Archive for the ‘Es war einmal’ Category

Ostergarten: Jesus` letzte Stationen erleben

Ab 02.04.2023 bis 10.04.2023 – Wallmerkirche Untertürkheim

Jesus` letzte Stationen erleben

Nach drei Jahren Pandemiepause: endlich wieder Ostergarten in der Wallmerkirche mit Café und Posaunenchor am Palmsonntag

In vier Tagen ist Palmsonntag. Er läutet die Karwoche ein. Diese erinnert an die entscheidenden Tage der Ostergeschichte. Jesus und seine Jünger erlebten ereignisreiche Stunden und Phasen voller Emotionen, ein Wechselbad der Gefühle: Momente des Jubels und der Freude, Verzweiflung und Scham, niederträchtiger Verrat, Vergebung, Menschenliebe, Mobbing-Szenen, blanker Hass und letztendlich die Auferstehung – dies alles vereint die Geschichte in den acht Tagen von Palm- bis Ostersonntag. Das Tolle: Im Ostergarten in der Untertürkheimer Wallmerkirche können jungen und junggebliebene BesucherInnen die letzten Stationen im Leben von Jesus miterleben und mitempfinden: Vom mit Palmwedeln umjubelten Einzug des Messias in Jerusalem über das Abendmahl, die Nacht im Garten Gethsemane, die Verurteilung im Palast des römischen Platzhalters Pilatus bis zur Kreuzigung und dann die Freude und das Licht der Auferstehung im Ostergarten.

Mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher hat die evangelische Kirchengemeinde wieder neun Stationen mit viel Liebe aufgebaut. „Nach drei Jahren Corona-Zwangspause war es für uns wichtig, den Ostergarten wieder anbieten zu können. Es meldeten sich auch so viele Ehrenamtliche wie nie zuvor“, freut sich Pfarrer Martin Hug über die Resonanz – auf Seiten der Organisatoren sowie der BesucherInnen. „Die Gäste kommen mit großer Freude. Erzieherinnen und Lehrkräfte sind dankbar, dass sie Kindern und Jugendlichen die Ostergeschichte plastisch präsentieren können.“ Nicht nur Kindern werden die Augen geöffnet. Auch ältere Menschen frischen die „alten Geschichten“ gerne auf, erleben hautnah das Abendmahl im Sitzen und der krähende Hahn weckt die Erinnerung an den fehlenden Mut, sich zu Jesus zu bekennen.

Der Ostergarten in der Wallmerkirche ist noch bis 10. April 2023 täglich zwischen 15 und 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.

Er kann auf eigene Faust begangen werden. An den Stationen stehen erklärende Tafeln. Werktags beginnt zudem um 16 Uhr eine offene Führung. An den Sams-, Sonn- und Feiertagen werden um 15 und um 17 Uhr Führungen angeboten.

Am Palmsonntag, 2. April, gibt es zwei Zusatzevents:

Die Landfrauen öffnen von 15 bis 17 Uhr das Ostergartencafé im Michaelssaal. Ihre selbstgebackenen Kuchen und Torten versüßen den Nachmittag.

Von 19 Uhr an lädt dann der CVJM-Posaunenchor zu „Musik im Ostergarten“, ein stimmungsvoller Wochenend-Ausklang mit Musik des Posaunenchors und Worten von Pfarrer Martin Hug.

Text und Fotos: M. Kuhn

„Cannstatter Industriegeschichten“ im Stadt- museum Bad Cannstatt

Das Stadtmuseum Bad Cannstatt zeigt vom 24. März bis 3. Oktober 2023 mit Unterstützung von Pro Alt-Cannstatt e.V. die Sonderausstellung „Cannstatter Industriegeschichten“. Die Industrialisierung veränderte den Charakter der alten Oberamts-, Weingärtner- und Kurstadt Bad Cannstatt grundlegend und legte die Basis für eine in der Summe erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung, die bis heute trägt. Erste Ansätze einer Industrie in Cannstatt gab es bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, als reformierte Glaubensfl­üchtlinge aus Frankreich die Wirtschaft der Stadt belebten. Die Wasserkraft des Neckars mit dem Mühlkanal war für viele der ersten Fabrikanten ein besonderer Standortvorteil. Während der Cannstatter Neckarhafen mit den Jahren an Bedeutung verlor, wurde der Eisenbahnanschluss ab 1845 zu einem entscheidenen Motor der Industrialisierung Cannstatts. Die Ausstellung kann die umfangreiche Industriegeschichte Cannstatts nur anreißen. Sie zeigt anhand ausgewählter Firmenbiogra?fien, Bildern und Objekten die ungewöhnliche Breite und Vielfalt des Industriestandorts auf und auch den Wandel der Produkte, den manche Fabriken vollzogen. Lassen Sie sich überraschen, was alles von Bad Cannstatt in die Welt gegangen ist.

