Pressemeldung
EnBW informiert in der Murghalle über den Stand der Dinge
Stuttgart/Forbach. Auf einer Informationsveranstaltung in der Murghalle stellte die EnBW Energie Baden-Württemberg AG heute den aktuellen Stand der Planungen beim Ausbauprojekt Pumpspeicherwerk Forbach und bei der Herstellung der Murgdurchgängigkeit am Wehr Kirschbaumwasen und am Niederdruckwerk vor.
Viermal mehr Leistung durch neue Ober- und Unterstufen
„Das Potential der Schwarzenbachtalsperre und ihres Stausees wird derzeit nicht voll ausgeschöpft“, sagt Angelika Böhringer, zuständige EnBW-Projektleiterin. Noch laufen die technischen Planungen. Eine Investitionsentscheidung für das Projekt könne erst getroffen werden, wenn alle Informationen aber insbesondere die Genehmigung vorliegen. Die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Pumpspeicherkraftwerke seien schwierig, aber Pumpspeicherkraftwerke stellen eine ausgereifte technische Möglichkeit dar, Energie zu speichern und schnell wieder zur Verfügung zustellen. Und mit der weiteren Umsetzung der Energiewende kommt der Stromspeicherung immer größere Bedeutung zu. Demzufolge ist für die Zukunft ein gestiegener Bedarf an Speicherkapazität durch Pumpspeicherkraftwerke zu erwarten. „Daher wollen wir weiterhin an der Option einer Realisierung festhalten“, so Böhringer.
In dem bisher als Oberstufe des Pumpspeicherwerks genutzten Becken lassen sich rund 14 Millionen Kubikmeter Wasser speichern. Die derzeitigen Pläne sehen vor, auf dem höher gelegenen Berg Seekopf einen weiteren Stausee zu bauen und die Schwarzenbachtalsperre als dessen Unterstufe zu nutzen. Insgesamt elf Alternativen für den Standort des neuen Oberbeckens oberhalb der Schwarzenbachtalsperre wurden im Raumordnungsverfahren geprüft und der Seekopf als am besten geeignet festgestellt. Durch den Bau der neuen Oberstufe und der neuen Unterstufe zum Ersatz von Murg- und Schwarzenbachwerk könnte die Leistung der Pumpspeicherkraftwerke auf 270 Megawatt erweitert und damit fast vervierfacht werden. „Durch die Erweiterung des Standortes Forbach kann jährlich die überschüssige Erzeugung aus PV- oder Windkraftanlagen von rund 240. 000 MWh ins Netz aufgenommen und bei Bedarf wieder zur Verfügung gestellt werden. Dies entspricht in etwa dem Stromverbrauch von 150.000 Menschen, also der Einwohneranzahl einer Stadt wie Heidelberg“, so Angelika Böhringer. Die Turbinen der Oberstufe sollen dann unterhalb des neuen Oberbeckens auf Höhe der Schwarzenbachtalsperre als Kavernenkraftwerk in den Berg gebaut werden und somit landschaftlich nicht in Erscheinung treten.
Auch unten im Tal, in Forbach, wo das denkmalgeschützte „Krafthaus“ mit den Turbinen steht, soll sich einiges tun: Neue Turbinen mit neuer Kraftwerkstechnik sollen her, die aber nicht mehr im alten Krafthaus stehen sollen, sondern in einem zweiten Kavernenkraftwerk tief unter der Rohrbahn. Geplant ist auch der Bau eines 200.000 Kubikmeter wasserfassender Kavernenspeichers, der an das bereits bestehende Unterbecken mit ebenfalls 200.000 Kubikmetern Fassungsvermögen angeschlossen wird.
