“, so Eisenhardt. „Der MEX würde die Leute nicht in Zuffenhausen auf dem Bahnsteig stehen lassen, sondern die durchgehende Verbindung nach Stuttgart schaffen und weiter in die Region“, ergänzt Hans-Joachim Knupfer. Das Fahrzeugmaterial wäre attraktiver als das der S-Bahn, die Pünktlichkeit durch die Unabhängigkeit vom S-Bahn-Netz zwischen Zuffenhausen und Stuttgart größer.

Für die Bürgeraktion ist die S 62 „ein Zeichen guten Willens“, wie Erwin Eisenhardt erklärt: „Gut gemeint – aber der MEX wäre sinnvoller.“ Der habe eigentlich nur Vorteile, die S 62 fast nur Nachteile.“ Denn statt einem Halt der Hessebahn erhalte Renningen nun nichts – „außer der Halt-losen S 62.“

Freundliche Grüße

Bürgeraktion www.unsere-schwarzwaldbahn.de
Hans-Joachim Knupfer

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