Pressemeldung 1.04.2023
Der schwäbische Traum: Per Schiff staufrei vom Rosenstein zum Bodensee STUTTGART/ULM/BIBERACH Die Neubau-Eisenbahnstrecke zwischen Wendlingen und Ulm ist noch kaum in Betrieb, da gibt es bereits den nächsten Vorschlag zur besseren Verkehrsanbindung zwischen der Landeshauptstadt und dem schwäbischen Meer. Er kommt von der Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (BAUS) aus Renningen. Die hat sich zwar besseren Zugverkehr auf der Nordschwarzwaldbahn Stuttgart – Calw/Bad Liebenzell auf die Fahnen geschrieben, sorgt sich aber generell um die verbesserungswürdige Qualität des Zugverkehrs in die Schwabenmetropole. Eine reibungslos verlaufene Schiffsreise entlang dem Ufer des Bodensees – nebst verpassten und verspäteten Zuganschlüssen bei der An- und Abreise – bringt die Bahnaktivisten nun auf eine naheliegende Idee: Sie fordern eine Schiffsverbindung zwischen Stuttgart, Ulm und dem Bodensee – und zwar für den öffentlichen Nahverkehr.
„Die staatliche Eisenbahn ist mit pünktlichem und zuverlässigem Betrieb überfordert“, erklärt Hans-Joachim Knupfer, Sprecher der Bürgerinitiative: „Der Schiffsverkehr hingegen hat Kapazität frei, kommt keinen anderen Zügen in die Quere und kann nicht mal mit Autos kollidieren.“ Noch bis Anfang der 1960er Jahre habe die Landesregierung bereits den Plan verfolgt, den schiffbaren Neckar über die Schwäbische Alb per Kanal nach Ulm zu verlängern und mit der Donau zu verbinden. Nun, 60 Jahre später, gehe es nicht mehr um den Frachtverkehr auf dem Wasser zu den Donauhäfen, sondern den reibungslosen Personentransport zur neuen Entwicklungsachse Oberschwaben/Bodensee.
Gezeitenkraftwerk für Stuttgart, Schiffsanlegestelle in Durlesbach „In Geislingen an der Steige kann man den alten Plan für das Schiffshebewerk wieder aus dem Archiv holen“, so Reinhard Hackl von der Bürgeraktion. Zwischen Ulm und Biberach könne der neue Kanal exakt entlang der schnurgeraden Strecke der Südbahn ideal trassiert werden, so die alternativen Verkehrsplaner. Im Schussentobel bei Durlesbach – das selbstverständlich eine Anlegestelle erhalte – entstünden Wasserspiele, zusätzlich könne eine Riesenmatschbahn das Kinderland im nahen Ravensburg bestens ergänzen.
Zudem ermögliche der Kanal eine bessere sommerliche Wasserversorgung Stuttgarts, wo die Schiffe perfekt am neuen Wohnquartier Rosensteinviertel halten könnten.
Da die Deutsche Bahn die wichtige Bahnver- bindung zwischen Stuttgart und Bad Cannstatt sowieso unterbricht, werde die geplante Staustufe Nesenbach vollends den leistungsfähigen Schiffsanschluss an die Stuttgarter City herstellen. Das somit endlich mögliche Gezeitenkraftwerk solle die nachhaltige Energieversorgung Stuttgarts sichern. „Wir wissen, dass das Schiff nicht das schnellste Verkehrsmittel ist – aber bei den vielen Verspätungen auf der Schiene kommt der Kahn immer noch kalkulierbar am Ziel an, das ist heute wichtiger“, so Hackl. Dies sei ein maßgeblicher Beitrag zur Entschleunigung der Welt, der naturgemäß den Schwaben besonders am Herzen liege.
Vor allem biete der Schiffslinien-Personennahverkehr (SchLPNV) endlich eine solide Lösung für ein grundschwäbisches Verkehrsproblem: Selbst Geißböcke könnten problemlos mit dem neuen Verkehrsmittel artgerecht mitgeführt werden. Hans-Joachim Knupfer: „Bei dem Tempo kann das Viech gut hinterdrei‘ schwimmen.“ Findige oberschwäbische Bauern arbeiteten bereits an wasserfesten Züchtungen. Die BAUS versteht ihre Anregung als Appell ans Stuttgarter Verkehrsministerium. Ministerpräsident Kretschmann soll bereits erfreut von dem Vorstoß gehört haben.
BZ: Den Entwurf für das Schiffshebewerk über die Alb gibt es schon.
Abbildung: Slg. Wolf-Ingo Seidelmann, aus der Veröffentlichung: Otto Konz – Neckar-Donau-Kanal Plochingen – Ulm; Stuttgart 1954
Digitales Belegexemplar bitte an wolf-ingo-seidelmann@t-online.de
V.i.S.d.P.:
Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (B.A.U.S.) | Bahnverbindung Calw – Renningen (- Stuttgart)
c/o Hans-Joachim Knupfer