Gründer, Direktor, Vorstand: Die Persönlichkeiten hinter der Firma –
Eine neue Buchreihe der SSB
Fahrzeuge, Linien, Technik – das sind grundsätzliche Themen, wenn es um die Literatur über Straßenbahnen geht. Doch Menschen, Persönlichkeiten, müssen das oder die Straßenbahnunternehmen leiten. Um diese Gründer, Direktoren oder Vorstände und ihr Wirken beim Nahverkehr in Stuttgart geht es in der neuen Buchreihe, welche die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) jetzt vorgestellt hat. Für viele der Dargestellten wurde ihre Tätigkeit zur Berufung und Lebensaufgabe. Deshalb heißt der Titel der Buchreihe nicht ohne Hintersinn: Lebens-Bahnen. Der erste Band widmet sich dem Zeitraum von 1868 bis um 1900. Damals war die Erschließung des Stuttgarter Zentrums mit dem neuen Verkehrsmittel Straßenbahn die Pioniertat. ‚Schienen durch die Stadt‘ lautet deshalb der Untertitel von Band 1.
Erfahrung und Erfolg, Stetigkeit und Scheitern, Triumph und Tragik eint die Vita dieser „Manager“ der Gründerzeit. Freunde biografischer Lektüre können daran ebenso gefallen finden wie Stuttgart-Liebhaber, Interessenten der Wirtschaftsgeschichte wie Nahverkehrsenthusiasten und Technikspezialisten. Denn auch die technische und betriebliche Entwicklung, welche Stuttgarts Pferdebahn in ihren ersten beiden Dekaden wohl oder übel mitmachte – ein langwieriger Lernprozess für Betreiber, Stadtverwaltung, Publikum und Passanten – erschließt sich in plastischen Details.
Wie baut man eine Pferdestraßenbahn, wenn es noch fast nirgends eine gibt? Vor dieser Frage stand in Stuttgart vor über 150 Jahren Georg Schöttle, ein solider schwäbischer Bauunternehmer. Im Jahr 1868 hatte er es geschafft, seine Stuttgarter Pferdeeisenbahn – die Urahnin der heutigen SSB – zuckelte erstmals durch die Schwabenmetropole. Der vielbeschäftigte Schöttle war zwar Gründer, aber nicht Geschäftsführer, dafür brauchte er Fachleute – und auch die zu bekommen war nicht einfach. Dann war da als weitere Gründerfigur Emil Kessler junior, Chef des führenden Herstellers im Fahrzeugbau in Württemberg, der Maschinenfabrik Esslingen. Kessler lieferte nicht nur die Wagen für die Pferdebahn, er schuf auf eigene Rechnung, ganz unabhängig davon, die Stuttgarter Zahnradbahn und ihre Fortsetzung nach Hohenheim. Aus alledem entwickelte sich über Jahrzehnte das Streckennetz der SSB.
Die Verfasserin der neuen Buchreihe, Claudia Lorenz, wandelt schon länger auf den Spuren, die anderthalb Jahrhunderte Nahverkehr in Stuttgart hinterlassen haben: Bereits seit Frühjahr 2018 bietet sie Publikumsführungen zu ehemaligen Linienverläufen und Örtlichkeiten der SSB in Stuttgart an. Darüber hat sie das kleine Buch „Sechs historische SSB-Spaziergänge“ verfasst. Lorenz, gelernte Ingenieurin der Agrarwirtschaft, ist im kulturellen Sektor vielseitig tätig, vom Kulturmanagement über Vorträge bis zu literarischen Arbeiten. Schon seit 25 Jahren erkundet sie Stuttgart und seine Umgebung gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit der Entstehungsgeschichte der Stuttgarter Pferdebahn ist sie nun bis zum letzten Schienennagel so vertraut, dass sie als Fachfrau – und als einzige lebende Person, die sich genau genug auskennt – heute den Bau einer solchen Bahn wohl selbst anleiten könnte.
Die von der SSB herausgegebene Neuerscheinung ist nicht nur ein passender abschließender Beitrag zum Jubiläumsjahr 150 Jahre öffentlicher Nahverkehr in Stuttgart. Die Buchreihe spannt auch den Bogen über das Feierjahr hinaus – denn die Verkehrsgeschichte geht weiter.
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Claudia Lorenz: Lebens-Bahnen.
Persönlichkeiten aus Stuttgarts Nahverkehr.
Band 1: Schienen durch die Stadt.
Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Stuttgart 2018.
120 Seiten broschiert, Format 27 x 19 cm. Ca. 75 Abbildungen.
ISBN 978-3-9811082-7-9 15,80 Euro.
Erhältlich: Straßenbahnmuseum Stuttgart oder Buchhandel.
Versand über www.ssb-ag.de/Shop