„Mit naturnaher Waldpflege zum klimastabilen Wald“
Presse LHS
Die Stadt Stuttgart stellt bei der Waldbeiratssitzung am 23. Januar im Rathaus Stuttgart die Klimastabilität des Waldes und eine naturnahe Waldpflege in den Vordergrund und orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Wissenschaft.
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Foto, die arge lola/Kai Loges + Andreas Langen/Stadt Stuttgart
Bürgermeister Dirk Thürnau sagt: „Wir sind stolz auf unseren artenreichen Mischwald und werden ihn mit sanften Pflegemaßnahmen weiterhin für den Klimawandel fit halten.“
In der Sitzung wurde beraten, inwiefern die Bewirtschaftung des Lübecker Stadtwalds auch im Stadtwald Stuttgart eingeführt werden kann. Ein Teil des Waldbeirats favorisiert das sogenannte „Lübecker Modell“. Claudia Kenntner, Leiterin der Unteren Forstbehörde Stuttgart, stellte zunächst die Gemeinsamkeiten des „Lübecker Modells“ und der geplanten Waldpflege im Stadtwald Stuttgart vor. So führen beispielsweise beide Waldbesitzer keine Kahlschläge durch, Ökologie und Bodenschonung stehen im Vordergrund. Die neue Waldgeneration entsteht in beiden Stadtwäldern durch die natürliche Verjüngung der Bestände, das heißt, die Samen der Altbäume keimen und werden zum neuen Wald. Auch legen beide Städte zehn Prozent ihrer Waldfläche still.
Klimastabile Mischbaumarten
In Lübeck wird jedoch darauf verzichtet, die klimastabilen Mischbaumarten, wie Eiche, Spitzahorn oder Linde, gezielt zu fördern. Dies würde in Stuttgart die Buche zur Hauptbaumart machen, der Mischwald würde sich im Laufe der Zeit zu einem Buchenwald entwickeln. In Stuttgart ist die Buche jedoch nicht klimastabil, bereits jetzt sterben Buchen in trockenen Sommern ab.
Deshalb wurden nur Teile der Lübecker Grundsätze für Waldbewirtschaftung in die Stuttgarter Waldpflege aufgenommen. So wird der Wald auch in Stuttgart sehr sanft und in Anlehnung an natürliche Prozesse gepflegt, um klimastabile Mischbaumarten zu erhalten und zu fördern. Diese geplante Pflege entspricht dem Vorgehen nahezu aller nach Naturland, dem Verband für ökologischen Landbau, zertifizierten Waldbesitzer. Das „Lübecker Modell“ wird als Versuchsfläche in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten auf kleiner Fläche im Stadtwald untersucht, um die Entwicklung der Baumartenvielfalt für Interessierte zu demonstrieren.
Das „Lübecker Modell“
Mit dem Begriff „Lübecker Modell“ wird die Waldbewirtschaftung im Stadtwald Lübeck bezeichnet. Dort wird dem Grundsatz gefolgt, dass „Wälder sich auch bei Stress, wie zum Beispiel dem Klimawandel, selbst organisieren sollen“. Im Stadtwald Lübeck wird deshalb kein Einfluss genommen, welche Baumarten wachsen sollen. Dies wird der Natur überlassen.
Die Waldpflege im Stadtwald Stuttgart übernimmt Elemente des „Lübecker Modells“, steuert jedoch die Baumartenmischung. Ohne diese Pflegemaßnahmen, die bereits seit Jahrzehnten angewendet werden. Stuttgart folgt dem Grundsatz „Klimastabilität entsteht durch Förderung von mehreren standortgerechten und klimastabilen Baumarten pro Waldbestand (Risikostreuung). Diese Baumartenvielfalt benötigt kontinuierliche Pflege nach den Kriterien des naturgemäßen Waldbaus“. Die Waldpflege in Stuttgart orientiert sich dabei an den Empfehlungen der Wissenschaft zur Waldpflege. Wobei in Stuttgart, im Unterschied zu den meisten anderen Waldbesitzern, die Holzernte als Möglichkeit der Geldeinnahme eine nachgeordnete Rolle spielt.