Bau- und Kunstdenkmalpflege: Neue Informationstafel für die Siedlung Ziegelklinge in Stuttgart-Heslach
Pressemeldung
Regierungspräsident Wolfgang Reimer: „Die Siedlung Ziegelklinge hat eine ganz besondere Geschichte – darauf weist nun auch eine Informationstafel hin“
Die gerne als kleine Schwester der Weißenhofsiedlung bezeichnete Siedlung Ziegelklinge in Stuttgart-Heslach hat eine neue Informationstafel. Damit soll die Siedlung, die bisher noch als versteckter Schatz im Stuttgarter Kulturerbe gilt, entsprechend gewürdigt werden. Eingeweiht wurde die Tafel am Donnerstag, 23. Juli 2020, von dem Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Prof. Dr. Claus Wolf, und Helmuth Caesar, dem Technischen Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH.
„Innerhalb der fast zweieinhalbtausend Kulturdenkmale in Stuttgart ist die Siedlung Ziegelklinge etwas ganz Besonderes“, sagte Regierungspräsident Wolfgang Reimer bei der Eröffnung. „Wenn man von der klassischen Moderne in Stuttgart hört, denkt man natürlich an die als UNESCO-Welterbe ausgezeichneten Corbusier-Häuser oder die Weißenhofsiedlung insgesamt, die architektonische Bedeutung der Ziegelklinge dagegen ist vielen unbekannt“, so Reimer weiter.
Dies soll sich nun ändern. Die Tafel macht Spaziergängerinnen und Spaziergänger ab sofort auf die Bedeutsamkeit der Siedlung aufmerksam und erläutert Wissenswertes zur Geschichte, Architektur und denkmalgerechten Sanierung.
Mit der Siedlung Ziegelklinge entstand im gleichen Jahr wie die weltberühmte Weißenhofsiedlung 1927 eine Anlage nach den Idealen des modernen Bauens. Die im Volksmund auch Hustenburg genannte Siedlung am Sandweg beziehungsweise der Sperlingstraße im Stuttgarter Süden verfolgte damals auch einen gesundheitspolitischen Aspekt. Ursprünglich war die Siedlung als Luftkurort für Tuberkulosekranke erbaut worden. Die damalige Landesversicherungsanstalt wollte den Erkrankten in den Häusern die Genesung im familiären Umfeld sowie Heimarbeit ermöglichen und damit die hohen Kosten der Krankenhausunterbringung sparen. Die Lage am Waldrand und die Bauweise mit einem Krankenzimmer samt Terrasse sollten sich zudem positiv auf die Genesung der Erkrankten auswirken. Obwohl das Konzept nicht aufging und nur wenige Tuberkulosekranke in die Häuser zogen, gilt die Siedlung als Pilotprojekt der Krankenfürsorge.
Heute gehört die Siedlung der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH und wurde 2016 bis 2018 umfangreich und denkmalgerecht saniert.
Fotos, Klaus