Liliputbahn am Waldheim Raichberg – Stgt Ost
Die Broschüre (Autor Amdreas Pucka) der SSB “Liliputbahnen in Stuttgart” haben wir Euch ja schon vorgestellt. Nun wollen wir noch etwas näher auf das Dampfzügle am Waldheim Raichberg schreiben.
Als Nachweis dient uns hierzu ein Auszug aus dieser Broschüre und einer Modellbahnausstellung im Muse-o in Gablenberg welche uns Herr Gohl freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Herzlichen Dank dafür.
„Die Raichbergbahn („Schwarzer Otto“)
1926/27 baute die Münchner Firma Krauss & Co. drei baugleiche Liliput-Lokomotiven für Parkbahnen nach Plänen ihres Oberingenieurs Roland Martens. Eine wurde nach England verkauft, die beiden anderen liefen auf der Ausstellung „Das Bayerische Handwerk“ 1928 in München unter den Namen „Max“ und „Moritz“. Das Stuttgarter Unternehmen „Königs Tierzucht“ kaufte die „Moritz“ mit der Fabriknummer 8401 und ließ sie im Ausflugslokal „Affenparadies“ am Kochenhof zur Freude vor allem der Kinder fahren (heute die neugestaltete Fläche südlich der Straße Am Kochenhof). Die Bahnanlagen hatte die Firma Gebr. Waiß, Stuttgart-Wangen, gebaut. Ende 1936 wurde das gesamte Gelände geräumt, um Platz zu schaffen für die Reichsgartenschau 1939. Das Zügle war sozusagen übrig.
Foto, ((Raichbergbahn 01)) Vor Tunnel, Slg. Blessing
Die Nazis hatten 1933 das 1931/32 gegründete sozialdemokratische Waldheim Raichberg in Gaisburg enteignet, der NSDAP-Bezirk Osten übernahm das Gelände 1934. Der in Gaisburg wohnhafte Stadtrat Dr. Otto Schwarz, ein einflussreicher Nationalsozialist, ließ die am Kochenhof nicht mehr benötigte Bahn auf den Raichberg bringen, wo sie ab März 1937 lief. Es gab eine Haltestelle, der Lokschuppen wurde als Tunnel durchfahren. Die Bahn hieß zunächst „Raichbergbahn“, wurde dann nach dem Initiator der Aktion in „Schwarzer Otto“ umbenannt. Wohl mit Kriegsbeginn 1939 wurde der Fahrbetrieb eingestellt, das Gelände in einen kleinen Exerzierplatz umgewandelt, den ein Fliegerangriff völlig zerstörte.
Schwarz habe die Lok an sich genommen und nach dem Kriege der Messegesellschaft für die Bundesgartenschau 1950 zur Verfügung gestellt, so Jürgen Schwarz, ein Sohn von Otto Schwarz. Sie sei technisch überholt worden, habe aber trotzdem auf dem Killesberg nicht richtig funktioniert. Schwarz habe sie in einem DB-Lokschuppen, später bei seinem Wohnhaus in Gaisburg gelagert, bis er sie zu Beginn der 1960er-Jahre verschrotten ließ. Dem widerspricht allerdings, dass Zeitzeugen direkt nach dem Kriege in dem ausgebrannten Lok-Wrack beim Waldheim Raichberg gespielt haben wollen; oder hat es sich dabei nur um Waggons gehandelt?“
Vielen Dank für die Beihilfe zum Beitrag an die SSB, Herr Gohl und Herr Dr. E. Blessing