Dauer: 24.03. bis 03.10.2023, Mittwoch 14–16 Uhr, Samstag 14–17 Uhr und Sonntag 12–18 Uhr.
Eintritt frei.

Flyer „Cannstatter Industriegeschichten“

Öffentliche Führungen (kostenfrei)
So. 02.04.2023, 15 Uhr
So. 07.05.2023, 15 Uhr
So. 04.06.2023, 15 Uhr
So. 09.07.2023, 15 Uhr
So. 17.09.2023, 15 Uhr

Stadtmuseum Bad Cannstatt
Marktstraße 71/1 („Klösterle-Scheuer“)
70372 Stuttgart-Bad Cannstatt

museumsfamilie@stuttgart.de

www.stadtmuseum-badcannstatt.de

facebook.com/museumcannstatt

instagram.com/stadtmuseumbadcannstatt

www.proaltcannstatt.de

Stadtmuseum Bad Cannstatt: WASEN IM WANDEL – VON CANNSTATT BIS WEIL

Info

Ausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt  wurde bis 19.3.2023 verlängert.
Danach ab 25.3.2023 bis 3.10.2023 „Cannstatter Industriegeschichten“

Plakat Wasen im Wandel BCDie Überschwemmungsflächen am Neckar von Cannstatt bis Weil blieben lange Zeit unbebaut. Erst im späten 19. Jahrhundert und befördert durch die Industrialisierung verwandelten sich die Wasenflächen in Gebiete mit neuen Funktionen.
Die Ausstellung zeigt einzelne Nutzungen des Wasens von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Zutage tritt eine Vielfalt an Themen, denn der Wasen war und ist viel mehr als Fläche für das Volksfest und Veranstaltungen.

Eine Ausstellung des Bürgervereins Untertürkheim e.V. in Kooperation mit Pro Alt Cannstatt e.V. im
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Stadtmuseum Bad Cannstatt

Marktstraße 71/1 („Klösterle-Scheuer“)
70372 Stuttgart-Bad Cannstatt
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Öffnungszeiten
Mi 14 – 16 Uhr
Sa 14 – 17 Uhr
So 12 – 18 Uhr
Eintritt frei
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Öffentliche Führungen:

  • So. 27.11.2022, 15.00 Uhr
  • So. 08.01.2023, 15.00 Uhr
  • So. 05.02.2023, 15.00 Uhr
  • So. 05.03.2023, 15.00 Uhr

>>Flyer Wasen im Wandel Stadtmuseum BC 2022<<

Pressemitteilung zur 40. Stuttgarter Solperstein-Verlegung am 15. März 2023

Mehr als eintausend STOLPERSTEINE gegen das Vergessen

Gunter Demnig zur 40. Verlegung am 15. März 2023 wieder in Stuttgart

Verlegung eines StolpersteinsAm Mittwoch, dem 15. März 2023 wird Gunter Demnig 9 neue Steine für Opfer des NS-Regimes in Stuttgart verlegen. Nach dieser 40. Stuttgarter Verlegungsaktion sind es dann – dank dem beharrlichen ehrenamtlichen Engagement der Aktiven in den Stadtteil-Initiativen – mehr als eintausend STOLPERSTEINE, die seit 2003 im gesamten Stadtgebiet gesetzt wurden. Jedes dieser 10 x 10 cm großen Kleindenkmale erinnert an einen Menschen, der im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und vernichtet wurde, weil er Jude, Sinto, behindert, homosexuell, Zeuge Jehovas war oder einfach politisch anders dachte. Die Aktion am 15. März beginnt um 9:00 Uhr in Feuerbach und führt über die Innenstadtbezirke Ost, Nord, West und Mitte nach Süd, wo sie gegen 14:30 Uhr endet. Einige Verlegungen finden im Beisein von z.T. weit angereisten Angehörigen/Nachkommen der Opfer statt, überall sind Paten, Nachbarn und Schulklassen sowie interessierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger beteiligt.

