Solitude – Legendäre Stuttgarter Rennstrecke 22. – 24.07.2011
Ein Bericht von Jörg Trüdinger Such & Find
Monaco, Shanghai, Monza oder Hockenheim kommen vermutlich den meisten Menschen in den Sinn, wenn man sie nach einer Formel 1 Rennstrecke fragt. Dass jemand Stuttgart als Austragungsort eines Auto- oder Motorradrennens, sogar der Königsklasse des Motorsports in den Sinn kommt, ist doch eher unwahrscheinlich. Und trotzdem, Stuttgart war mit der Solituderennstrecke über Jahrzehnte Austragungsort spektakulärer Rennen und in den Jahren 1961 bis 1964 machte sogar die Formel 1 einen Stopp in Stuttgart. Damals drehten u. a. Jack Brabham, Bruce McLaren, Jim Clark oder Lokalmatador Hans Herrmann ihre Runden auf der legendären Rennstrecke vor Stuttgarts Toren. Doch die Tage der Rennstrecke mitten durch den Wald waren schon gezählt, 1964 war das letzte Formel 1 Jahr und 1965 kamen mit Gran Tourismo, Formel V und Formel 2 Rennen letztmals Rennfahrer nach Stuttgart um ihre Runden zu drehen.
Das erste Solituderennen fand 1903 oder 1904 statt, heute geht man von 1903 aus, aber 1954 erschien noch eine Sonderausgabe der Stuttgarter Nachrichten zum 50jährigen Jubiläum. Man hatte zuerst keinen Rundkurs, sondern fuhr vom Westbahnhof ein Bergrennen bis zum Schloss Solitude. Bis zum letzten Rennen 1965 sollte die Rennstrecke noch einige Veränderungen erfahren. Gefahren wurde zuerst nur mit Motorrädern, Autos fuhren erst ab 1922. Zwischen 1908 und 1921 fanden übrigens keine Rennen statt. Mitte der 30er Jahre wurden von den Nationalsozialisten sehr viele reine Rennstrecken gebaut, denen gegenüber Kursen auf normalen Straßen der Vorzug gegeben wurde, und so fand 1937 das letzte Solituderennen vor dem II. Weltkrieg statt. 1949 war dann ein großes Sportjahr für Stuttgart, im Neckarstadion fand das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft statt und am 18. September kamen fast 300 000 Besucher zum ersten Solituderennen nach dem Kriege. Von da an waren die Auto- und Motorradrennen auf der Stuttgarter Rennstrecke eine einzige Erfolgsgeschichte bis zu ihrem jähen Ende 1965. In den 50er Jahren erreichten die Besucherzahlen rekordverdächtige Höhen von bis zu 500 000 Menschen, die Hänge an der Rennstrecke waren von Menschen gesäumt und Stuttgart selbst während der Renntage ein einziges Volksfest.
Sehr erfreulich ist es, dass sich der Verein Solitude Revival dieses wichtigen kulturellen Erbes von Stuttgart annimmt und vom 22. bis 24.7 im Rahmen des Automobilsommers mit einer großen Veranstaltung an die Rennstrecke erinnert und eine Wiedereröffnung der Rennstrecke feiert.
Weitere Infos: solitude-revival
Die Fotos sind von einem befreundeten Sammler