Neuer Name für das Kunst- und Kulturprojekt am Cannstatter Güterbahnhof gesucht!
Noch bis Dienstag nächste Woche (20.03.2012) suchen wir zusammen mit euch einen neuen Namen für unsere geplante Kunst- und Kulturplattform – einem Waggon-Nachfolgeprojekt in Bad Cannstatt. Als Preis für einen übernommenen Namensvorschlag winkt ein Jahr freier Eintritt bei Veranstaltungen auf dem neuen Gelände.
Namensvorschläge können unter unbenannt.info eingereicht werden. Warum wir den Namen \“Umschlagplatz e.V.\“ ändern, steht weiter unten in dieser Mail. Was auf dem neuen Gelände geplant ist und wann es in Bad Cannstatt losgeht erfahrt ihr unter unbenannt.info. Wir freuen uns auf eure Vorschläge 🙂
Begründung für die Namensänderung:
Der Begriff „Umschlagplatz“ ist durch den „Umschlagplatz im Warschauer Ghetto“ historisch belastet: von diesem Ort aus wurden etwa 300 000 Juden und Jüdinnen in den Tod deportiert. Wie schwer diese Belastung wiegt, wurde uns erst im Laufe der näheren Auseinandersetzung mit der Geschichte dieses Ortes bewusst. Nicht zuletzt die Rede von Marcel Reich-Ranicki anlässlich des Holocaust-Gedenkttages am 27.01.2012 hat gezeigt, wofür der Begriff „Umschlagplatz“ steht und wie er verknüpft werden kann.
Zu dieser \’sprachlichen Vorbelastung\‘ gesellt sich eine offensichtliche \’Vorbelastung der Orte\‘: Unsere bisherige Verortung am Stuttgarter Nordbahnhof – dem Ausgangspunkt für die Deportation von über 2500 baden-württembergischen Juden in die KZ\’s der Nazis – hat uns sensibilisiert und unsere Entscheidung beeinflusst. Unser Projekt zieht um, aber die Geschichte reist mit. Denn es ist davon auszugehen, dass auch an unserem zukünftigen Projektstandort, dem Cannstatter Güterbahnhof, während des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter und –arbeiterinnen eingesetzt wurden. Unser Projekt besetzt damit historische Schauplätze der Entrechtung und Deportation in Stuttgart auf topographischer Ebene. Gleichzeitig ist unser Anliegen umso größer, als geschichtsbewusstes Projekt einer sprachlich und inhaltlich unreflektierten Verknüpfung in Zukunft entgegenzuwirken. Unser Entschluss, den Projektnamen zu ändern, wirft uns organisatorischum Wochen zurück: Corporate Design und Präsentationsmaterialien müssen neu gestaltet, , Amtsgänge und Notarbesuche wiederholt werden. Dennoch halten wir die Namensänderung für den richtigen Weg. Mit unserer Verweigerung gegenüber dem leichtfertigen Gebrauch des Begriffs „Umschlagplatz“ möchten wir auch zum Ausdruck bringen, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Sie fundieren unsere Gegenwart in einer postnazistischen Einwanderungsgesellschaft. Durch die Umbenennung unseres Vereins möchten wir uns zugleich klar gegen Antisemitismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung positionieren.