09:45 – 10:10 Ost Am Mühlkanal 32 1 Stein für HELENE ´LINA`MICHALSKI:
Helene „Lina“ Michalski, geb. Schiess, wurde im Jahr 1905 in Münchenbuchsee bei Bern geboren. Seit 1934 wohnte sie in Stuttgart in der Kanalstraße 32 [heute: Am Mühlkanal 32]. Sie bekam einen Vormund als ihre Eltern verstarben. Nach dem Aufenthalt in einem Waisenhaus und in einem Mädchenheim arbeitete sie u. a. als Hausmädchen und in einem Hotel in Lausanne. Frau Michalski heiratete im Jahr 1932 und wohnte seit Juli 1934 in Stuttgart-Berg. Im November 1934 ließ der Hausarzt Dr. med. Stützner aus der Neckarstr. 229/I sie durch Polizeibeamte der Polizeiwache in der Villastr. 16 in das Bürgerhospital einliefern. Nach einem zweimonatigen Aufenthalt wurde sie in die „Heilanstalt“ Rottenmünster, und von dort in die „Heilanstalt“ Weissenau „verlegt“, wo sie fünf Jahre verbrachte. Am 1. August 1940 wurde sie im Rahmen der „Aktion T4“ nach Grafeneck „verlegt“ und unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.

Die mit Musik umrahmte Zeremonie wird von der Stolperstein-Initiative Stuttgart-Ost in Kooperation mit Berger Vereinen und der Evangelischen Kirchengemeinde durchgeführt, auch Nachkommen der Familie, denen das Haus bis heute gehört, werden teilnehmen.

 Stolpersteine für Stuttgart am Mittwoch, den 15. März 2023:

09:00 – 09:20 Feuerbach Kapfenburgstraße 75 1 Stein für WILHELM WOLF

09:45 – 10:10 Ost Am Mühlkanal 32 1 Stein für HELENE ´LINA` MICHALSKI

10:30 – 11:15 Nord Frühlingshalde 8 2 Steine für HERMANN und PAULA MENDLE

11:30 – 12:15 West Gaußstraße 95 1 Stein für PAULA BEIFUS

12:30 – 13:00 Süd Böblinger Straße 158 1 Stein für FRIEDER WURM

13:15 – 13:45 Mitte Eberhardstraße 2 2 Steine für SIEGFRIED und SELMA SÜSS-SCHÜLEIN

14:00 – 14:30 Süd Liebigstraße 35 1 Stein für KARL MAIER

Die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen – im Internet unter: www.stolpersteine-stuttgart.de
StolperKunst – ein Projekt der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen: www.stolperkunst.de
Gedenken braucht Orte – ein historisch-politischer Lernort für die Zukunft:
 www.hotel-silber.de
Die Website von Gunter Demnig – dem Erfinder der Stolpersteine: www.stolpersteine.eu

Archivfoto

Neue Schaufensterausstellung in der Widdersteinstraße 19

Info

Ab 2.12.2022 ist die Ausstellung “100-Jahre UT-Motorrad” in den Schaufenstern der Widdersteinstraße 19.

Agi 2 – Motor: 2-Takt Fichtel & Sachs – Leistung: 1,25 PS – Hubraum: 47 ccm

TS 175 F  –  Motor: 2-Takt Fichtel & Sachs – Leistung: 9,5 PS – Hubraum: 174 ccm

Fotos: Enslin

Diese Ausstellung wird von den „UT Motorradfreunden“ organisiert. Zu sehen gibt es neben einem UT-Moped Agi 2 von 1955 ein UT-Motorrad TS 175 F von 1954 sowie viele Informationen rund ums Thema UT-Motorrad, das ab 1922 von Hermann Scheihing in Luginsland – Im Häldle 9 –  zum ersten Mal gebaut wurde.
UT-Motorrad-Freunde
ut-motorrad-freunde.de

wirtemberg.de/motorrad

Eingemeindet nach Stuttgart. Motive, Abläufe, Auswirkungen

Posted by Klaus on 23rd Oktober 2022 in Es war einmal, Stuttgart, Veranstaltungen - TV - Tipps - Kuriositäten

Der 17. Tag der Stadtgeschichte am Samstag, 12. November, beschäftigt sich mit den Ein- gemeindungen nach Stuttgart zwischen 1901 und 1942. Veranstaltet wird er von der Arbeits- gemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart (AgS) unter dem Vorsitz von Ulrich Gohl von MUSE-O. An diesem Tag wird einerseits eine entsprechende Ausstellung eröffnet, andererseits findet eine Vortragsveranstaltung statt.