Nachdem die Entwurfsplanung von Oberstufe und Unterstufe abgeschlossen ist, soll im kommenden Jahr der Antrag auf Planfeststellung beim Regierungspräsidium Karlsruhe eingereicht werden. Während der Entwurfsplanung bestätigten unabhängige Prüfingenieure die Ergebnisse des Seismologischen Gutachtens und Fachleute der Uni Graz bestätigten die hydraulische Funktionalität des geplanten Kavernenwasserspeichers im Zusammenspiel mit dem vorhandenen Ausgleichsbecken. Außerdem flossen in die Planungen die Stellungnahmen aus dem Raumordnungsverfahren ein, so ist beispielsweise das Oberbecken weiter von der Karwand abgerückt. Die Tunnel und Schächte sollen nun viel tiefer im Berg verlaufen und sind damit weiter entfernt vom ökologisch besonders wertvollen Herrenwieser See. So werden Beeinträchtigungen der Karwand und des Herrenwieser Sees während der Bauzeit vermieden und auch der Bussemer Denkstein müsste dann nicht mehr versetzt werden.
„Bei allen Überlegungen wird den Schutzgebieten in und um Forbach besondere Beachtung geschenkt“, so Angelika Böhringer. Man arbeite eng mit Sachverständigen zusammen, um Eingriffe auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und geeigneten Ausgleich zu schaffen. „Die Erweiterung in Forbach soll in jeder Hinsicht für ganzheitliches Denken und nachhaltiges Handeln stehen.“
Herstellung der Durchgängigkeit an der Murg durch Fischlifte
Um den Fischen in Zukunft den Auf-und Abstieg in der Murg zu ermöglichen, müssen am Wehr Kirschbaumwasen und Niederdruckwerk geeignete Lösungen zur Fischdurchgängigkeit gefunden werden. Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse und der Wasserspiegelschwankungen an beiden Standorten kommt der Bau einer konventionellen Fischtreppe nicht in Frage. Mit dem so genannten Hydro-Fischlift soll nun eine Fischwanderhilfe installiert werden, die platzsparend und ohne große Eingriffe in die denkmalgeschützte Bestandsbauwerke integrierbar ist. Bei diesem Fischlift werden die Fische mittels einer Lockströmung in einen Schwimmkolben, vergleichbar mit einer Aufzugskabine, geleitet. Nach dem Schließen der Einschwimmöffnung gleitet der Schwimmkolben in einer Röhre, eine Art Aufzugsschacht, durch die Auftriebskraft des Wassers nach oben. Dort angelangt, öffnet sich der Schwimmkolben und die Fische können nach draußen schwimmen. Durch den sinkenden Wasserstand aufgrund der Leerung der Röhre bewegt sich der Schwimmkolben anschließend wieder nach unten. So können die Fische den Lift sowohl zum Aufsteig als auch zum Abstieg nutzen.
Die bisherige Entwurfsplanung zu den Fischwanderhilfen lief in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Bis Ende 2016 sollen nun die Genehmigungsanträge zusammengestellt und beim zuständigen Landratsamt Rastatt eingereicht werden.
Rudolf-Fettweis-Werk Forbach
Das Rudolf-Fettweis-Werk (RFW) im Nordschwarzwald kommt auf eine Gesamt-Leistung von rund 71 Megawatt (MW) und besteht aus einem ausgeklügelten System mehrerer Anlagen: Das sogenannte Murgwerk (22 MW) und das Niederdruckwerk (2,4 MW) wurden 1914 bis 1918 als Lauf- und Speicherkraftwerke errichtet. Es gibt das Raumünzachwerk (0,55 MW) und letztlich das Schwarzenbachwerk (46 MW), das von 1923 bis 1926 gebaut wurde. Dessen Herzstück ist die Schwarzenbachtalsperre, ein von Touristen gerne besuchter Stausee. Über Stollen und eine Druckleitung gelangt das Wasser in das 357 Meter tiefer gelegene RFW und wird dort zur Stromerzeugung eingesetzt.
Weitere Informationen zum Ausbauprojekt Pumpspeicherwerk Forbach unter:
enbw.com//neubau-und-projekte/pumpspeicherkraftwerk-forbach
Siehe auch An und um die Schwarzenbachtalsperre wird gebaut und Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach
Enbw: Speicher- und Laufwasserkraftwerk in Forbach soll modernisiert und zu Pumpspeicherkraftwerk ausgebaut werden
EnBW investiert in Wasserkraft und Pumpspeicher in Forbach
Fotos, Sabine und Klaus