„Entdecken, was uns verbindet“ lautet das diesjährige Motto beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September. Das passt eigentlich auch zur Heslach-Degerlocher Seilbahn der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB): Die war zwar anno 1914 im schönsten Jugendstil geplant worden, mit türmchengeschmückten Stationsgebäuden und dekorativ verzierten Wagen, um der Wohlhabenheit, wirtschaftlichen und gestalterischen Potenz der Landeshauptstadt sichtbaren Ausdruck zu geben. Doch der Erste Weltkrieg machte dem Bau zunächst den Garaus. Erst 15 Jahre und unzählige Planungsvarianten weiter kam die kleine Schienenseilbahn dann im Jahr 1929 doch noch endlich aufs Gleis: nunmehr schlicht, bescheiden und unauffällig, mit möglichst kurzer Streckenlänge und geringstem Eingriff ins Gelände. Nicht nur die reine Funktion bei geringsten Kosten hatte nun Vorrang – der vollzogene gesellschaftliche Wandel und die wirtschaftliche Not während und nach dem Krieg legte es nun einer Kommune nahe, bei öffentlichen Bauten gezielt Zurückhaltung zu zeigen. Schließlich war der nüchterne, rationelle, zeitlose Baustil, dennoch nicht ohne Eleganz, bereits zum Markenzeichen dieser neuen Epoche geworden.
Wie es 1929 die Planer der SSB und die Konstrukteure der Maschinenfabrik Esslingen (ME) geschafft haben, durch einen Sprung im technischen Fortschritt den Gutteil der Betriebskosten einzusparen und die Heslacher Seilbahn doch möglich zu machen, erläutern Rüdiger Walz, der Betriebsleiter, und sein Alt-Vorgänger Dietmar Pfeiffer bei ihren Führungen am Tag des offenen Denkmals. Sie zeigen auch, mit welchen neuen technischen Finessen es 2004 gelungen ist, dass die Bahn nicht aufgegeben werden musste, sondern für das 21. Jahrhundert fit gemacht werden konnte.
Standseilbahn (Seilbahn auf Schienen) Heslach – Degerloch (Südheimer Platz – Waldfriedhof):
Technikführung (Maschinenraum in der Bergstation): am Vor- und Nachmittag in Kleingruppen etwa alle 45 Minuten, Dauer gut 30 Minuten. Auch Einzelpersonen können teilnehmen. Enger Raum, steile Treppe – griffige Schuhe sind nötig. Teilnahme nur nach Voranmeldung bei der SSB-Pressestelle unter Telefon 0711 / 7885-2686.
Bergstation | Eugen-Dolmetsch-Straße/Am Waldfriedhof 6, vor dem Haupteingang zum Waldfriedhof rechterhand.
Abfahrt | Die Heslacher Seilbahn fährt täglich, nicht nur am Denkmalstag. Alle 20 Minuten (Minute 10, 30 und 50) von 9 bis kurz vor 18 Uhr. Bei großem Andrang zusätzliche Fahrten.
Tarif | Es gilt der VVS-Tarif. Einfache Fahrt: Kurzstrecke lösen (Taste K). Wer schon eine für die Zone 10 gültige VVS-Tages- oder Zeitkarte hat, kann mit dieser auch auf der Seilbahn fahren. Ebenso gelten Regionalangebote wie etwa das Schöne-Wochenende-Ticket, Baden-Württemberg-Ticket und Metropolticket.
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