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Das detaillierte Programm findet man unter www.ags-s.de.
Eingemeindet nach Stuttgart. Motive, Abläufe, Auswirkungen. 17. Tag der Stadtgeschichte. Veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte Stuttgart e. V. (AgS).
StadtPalais, Museum für Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 2
Vortragsveranstaltung 12. Nov. 2022, 13.30 Uhr
Ausstellung geöffnet Di-So 10 bis 18 Uhr
Eintritt frei.

Archivfoto

Muse-o – Als die Werbung noch Reklame hieß Als die Werbung noch Reklame hieß

In den 1920er-Jahren, einer Blütezeit der „Reklame“, hat sie manches grafische Meisterwerk hervorgebracht. Die neue MUSE-O-Aus¬stellung „Reklame!!!“ widmet sich der Werbegrafik in Stuttgart zu dieser Zeit – von der kleinen Sammelmarke bis hin zum Plakat. Vernissage ist am 13. November.

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Archivfoto

KULTUR AM ABEND – Stgt Wangen, von der Entstehung bis zum 30- jährigen Krieg

Nachdem es beim letzten Abend zur Wangener Geschichte um die Vorgeschichte und Entstehung unseres Ortes gegangen ist, wird Ortschronist  Martin Dolde am Montag, 17. Oktober um 19.00 Uhr die weiteren 400 Jahre bis zum Ausbruch des 30- jährigen Krieges mit uns ansehen. Ablösung der Viehwirtschaft durch den Weinbau, Errichtung der Michaelskirche, erste Häuser, Rechberger Hof, Reformation und Grundherren sind einige Themen, zu denen es auch etliche Bilder geben wird.

Anbei eine Zeichnung des Gasthauses Krone- heute Bezirksrathaus, wie es vor ca. 200 Jahren ausgesehen hat.

Wir haben nun festgestellt, dass es zeitlgleich zur Bezirksbeiratssitzung stattfindet und hoffen, dass dennoch einige Zuhörer*innen kommen.
Herzlichen Dank vorab und viele Grüße

Jacqueline Traub

MUSE-O: beim drinnen Draußensitzen staunen und essen

Posted by Klaus on 5th September 2022 in Es war einmal, In und um Gablenberg herum

Pressemitteilung/Vorankündigung

Zur spannenden, umfassenden MUSEOAusstellung „Draußensitzen.

300 Jahre Gartenwirtschaften in Stuttgart“ gibt’s ein kleines Begleitprogramm: Bewirtschaftung in den Ausstellungsräumen mit typischen Gerichten (17./18. Sept.) und eine Kuratorenführung am 24. September.

Die Schau erzählt ja die Geschichte des organisierten Draußensitzens seit drei Jahrhunderten im Kessel, aber auch an den Hängen und auf den Höhen ringsum. Überraschend dabei: Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter waren, vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, reichsweit berüchtigte Freunde des Kaltgetränks unter freiem Himmel.
Erst während der beiden Weltkriege ging diese Kultur hier weitgehend verloren. Sie lebte dann in den 1970erJahren wieder so richtig auf, etwa mit den „Langen Nächten“ während der FußballWeltmeisterschaft 1974.

Außer durch die schönen und informativen Tafeln möchten die Ausstellungsmacher auch durch ein spezielles Angebot des Cuisinle die Gartenwirtschafts beziehungsweise Biergartenatmosphäre in die Museumsräume holen. Hier wird am 17. und am 18. September während der Öffnungszeiten von 14 bis 18 Uhr bewirtet, mit Getränken und einem kleinen typischen Speisenangebot; man darf gespannt sein, was auf der Karte stehen wird.
Eine Woche danach führt MUSEOKurator Ulrich Gohl durch die Ausstellung und berichtet von den Geschichten hinter den Geschichten, heute auch gerne als „The Making of…“ bezeichnet. Aber natürlich wird er auch die seriöse historische Einordnung liefern. Bei dem rund halbstündigen Rundgang werden selbstverständlich die Fragen der interessierten Gäste beantworten.

