Mehr als 15 000 Autos fahren heute täglich durch den Schwabtunnel. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1896 stellte er gleich mehrere Rekorde auf: Er war nicht nur der erste Straßenbahntunnel der Welt, sondern auch der breiteste Tunnel Europas sowie der erste deutsche Tunnel, durch den Autos fahren konnten. Am Mittwoch, 29. Juni, wird der Schwabtunnel 120 Jahre alt.
Der Technische Bürgermeister Dirk Thürnau: „Der Bau des Schwab- tunnels hat Maßstäbe gesetzt. Trotz seines hohen Alters von 120 Jahren befindet er sich in einem guten Zustand. Wir werden dafür sorgen, dass er auch noch seinen
200. Geburtstag feiern kann.“
Verbindung für Straßenbahnen, Pferdefuhrwerke, Autos und Fußgänger
Der Schwabtunnel wurde unter der Regie von Karl Kölle, dem ersten Leiter des 1891 gegründeten Tiefbauamts der Stadt, gebaut. Nach rund zweijähriger Bauzeit konnte der 125 Meter lange Tunnel 1896 eröffnet werden. Er ist nach dem berühmten Stuttgarter Pfarrer, Dichter und Herausgeber Gustav Schwab (1792-1850) benannt. Aufgrund seiner zahlreichen Innovationen gilt der Tunnel als Meilenstein der Ingenieurskunst: Mit 10,50 Metern war er außergewöhnlich breit und konnte von Straßenbahnen, Pferdefuhrwerken, Autos und Fußgängern gleichzeitig passiert werden. Durch eine geschickte Gestaltung des Eingangs fiel genug Licht in den Tunnel, um tagsüber auf eine künstliche Beleuchtung verzichten zu können.
Der Gemeinderat hatte den Bau des Tunnels 1894 beschlossen, um eine direkte Verbindung zwischen dem Stuttgarter Westen und Heslach zu schaffen. Der Bau stellte die Verantwortlichen vor zahlreiche Herausforderungen:Die Hauptwasserleitung, die das Baufeld kreuzte, musste freigelegt und ständig überwacht, ein angrenzendes Gebäude mit Backsteinpfeilern abgestützt werden. Insgesamtwurden eine Million Backsteine im Tunnel verbaut. Die Kosten des Projekts betrugen rund 289 000 Reichsmark.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Schwabtunnel zu einem Luftschutzraum umgebaut, um die Bevölkerung von Stuttgart West und Heslach vor Luftangriffen zu schützen. Der anschließende Rückbau zum Tunnel dauerte bis Anfang Juni 1946.
Sanierung nach Vorgaben des Denkmalschutzes
Der Schwabtunnel wird regelmäßig überprüft und gewartet. So hat das Tiefbauamt kürzlich die Treppenläufe modernisiert. Aktuell untersuchen Spezialisten, wie die Natursteinfassade im Eingangsbereich saniert werden kann. Im Lauf der Jahrzehnte haben ihr Abgase, Salz und Frost zugesetzt. Bei der Sanierung müssen auch die Vorgaben des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Fotos, Thomas, Klaus