Draußensitzen. 300 Jahre Gartenwirtschaften in Stuttgart. Eine MUSE-O-Ausstellung.
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
Bewirtung in den Museumsräumen: 17. und 18. Sept. 2022, 14-18 Uhr

Kuratorenführung: Sa., 24. Sept. 2022, 15 Uhr

Ausstellung: bis 23. Okt. 2022
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de

MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

((Bildunterschrift:))
Zum Mineralbad Berg, genannt Neuner, gehörte eine ausgedehnte Gartenwirtschaft mit schönen Lauben. Ansichtskarte, postalisch verschickt 1912. Sammlung Goh

100 Jahre Eingemeindung mit Obertürkheim, Hedelfingen, Botnang und Kaltental

Presse LHS

Stuttgart.de  – Vor 100 Jahren gaben Obertürkheim, Hedelfingen, Botnang und Kaltental ihre Selbstständigkeit auf und wurden Teil der Großstadt Stuttgart. Grund genug, die heute ganz selbstverständlich zu Stuttgart gehörenden Stadtbezirke zu feiern.

Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper hatte dazu am 19. Juli 2022 zu einer Jubiläumsfeier mit den Bezirksvorstehern und der Bezirksvorsteherin sowie weiteren Gästen ins Rathaus eingeladen.

Oberbürgermeister Nopper sagte: „Im Rückblick muss die konzeptionelle Idee, die damals die Stuttgarter Eingemeindungspolitik trug, als klug und vorausschauend bewertet werden. Die eingemeindeten Ortschaften bekamen nicht das Gefühl, geschluckt worden zu sein. Vielmehr wurden sie als selbstständige Teile eines neuen Ganzen betrachtet. Es war ausdrücklich erwünscht, dass sie ihre Eigenheiten behielten, dass sie ihre Traditionen pflegten, dass die aufgenommenen vier Ortschaften gerade nicht in Stuttgart aufgingen. Das örtliche Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit haben sich die Stadtbezirke in Stuttgart bewahrt – nicht nur die ehedem selbstständigen Stadtbezirke.“ Der OB weiter: „Wir bilden gemeinsam mit allen Stadtbezirken eine große Einheit. Wir alle sind Stuttgart. In diesem Sinne gratuliere ich uns allen zu 100 Jahren Eingemeindung und damit zu 100 Jahren Stuttgarter Geschichte.“

Erste Eingemeindungen

Gaisburg war 1901 die erste Gemeinde, die sich der zwischen den Hügeln immer beengter werdenden Großstadt anschloss und damit Raum zur Ausdehnung bot. Es folgten 1905 Cannstatt, Untertürkheim und Wangen, 1908 dehnte sich Stuttgart mit der Eingemeindung Degerlochs über den Kesselrand aus.

Mit dem Wachstum Stuttgarts stiegen, besonders seit Mitte des 19. Jahrhunderts, auch die Einwohnerzahlen der Nachbarorte und damit die Herausforderungen. Durch erforderliche Infrastruktur wie Schulen, Straßenbau, Ver? und Entsorgung und was sonst zur Daseinsvorsorge gehört, entstanden hohe Kosten. Dazu kamen die Lasten nach dem Ersten Weltkrieg. Mehr und mehr fühlten sich die Gemeinden überfordert. So verhandelte ein Nachbarort nach dem anderen mit der Großstadt über die Vereinigung. Stuttgart war dafür aber nicht immer aufgeschlossen.

Botnang zum Beispiel musste 20 Jahre um die Gunst der Großstadt buhlen, gar von Zwangseingemeindung war die Rede. Aber der industrielose, relativ arme Ort war für die Stuttgarter uninteressant. Als Gegenleistung, den Anschluss nicht gegen den Willen Stuttgarts zu betreiben, erhielt Botnang 1907 Geldleistungen beispielsweise für das Schulwesen. Eine ähnlich arme „Braut ohne Mitgift“ war Kaltental. Hier wurde ein vergleichbares Abkommen geschlossen. Doch, so Stuttgarts damaliger Oberbürgermeister Karl Lautenschlager im Juni 1922: „Die wirtschaftliche Notlage der beiden Wohngemeinden wurde immer unerträglicher.“

Stuttgart hatte dagegen sehr starkes Interesse an Hedelfingen. Die Kanalisierung des Neckars mit den entsprechenden industriellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten war verlockend. Man hoffte, schon zum 1. April 1919 zusammenzukommen, aber die damals noch selbstständige Gemeinde Rohracker wandte sich heftig dagegen – unterstützt von Botnang und Kaltental. Schließlich entschied das Innenministerium: Ohne Botnang und Kaltental keine Eingemeindung von Hedelfingen.

Esslinger Konkurrenz

Im Frühjahr 1919 begann Esslingen, sich für Obertürkheim zu interessieren, wohin seit 1912 auch schon die Esslinger Straßenbahn verkehrte. Lautenschlager sagte dazu am 1. Juni 1922: „Man hat uns Stuttgartern übel genommen, daß wir nicht mit derselben Lebhaftigkeit, wie es die Eßlinger taten, uns um die Gunst der Obertürkheimer bewarben.“ Am Nesenbach wollte man noch abwarten, der Fall erschien als nicht so dringlich. Doch Esslingen intensivierte seine Bemühungen, so dass auch die Verhandlungen mit Stuttgart in Gang kamen.

Der Gesinnungswandel in der Großstadt kam im Zusammenhang mit den Überlegungen, den Neckar zu kanalisieren und einen Hafen zu bauen. Denn dieser würde nur dann ganz zu Stuttgart gehören, wenn auch Obertürkheim Teil der Stadt werden würde. Eine Kommission in Obertürkheim sollte klären, wo man besser aufgehoben sei. Am 8. Juni 1920 entschied sich der Gemeinderat der Neckargemeinde für Stuttgart.

Die Stuttgarter Chronik vermerkt dazu: „Während die Stuttgarter Stadtverwaltung schon 1920 eine großzügige Einigung mit dem umworbenen Ort [Obertürkheim] zustande gebracht hatte, verzögerte sich die Genehmigung durch das Innenministerium“ – Stuttgart musste erst noch überzeugt werden, Botnang und Kaltental aufzunehmen. Zudem wollte das Ministerium den Verbleib der Reste des einstigen Oberamts Cannstatt geregelt sehen. Die Chronik weiter: „Im Zuge dieses Grenzausgleichs, der der Landeshauptstadt die vier Gemeinden mit 13.985 Einwohnern und 1994 Hektar Fläche zusprach, kamen Schmiden, Fellbach und andere Orte zum Oberamt Waiblingen und gingen damit für die weitere Ausdehnung Stuttgarts verloren.“ Der Weiler Brühl musste Esslingen überlassen werden.

Am 1. April 1922 wurden also Obertürkheim und Hedelfingen sowie Botnang und Kaltental mit Stuttgart vereinigt. Auch der staatliche Rot? und Schwarzwildpark wurde verwaltungsmäßig Stuttgart zugeschlagen. Am 24. Mai verabschiedete der Landtag das Eingemeindungsgesetz.

Im Stuttgarter Amtsblatt vom 30. Mai 1922 wurden die neuen Bürger schon mal mit den Zuständigkeiten der „stadtschultheißenamtlichen Geschäftsstellen“ vertraut gemacht, die in Obertürkheim, Hedelfingen und Botnang eingerichtet wurden. Kaltental ging leer aus, seine Einwohner wurden an die städtischen Ämter in Stuttgart verwiesen.

Am 1. Juni 1922 kam es zu einer denkwürdigen gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte aller beteiligten Orte im Beisein des Innenministers. OB Lautenschlager sagte: „Mit der Aufgabe der Selbstständigkeit verlieren die Gemeinden ihr höchstes Recht und Gut. Es ist Sache der Stadt Stuttgart, den Verlust durch loyale Ausführung der Eingemeindungsverträge auszugleichen. Die Bewohner der vier Vororte sollen sich als Stuttgarter fühlen, als gleichberechtigte und gleichwertige Glieder der Gesamteinwohnerschaft der Stadt.“

Lautenschlager weiter: „Damit ist nicht gesagt, dass das noch weithin erhaltene ländliche Eigenleben sich nicht fortsetzen soll; im Gegenteil kann man nur wünschen und hoffen, es möge der heutige Charakter der Vororte, es mögen ländliche Sitten und Gebräuche und lokale Gewohnheiten tunlichst erhalten und noch für lange Zeit hinaus gepflegt werden.“ Vorausgesetzt, es geschieht im Rahmen der Vorschriften und im Interesse des Wohls Gesamt?Stuttgarts.

Der Obertürkheimer Schultheiß Heinrich Knauß sprach in der Sitzung für alle vier neuen Ortsteile: „Es steht außer allem Zweifel, daß die großen Aufgaben der Zukunft nur in engstem Zusammenschluß mit der leistungsfähigen Großstadt sich vollständig lösen lassen. Wir werden uns ehrlich bemühen, gute Stuttgarter zu werden, und bitten nur um einige Rücksichtnahme, wenn es manchem vielleicht im Anfang etwas schwerfallen wird, sich in die neuen, ungewohnten Verhältnisse zu fügen.“

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